Einzelnen Beitrag anzeigen
  #75  
Alt 11.03.2015, 14:14
Wind Wind ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 02.10.2014
Beiträge: 352
Standard AW: CUP - Neuroendokrines Karzinom

Liebe Schreck,

willkommen hier bei mir und danke! Nein … ich kann die Welt nicht retten … aber ich würde es doch so gerne. Und ja, du hast recht, ich muss mich etwas abgrenzen, aber ich will ja auch immer da sein für Beide. Und ich will ihnen auch das Gefühl geben, dass ich immer da bin. Es ist schwierig … sehr schwierig.

Liebe Astrid,
alles gut mit der Erkältung … Sonntag war es am Schlimmsten … jetzt geht es schon wieder.

Ich verstehe die Mama sehr, sehr gut. Ich war ja selbst vor zwei Jahren sehr intensiv in die Pflege meiner Freundin eingebunden bis zu ihrem Tod. Und ich konnte abends immer wieder gehen und fühlte mich trotzdem wie erschlagen. Ich weiß, wie furchtbar es ist, den ganzen Tag da zu sitzen und zu warten … auf was auch immer. Die Mama hat es rund um die Uhr und ich weiß, was sie leistet. Und ich verstehe auch, wenn da ab und zu die Sicherungen durchbrennen. Genau deshalb bin ich ja auch jederzeit für sie erreichbar und ich möchte ihr wirklich das Gefühl geben, dass sie nicht alleine ist. Aber ich bin nun mal 800km weit weg und das kann ich auch nicht ändern. Manchmal tut es dann einfach weh, wenn man etwas vorgeworfen bekommt, was schon seit 20Jahren so ist und auch immer gut war. Ich weiß, dass ihre Angst und Hilflosigkeit aus ihr spricht, aber es ist ja auch nicht so, dass ich hier sitze und mich des Lebens erfreue. Ich habe auch furchtbare Angst und fühle mich auch hilflos. Ich fühle, dass mein Platz beim Papa sein sollte, aber ich habe hier doch auch mein Leben. Ich muss doch auch hier funktionieren. Es ist gerade eine ganz furchtbare Situation, weil ich gar nicht weiß, was richtig oder falsch ist. Mit der Mama ist natürlich mittlerweile alles geklärt … eigentlich gab es ja nichts zu klären. Es gab da diese Aussagen von ihr, ich habe sie mir angehört, versucht zu erklären, dass es mir echt mies ging … war zwar nebensächlich für sie … aber alles ist gut zwischen uns. Sie weiß nicht, dass ich mich verletzt gefühlt habe, damit muss ich sie nicht auch noch belasten. Das wisst nur ihr hier … und ich hoffe, ihr verratet es nicht . Irgendwie muss sie ja auch ihren Frust abbauen … und wenn es nur so geht, dann halte ich auch noch die andere Seite hin. Ich habe hier ja euch und einmal runter geschrieben, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. DANKE !!!!

Ich habe die Mama schon ganz oft drauf angesprochen, wie es mit ein paar Auszeiten aussieht. Oder was sein soll, wenn es gar nicht mehr geht. Sie macht da komplett dicht, will es nicht hören. Solange sie es kann, wird sie alleine weitermachen, sagt sie. Ich hoffe nur, dass sie merkt, wenn es nicht mehr geht. Sicher bin ich mir nicht. Sie hat viele nette Nachbarinnen, die immer mal wieder reinschauen. Die eine hat gestern auch den ganzen Vormittag auf den Papa aufgepasst, weil Mama einen Arzttermin hatte. Sie hat viele Freundinnen, die ständig anrufen, aber leider weiter weg wohnen. Als ich letztens dort war, ging es echt zu wie in einer Bahnhofshalle. Wenn nicht irgendwer kam, dann klingelte das Telefon. Aber am Ende des Tages ist sie alleine mit all ihren Ängsten und Sorgen …
Mit Zitat antworten