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Alt 08.11.2007, 22:50
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thomas64 thomas64 ist offline
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Registriert seit: 05.10.2007
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Standard AW: Inoperabler BSDK mit multipler Metastasenbildung in der Leber

Hier mal wieder die news:

nachdem ich nun schon ´ne Weile nicht habe von mir hören lassen, möchte ich mal kurz berichten wie es mir zur Zeit geht:
Heute gab es den Auftakt zum dritten Chemozyklus. Es ist mir wie fast immer gut bekommen:-)
In den vergangenen zwei Wochen ging es mir zeitweise allerdings doch nicht so super (ist auch der Grund, warum ich nicht nach Leipzig gefahren bin). Hin und wieder hatte ich kurzfristig z.T. recht hohes Fieber, das ich aber mit Novalgin immer wieder schnell in den Griff beakam. Dass mich die Übelkeit beim Essen nicht mehr plagt habe ich mit 3 kg Gewichtszunahme "bezahlt". Meine Frau freut sich über jedes Kilo, dass ich zunehme. Sie sagt dann immer, ich bräuchte "was zum Nachsetzen" wenn die Zeiten mal wieder schlechter werden! Naja, stimmt wohl, dass bei dieser Krankheit nicht immer die Sonne scheint;-). Also bin ich wieder bei akzeptablen 79 kg. Mit großem Appetit verzehre ich alles was mir in die Finger kommt. Allerdings achte ich darauf hochwertige Nahrungsmittel einzunehmen. Junk Food ist weitestgehend aus dem Speiseplan verbannt!
Manchmal habe ich den Eindruck, dass alle möglichen Nebenwirkungen (ich vermute insbesondere von den täglichen Tarcevar) sich mal kurz bei mir "melden", zeigen wie sie wirken und dann nach einer Woche wieder verschwinden. Ich bestehe jedoch darauf vom Herzinfarkt verschont zu bleiben! Alles andere werde ich schon durchstehen. After all: im ganzen Forum scheine ich wohl einer der recht wenigen Patienten zu sein, der immer noch kaum Schwierigkeiten mit dieser Krabbe hat. Wenn ich mir die z.T. verzweifelten posts ansehe, oder wieder so eine schreckliche Nachricht vom verlorenen Kampf zu lesen ist, dann komme ich mir mit meinen so vergeichseise guten Zustand fast fehl am Platze vor.
Besonders weh tut es, von Angehörigen zu lesen, die nicht mit ihren betroffenen Angehörigen über die Krankheit sprechen können. Es fällt mir schwer in solchen Fällen einen Rat zu geben, da doch jeder Patient so anders als ein anderer ist und in seiner Persönlichkeit so anders mit dieser Krankheit umgeht. Dieses unterschiedliche Umgehen mit der Krankheit liegt ja auch begründet im bisherigen (gesunden) Lebensverlauf. Wer da schon immer der Starke sein wollte und den Angehörigen nicht mit seinen vermeintlichen "Wehwehchen" belasten wollte, tut dies doch ganz bestimmt nicht wenn er auf einmal BSDK hat! Ich glaube diesen Patienten fällt es insgeheim doch schwer ihre starke Rolle zu "spielen". Christa48 hat heute bei Andrea´s (Sommi) Thread (Meine Mama) ein meiner Meinung nach sehr schönes Beispiel aus ihrem (leider verlorenem) Kampf erzählt. In dem Moment, wo sie nicht mehr stark sein konnte und bei ihrem erkrankten Mann zusammenbrach konnte er wieder stark sein. Er konnte sie bestimmt trösten und ihr Mut machen. Das genau (glaube ich) braucht ihr Angehörigen: Vom Betroffenen Mut und Unterstützung zu erhalten! Ihr könnt doch gar nicht immer die Starken sein. Und wir Patienten können Euch auch mal was geben! Wir können Euch sogar manchmal HOFFNUNG geben. Damit helfen wir uns auch selbst. Ich erzähle das so ausführlich und frei von meiner Leber (blöde Redewendung bei den vielen Lebermetas ;-)), weil es mir und meiner Frau schon genauso ging. Natürlich hat auch sie (wie ich) ihre schwachen Momente - sagt ruhig "Zusammenbruch". Wenn ich sie dann in den Arm nehmen kann und ihr helfen kann, schaffen wir uns nach kurzer Zeit eine Atmosphäre des Vertrauens, der Hilfsbereitschaft, der Hoffnung und am Ende der Gewissheit, es zu schaffen, weil es ja garnicht anders geht!!!
Mit dieser Gewissheit (es ist vielleicht nicht wirklich Gewissheit, vielmehr passt "überzeugte Hoffnung" besser) könne wir dann über den Krebs unsere Scherze machen und gemeinsam auf dem Viech ´rumtrampeln. Mag es überhaupt nicht!
Auch mit meinen Geschwistern oder mit meiner Mutter spreche ich inzwischen offen über die Krankheit. Auch das Feedback von dort (so unterschiedlich es bei sechs Geschwistern auch ausfällt!) hilft mir, gleichzeitig kann ich z.B. meiner Mutter (82 J) (die naturgemäß besonders zu knappern hat) auch Hoffnung geben.
O.K. mancher kann jetzt natürlich sagen, dass bei meinem recht guten Befinden es auch leichter ist mit der Krankheit zu dealen! Ja stimmt! Deshalb fällt es mir auch meistens so schwer, gezielte Ratschläge zu geben.
Vielleicht bedingt aber auch der offensive und offene Umgang mit der Krankheit einen Gutteil meines recht guten Gesundheitszustandes.

Nun, jetzt habe ich mich aber wohl etwas "festgequatscht", war garnicht meine Absicht - mußte aber mal raus!!

Also gehen heute mal neben allen guten Wünschen an alle, ganz besonders viele gute Wünsche an die Angehörigen die noch nicht offen mit ihren Betroffenen sprechen können.

Gruß Thomas
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Inoperabler BSDK mit multibler Metastasenbildung i.d.Leber.
Diagnose seit August/September 2007. Chemo (Gemcitabin) plus Tarceva 100 seit 13.09.2007.
Still running!
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