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Alt 06.01.2014, 22:44
Dimitri-Sidney Dimitri-Sidney ist offline
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Standard Mutter mit 54 gestorben...

Hallo,

bin 24 Jahre alt und leider inzwischen Vollwaise. Meine Mutter starb am 17.10.2013 an den Folgen ihrer Krebserkrankung, welche erst im Juni des selben Jahres festgestellt worden war.

Mein Vater starb, als ich noch fünfzehn Jahre alt war. Meine Eltern waren zu dem Zeitpunkt schon lange geschieden. Mein Vater war unzuverlässig, er war nett, aber als Kind tun dauernde Enttäuschungen seitens des Vaters so weh, dass ich mit 12-13 Jahren selbst kein Bock mehr auf dieses hin und her hatte ( kam nicht zu Terminen, ohne Abzusagen; meldete sich Wochenlang nicht usw.)
Plötzlich erhielt ich die Nachricht das er gestorben ist, woran weiß ich ehrlich gesagt nicht mal genau. Ich war traurig, aber es war nicht so hart, da er ja eh so gut wie nie in meinem Leben war.

Meine Mutter gab dafür das doppelte, obwohl sie alleinerziehend war und seitens der Familie nicht so viel Unterstützung erhielt. Ich musste sehr oft operiert werden weil ich mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (Hasenscharte/Wolfsrachen) geboren wurde. Sie war immer für mich da und hat alles gegeben, ich hatte trotz der ganzen scheiße eine schöne Kindheit.
Meine Mutter und ich waren ein Team und wir hatten nie viel Geld, aber haben das beste aus dem Leben gemacht.

Ich merke, obwohl ich versuche mit kurz zu halten, schreibe ich dennoch sehr viel deswegen mache ich jetzt einen Sprung zu den jüngsten Ereignissen.

Im Juni 2013 bin ich mit meiner Mutter ins örtliche Krankenhaus gefahren, da Sie seit einiger Zeit nicht mehr abführen konnte. Ihr Hausarzt begründete dies mit den Nebenwirkungen der Medikamente, welche meine Mutter aufgrund ihrer Depressionen einnahm.
Im Krankenhaus stellte man nach kurzen Ultraschall schnell fest das eine "Raumforderung" sich im Bauch meiner Mutter befindet. Uns war sofort klar, entweder Zyste oder Tumor. Sofort bekam Sie ein Zimmer und zwei Tage später wurde sie operiert.
Ich hatte tierische Angst, dass ich sie vllt. nie wieder sehen würde, diese Verlustängste hatte ich eh schon immer. Nach quälenden Stunden (5-6) und mehrmaligen nachfragen bei den Schwestern konnte ich sie endlich auf der Intensivstation besuchen.

Sie lag dort, verkabelt , ich dachte sie wäre nicht bei Bewusstsein, als ich jedoch näher kam öffnete sie ihre Augen und kam so fit und fröhlich wie immer rüber. Ich konnte mein Glück nicht fassen und war so froh und dankbar, dass sie noch da war. Ich konnte nicht anders als in die Akte zu schauen, welche dort lag, stand was von Karzinom und mir fuhr es durch Mark und Bein. Aber irgendwie war es mir doch schon klar gewesen, ich weiß auch nicht warum.

Am nächsten Tag, als sie auf die reguläre Stadtion verlegt wurde, erkläre uns der Oberarzt das sie Eierstockkrebs hätte der bereits in Bauchfell sowie auf Leber gestreut hätte, natürlich Bösartig usw. Der totale Horror also...
Wir ließen uns net unterkriegen und beschlossen die Zeit die uns noch verleibt so gut zu nutzen wie es nur ging.
Sie erholte sich prompt bis sie erneut operiert werden musste, da die Bauchdecke nicht richtig zugewachsen war. Danach war sie erschöpft und fertig. Das ganze Prozedere verzögerte die Chemotherapie, eig. sollte sie bei einer Studie der Firma Amgen teilnehmen, wo sie aber ein Tag bevor das starten sollte raus geflogen ist, was die eig. Chemo wieder verzögerte. Wir hatten auch große Angst vor der Chemo.
Ich ausnahmslos jeden Tag bei ihr, von dem Moment an wo ich aufstand bis es dunkel wurde, bis spät Abends war ich dort mit ihr im Krankenhaus. Wir sind viel spazieren gegangen und ich habe versucht ihr jeden Wunsch zu erfüllen.
Die erste Chemo wurde auf der Stadtion durchgeführt und war ein heilloses durcheinander, am nächsten Tag holte ich sie nach der Schule ab und war froh das wir zu Fuß ganz normal und entspannt nach hause gehen konnten, sie die vier Etagen hoch gehen konnte usw. Ihr Zuständ verschlechtere sich darauf rapide, sodass ich einen Krankenwagen rief. Auf der Stadtion wurde sie in ein Einzelzimmer in Quarantäne gesetzt.
Sprich Schutzkleidung anziehen usw. ab dem Moment verbrachte ich auch jede Nacht im Krankenhaus, habe ihr beim ankleiden, klo gehen überall mit geholfen, lieber eine vertraute als eine fremde Person macht das dachte ich mir. Pflegerisches Wissen hatte ich genug und meine Mum, die unter anderem auch ausgebildete Familienpflegerin war konnte mir Anweisungen geben.
In dieser Zeit war ich höchsten 3 Std täglich nicht im Krankenhaus und hab alles stehen und liegen gelassen.
Ich sorgte dafür das sie einen Platz auf der im Krankenhaus befindlichen Palliativstadtion erhielt, ein Zweibettzimmer, eins für sie eines für mich. Es war wie ein Hotelzimmer eingerichtet, ich brachte allerhand Sachen von Zuhause mit, wie zum Beispiel Bilder, es sollte möglichst wie Zuhause sein.
Ich bat die Schwester mich und die pflege meiner Mutter zu involvieren, sodass ich ein Großteil übernahm bzw. mit helfen konnte, das war mir sehr wichtig.
Mittlerweile schlief ich nur noch direkt an ihrem bett auf einem Stuhl, war die meiste Zeit aber wach, irgendwann musste sie husten, rief hilfe hilfe Dimitri ich nahm sie hoch in meine arme weil ich angst hatte das sie erstickt, drückte sie feste an mich und sie drücke mich ich sagte ich wie sehr ich sie liebe sie schaute mich an und sagte das auch wir küssten uns ich hielt sie und ihren Kopf und dann wurde ihr Kopf ganz leicht wie der von einer Puppe. Ihr Atem begann zu rasseln, von dem Wasser was wohl in die Lunge lief.
Es war bestimmt schon 1-2 Uhr Nachts und ich hielt mit einer Schwester zusammen ihre Hände und streichelte sie. Irgendwann ging die Schwester ich machte Musik an, Jimi Hendrix -All along the Watchtower und andere Songs die sie mochte. Legte Bilder und andere Sachen neben ihr hin und setzte mich neben hier, irgendwann nickte ich ein, bis ich aufwachte und sie ihre Augen wieder offen hatte und mich mit ihren Blick fixierte, genauso wie die Schwester, die ich erneut gerufen hatte.
Dann richtete sich von alleine auf, schaute in die Luft und sagte: ,, Hallo ich bin die neue, mich sehen Sie jetzt öfter ! " (ein Gag von ihr den sie machte, da sich das Krankenhauspersonal oft so vorstellte, tat sie es ebenso beim Personal) dann schaute sie mich an sagte ich liebe dich küsste mich auf den Mund umarmte mich so feste und ich hielt sie auch fest. Danach wurde sie schlapp und atmete nur noch.
Es dauerte dann ca. zehn Stunden bis sie aufhörte zu atmen, ich war natürlich bei ihr während der ganzen Zeit. Spielte Gitarre , redete mit ihr, streichelte sie.
Leider musste ich alleine damit umgehen, da sonst niemand da war, außer vllt. Freunde.

Ich habe danach ihr Begräbnis organisiert auf der Beerdigung die Rede gehalten, ich wollte es so, wir waren immer zu Zweit und ich wollte das ich dies erledige und niemand sonst.

Ich bin immer noch sehr traurig, erfülle zwar alle Aufgaben die die Gesellschaft an mich stellt, aber ich kanns immer noch nicht so Recht begreifen. Ich war schon zig Male bei ihrem Grab und der Gedanke sie nie mehr wieder zu sehen macht mich Wahnsinnig.
Sie war so cool und hatte noch so viel vor und ich wollte ihr noch soviel von der Liebe die Sie mir zu Teil werden lies zurückgeben. Und so weiter... möchte nicht noch mehr schreiben

Ich habe den ganzen Verlauf nicht annähernd so detailliert beschrieben wie ich es gerne wollen, aber ich darf den Leser ja auch nicht total abschrecken.

Ich wohne immer noch in der Wohnung, wo ich mit meiner Mutter lebte, ich lebe schon mein ganzes Leben lang hier. Leider kann ich sie mir auf Dauer nicht mehr leisten und muss nun gucken was ich mache.

Naja, wollte es irgendwo einfach mal niedergeschrieben haben, sodass es vllt. mal jemand liest. Kann zum Schluss hin bisschen wirr geworden sein, liegt an dem aktuellen Gefühlszustand den ich während des Verfassens hatte.

Alles Gute und allen Trauenden sowie Kämpfenden Viel Kraft !

(Entschuldigt meine Grammatik und meine vielen Wiederholung, habe nicht so sehr darauf gedachtet. Ich hoffe es ist dennoch lesbar. )



Ich liebe dich Mama 18.03.1959 - 17.10.2013

Geändert von Dimitri-Sidney (06.01.2014 um 22:50 Uhr)
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