Thema: GEN - TEST
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Alt 13.12.2002, 08:31
Gast
 
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Standard GEN - TEST

Hallo Cora,
ich bin selber Brustkrebsbetroffene, aber nicht so ein Fan von Gen-Tests. Bei uns in der Schweiz ist dies auch gar nicht so aktuell.

Wenn ich in meine Familie gucke, so haben sie eh alle ungeheure Angst davor, selber mal Krebs zu kriegen, weil ich auch nicht die einzige bin.
Gut, das Thema des GEN-Tests war auch gar noch nie da, - eben WEIL das bei uns in der Schweiz nicht aktuell ist - aber die Frage ist ja: Wären meine Leute dann glücklicher, wenn sie es wüssten? Ihr Verdrängungsmechanismus funktioniert ja so schon sehr gut, wie sollen sie sich da dann überhaupt erst für einen GEN-Test entscheiden können?
Naja, ich kann sie ja mal fragen, aber wetten, sie sagen schon im Vorneherein NEIN, weil sie Angst davor haben?

Diese psychologische Beratung ist - wie Du sagst - bei einem GEN-Test ja sehr wichtig. Man sollte sich jedoch auch überlegen, wie viele dieser Menschen dann auch psychologisch BETREUT werden wollen. (Und es auch wirklich WERDEN!) Die Frage nach einem Psychiater wird für manche im ersten Moment eine Ablehnung sein. (Denn WER geht schon gerne zum Psychiater, bloss weil er jetzt einen GEN-Test hat machen lassen?)
Es ist wie bei uns Betroffenen: Wir müssen für den Rest unseres Lebens damit leben, es akzeptieren, mit diesen Ängsten leben, damit klar kommen, ... und viele von uns schaffen es gar nicht alleine, ohne psychologische Betreuung.
Das gleiche gilt dann aber auch für die Angehörigen, welche mit einem positiven Test leben müssen. Und zwar auch für den Rest ihres ganzen Lebens. Schaffen sie das, während sie noch "gesund" sind? Das Wissen wird die ganze Zeit in ihrem Kopf sein, und selbst die Vorsorgen mit den guten Ergebnissen werden ihnen ewig Sorgen bereiten.

Nun gut, vielleicht lernen dann diese Menschen besser zu "Leben" und schätzen es viel mehr. Vielleicht hilft es ihnen, Familienplanung zu machen oder auch darauf zu verzichten. Vielleicht hilft es, weil sie öfters zur Vorsorgeuntersuchung gehen, und ein Krebs dann allenfalls frühzeitig entdeckt werden kann.
Möglicherweise hat das Ganze auch positive Aspekte.

Aber die Psyche spielt eben eine enorme Rolle dabei. Und die wird schnell mal vergessen. (Kenne doch meine Pappenheimer!)
Stell Dir mal vor, diese GEN-Tests werden als Obligatorium eingeführt. (Dieser Gedanke ist gar nicht so unrealistisch.) So wie wir Betroffenen ziemlich oft schlechte Erfahrungen mit den Ärzten machen können, genau so oft werden es vielleicht Menschen erleben müssen, die GEN-Tests machen und dabei ihre psychologische Betreuung dann vernachlässigt wird. Weil es dann Massen-Tests sind, alltägliche Untersuchungen und reiner Standard für die Ärzte. Diese Menschen werden somit LEIDEN. (Und Leid fördert ja bekanntlich auch nicht gerade die Gesunderhaltung des Immunsystems, nicht wahr?)
GEN-Tests müssten somit also unbedingt auf freiwilliger Basis gehandhabt werden.
Es ist ja das ähnliche wie mit den AIDS-Tests. Eigentlich SIND sie freiwillig, aber andererseits werden sie (zumindest bei uns in der Schweiz) in den Antragsformularen unserer Krankenkassen als wichtige Frage hingestellt. Jemand, der AIDS hat, wird natürlich gar nicht erst von der Kasse für diese Krankheit gedeckt.
Bei positiven Ergebnissen eines GEN-Tests für Krebs wäre es daselbe. Irgendwann steht bald mal auch diese Frage in den Antragsformularen der Kassen, und eine Deckung für diese Krankheit wird somit gar nicht erst gewährt. Daran sollte man unbedingt denken!

Sind alles so meine Gedanken dazu, liebe Cora, gell? Die GEN-Tests haben wohl zwei Seiten, positive und negative. Ich finde, es ist eine ganz persönliche Entscheidungssache eines jeden einzelnen, und sollte von den Ärzten und Test-Personen ganz vertraulich und anonym behandelt werden können. Es sollte SO behandelt werden, dass es keine "Verurteilung" werden kann, weder für den Menschen mit seinen persönlichen Rechten, noch für das künftige Krankenkassengesetz.

Und man sollte bedenken, dass JENE Ärzte, die den Test machen, wahrscheinlich KEINE Psychologen oder Psychiater sind, sondern dass sie einem nur einen solchen EMPFEHLEN können. (Oder sitzt da beim Test echt ein Psychiater dabei?)
OB man dann zu einem Psychiater oder Psychologen greift, ... ist dann eine weitere Frage. Ich behaupte jetzt mal: Die meisten verzichten darauf!

Ganz liebe Grüsse an Euch alle (auch an Elisabeth, gell?)
von der "krassen" Brigitte
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