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Alt 11.12.2011, 20:24
Andorra97 Andorra97 ist offline
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Standard AW: Anaplastisches Astrozytom WHO 3

Hallo Chris,
es ist gut, dass Du kämpferisch eingestellt bist und voller Hoffnung und positivem Denken. Schaden kann das mit Sicherheit nicht.

Trotzdem: Auch ich wehre mich gegen die Aussage, die Leute, die schnell an einem Glioblastom sterben, hatten nur zu wenig Hoffnung. Denn das ist einfach nicht wahr. Ich habe hier schon sehr viele kommen und sterben sehen in den letzten 4 Jahren in denen ich in diesem Forum bin. Darunter waren genauso viele mutige, positive und kämpferische Menschen wie welche, die sich von der Diagnose niederdrücken ließen.

Ich finde es auch Quatsch den Ärzten oder den Medien daran die Schuld zu geben. Schuld hat diese Krankheit, die heimtückisch und unglaublich schwer zu behandeln ist. Wo liest man außerdem in den Medien über Hirntumore? Die sind so selten, dass sie im Bewusstsein eines normalen Menschen doch gar keinen Raum einnehmen. Wenn man in den Medien von Krebs hört, dann doch immer eher sogar umgekehrt. Die rührende Stories von Menschen, die Krebs hatten, aber ihn durch ihr Kämpfen "besiegt" haben.

Ganz ehrlich, über solche Berichte ärgere ich mich immer maßlos. Als ob diese Menschen besser wären, als die armen Betroffenen, die innerhalb von wenigen Monaten an einem Glioblastom gestorben sind!

Meine beste Freundin z.B. starb mit 35 an einem Lymphom im Gehirn. Sie war der positivste und kämpferischste Mensch, den ich jemals kannte. Weitaus kämpferischer als mein Mann übrigens. Trotzdem war sie 3 Wochen nach der Diagnose tot. Ihr Tochter war gerade 3 Jahre alt geworden und ihr Sohn nur 4 Monate alt. Sie war fest entschlossen zu kämpfen, aber der Krebs gab ihr null Chance.

Es ist schön für jeden Menschen, der den Krebs besiegt und der die Prognose Lüge straft. Und wir alle hoffen darauf, dass wir oder unsere Angehörigen genau zu dieser Gruppe gehören und richten unser Leben darauf aus, alles dafür zu tun, was in unserer Macht steht.

Aber im Endeffekt steht es eben nicht in unserer Macht und für unsere Familie gehört es zu der inneren Annahme der Krankheit, dass man sich dessen bewusst ist. Man lernt das Leben als Geschenk zu schätzen und nicht als Selbstverständlichkeit einzufordern. Damit lebt man intensiver und dankbarer und freut sich umso mehr über jeden Tag. Glück ist auf einmal ganz einfach, es bedeutet nämlich nur "da" zu sein. Nicht mehr und nicht weniger.
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Einen schönen Tag wünsche ich euch!
Nicole

Mein Mann: NHL Diagnose 31.10.2007 / Glioblastom Diagnose 31.10.2008
Zur Zeit geht es uns gut.