[Sanni412]

Lieber Papa!

Ich weiß, ich habe laaaaaange nicht geschrieben, aber heute habe ich das Bedürfnis, mir mal wieder ein bischen was von der Seele zu schreiben!
Heute um 20:30 Uhr blieb für mich die Welt einen Moment stehen, denn ich habe daran gedacht, dass vor drei Jahren abends um halb neun, die Welt für mich noch relativ in Ordnung war!
Ich war mit meinen Prüfungen beschäftigt... ich glaube das füllte neben dem alltäglichen Wahnsinn, mein gesamtes Denken aus!
Bis dann um 21 Uhr der Anruf kam!
"Dein Vater hat Lungenkrebs!"
Ich hör den Satz wie als wäre es heute gewesen, spüre die Angst, diese Hilflosigkeit, genau wie vor drei Jahren!
Danach folgten 38 Tage voller Angst, Verzweiflung, Hoffnung...
danach Trauer...
Der Schmerz nach drei Jahren ist anders geworden, ja, aber weg? Nee!
Wenn ich an dich denke, von dir erzähle, kommt es mir oft vor als erzähle ich von jemand anderen, jemand der mich beobachtet und alles mit angesehen hat, nicht von mir... ich hab alle Gefühle weg gesperrt und lasse sie nur ganz selten raus, ich bin Meisterin des Verdrängens geworden!
Als Opa starb vor 1 1/2 hab ich nicht eine Träne geweint, bis heute hab ich es nicht gekonnt, wieso?
Jetzt liegt H. mehr oder weniger im Sterben, ich hab das Gefühl nichts dabei zu empfinden, obwohl ich erst im Sommer wegen ihr geweint hab, weil ich dachte sie stirbt da schon!
Ich hab geweint und mich gefragt, wieso ich es um Opa nicht konnte... klar ich weiß schon wieso, weiß was passiert ist! Aber er war doch mein Lieblingsopa!
An all das muss ich heute denken... an Dich, an die 38 Tage, an deine letzten Worte zu mir, als ich dich zum letzten Mal sah "Bis nächstes mal, Schnecke!!!", das macht mir heute noch zu schaffen!
An Opa, an H. , an Kevin, der mir lauter komische Fragen stellte kürzlich über deine Reise zu den Sternen!
"Musste Opa leiden?"
"Ist Opa einfach so gestorben?"
Was für Gedanken er sich so macht!
Du fehlst ihm so, Papa, bei jedem Geburtstag, jedem Fest, stellt er fest dass er keinen Opa mehr hat, dass du nicht kommen kannst!
Wenn er ein Problem hat, sagt er immer, er erzählt es dir, du bist immer in seinem Herzen und er könne dir alles sagen!
Ich würde mir wünschen, dass du ihm auch manchmal eine Antwort gibst/ geben könntest!
Er spielt jetz Handball, du wärst so stolz auf ihn Papa, ich weiß genau, dass du bei so manchen Tunieren dabei sein würdest!
Immer wenn ich seine Sommersprossen anschaue, hör ich dich erzählen wie du mit Oma schimpfst "ich bin kein sommergesprossiges Ding!"
Kevin mag seine Sommersprossen genauso wenig, wie Du
Du bist immer da, immer in meinen Gedanken und ich freue mich immer, wenn ich von dir träume!
Als du gestorben warst, habe ich immer geträumt, dass du mich drücken kommst, und ich wusste in den Träumen immer, dass es was ganz besonderes ist, dass mir das passiert, weil du eigentlich tot bist! Wenn ich heute von dir träume, träume ich alltägliches, träume dass du noch da bist, als wär nix gewesen!
Ach Papa... im Moment ist es grad wieder so schwer, so erdrückend diese vielen Gedanken... ich hab Angst, Angst vor Gefühlen die ich nicht haben will, die ich wegsperren möchte, um weiter stark zu sein... Angst davor H. zu besuchen, Angst vor den Gefühlen, die das auslösen kann!
Es klingt blöd, aber manchmal wenn ich morgens aufwache, habe ich das Gefühl, dass du da warst, ich kann mich dann nicht an einen Traum erinnern von dir, fühle mich dir dann aber so nah, als hättest du mich besucht! Das mildert zwischendurch mein Vermissen!
Jetz wünsche ich mir einen Traum, wo du wieder auf mich wartest, um mich fest zu drücken, und in dem ich genau wei0, dass dieser Traum ein Geschenk ist, weil du eigentlich weit weit weg bist!
Naja, nicht wirklich weit, du bist in meinem Herzen, aber zu weit, um dich du drücken!
Ich hab dich so lieb Papa