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Alt 09.10.2004, 00:47
Gast
 
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Standard Zukunftsängste

Hallo ihr Lieben,

Ich (29) wurde im April nach SCHAUTA´ operiert. Gebärmutterhalskrebs Stad. 2a – Tumorgröße: 4,5 cm. Habe meine Geschichte schon unter Gebärmutterhalskrebs und Sexualität bei Gebärmutterhalskrebs geschrieben. Bitte nicht wundern: habe irgendwo geschrieben: ich hätte die große Wertheim OP gehabt, das war kein Schreibfehler, sondern ein DENKFEHLER. Mir hat vorher und hinterher niemand gesagt, dass meine „OP-Art“ (gg) einen Namen hat, oder vielleicht habe ich das auch überhört (man hat ja genügend andere Sachen im Kopf und um meine Aufnahmefähigkeit war es zu der Zeit auch nicht gut bestellt...) Ich hatte dann einfach angenommen, nachdem hier im Forum jeder von der Großen Wertheim geredet hat, das es bei mir die selbe war („kann ja mal passieren...“) Erst als ich zur Reha war, klärte mich der dortige Chefarzt auf.

Ich muß ganz ehrlich sagen, dass ich nach meiner Diagnosenachricht, eine innerliche Barrikade für jegliche Erklärungen zu meiner Krankheit errichtet habe. Ich weiß nicht warum, aber ich wollte einfach nichts von dieser scheußlichen Krankheit hören. Ich dachte vielleicht, ich werde operiert und dann ist alles wieder normal, vergessen diese Krankheit, die für viele immer noch Tod bedeutet...

Wir hatten einige Gespräche mit dem Professor in Jena und dieser gab auch sein bestes in Sachen Aufklärung. Allerdings hatte ich das Meiste beim Verlassen des Raumes wieder vergessen. Glücklicherweise war mein Freund dabei – 4 Ohren hören eben besser als zwei... Meine OP (vaginale Gebärmutter(hals)entfernung) + Entfernung von 57 Lymphknoten war gutgegangen und die Lymphknoten waren frei. Im Wachzimmer bekam ich eine arterielle Embolie und musste dadurch noch 2 Not-OP´s an diesem Tag über mich ergehen lassen. Danach hatte ich 4 Tage lang eine Art Dämmerschlaf mit einigen wenigen wachen Momenten. Ich hatte 8 Schläuche (Wunddraingagen + Katheter) im Körper und konnte mich kaum bewegen. In den 2 Wochen, die ich dann dort im Krankenhaus verbrachte, wurde mir bewusst, das Krebs keine kleine Lapalie ist. Ich begann mich zu informieren, bei Ärzten, in Fachzeitschriften, Internet... Eine Woche zu Hause, bekam ich eine saftige Verstopfung und musste wieder ins Krankenhaus. Durch die OP war mein Darm lange Zeit sehr sehr träge. Sogar mit Abführmitteln ließ er sich die erste Zeit nicht „bearbeiten“. Wieder zu Hause, bekam ich die Nachricht, dass ich mich noch einer Chemo und Radiotherapie unterziehen müsste. Die Radiotherapie nahm ich in Kauf, die (für mich: umstrittene) Chemo nicht. Glücklicherweise war die Ärztin der Strahlenklinik, nach Einschicken einer Gewebeprobe derselben Meinung: Eine Chemo war nicht nötig. Bei dieser Entnahme der gewebeprobe fing ich vaginal stark an mit bluten und es bestand der Verdacht auf ein Scheidenstumpfrezidiv. Wieder eine Woche bangen... Es war aber glücklicherweise nur „wildes Fleisch“. Danach bekam ich also täglich meine Bestrahlungen (28x) über 5 Wochen lang. Danach Kur und jetzt wieder zu Hause seit 2 Monaten.

Nun verspüre ich eine innerliche Anspannung und Hektik. Ich bin kaum in der Lage nützliche Sachen zu machen, weil ich total ausgepowert bin vor lauter Angst. Ich habe eine kleine Tochter und mein Freund ist auf Montage. Das heißt ich bin die ganze Woche allein, ALLEIN mit dieser schrecklichen Angst, irgendwann kommt der Krebs wieder und besiegt dich. Ich zermürbe mir den Kopf, wie es sein wird, wenn ich nicht mehr bin. Wie wird meine Tochter leben, wer wird sie beschützen vor den „bösen Mitmenschen“. Dazu kommen finanzielle Probleme, die uns im Nacken sitzen.

Wie schon in anderen Beiträgen geschrieben, kann ich außerdem keine Berührungen von meinem freund zulassen. Ich finde jegliche Art von Intimitäten, sei es nur eine Berührung oder gar Sex furchtbar. Mein Freund hat´s echt schwer mit mir, das letzte halbe Jahr. Wir hatten vielleicht 3x Sex und zu jedem einzelnem musste ich mich zwingen. Durch die OP ist meine Scheide etwas verkürzt und enger geworden, die Schmerzen beim Sex sind einfach furchtbar. Auch mit div. Hilfsmitteln wie zB. Gleitgel tut es höllisch weh. Bei Anfrage diesbezüglich bei meiner Ärztin bekam ich die fantastische Antwort: „üben, üben, üben“ (na, wenn’s weiter nichts ist...) Wenns nach mir geht, würd ich für den Rest meines Lebens liebend gern verzichten auf „die schönste Nebensache...“ Aber mein Freund wird da sicher nicht mitspielen wollen (

Es ist momentan einfach alles beängstigend. Ich verspüre ab und zu mal so ein „Puckern“ in der rechten Seite. Wieder eine Angst, die mich innerlich zerfrisst.

So jetzt ist genug gejammert... Geht es jemandem ähnlich, würde mich über Antworten sehr freuen.

Ganz liebe Grüße
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