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Alt 29.09.2008, 03:34
Norma Norma ist offline
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Registriert seit: 06.11.2005
Beiträge: 1.158
Standard AW: Übers Sterben sprechen

Es tut weh, was ich hier lesen muss. :-(

Sooo viele, die mit ihren Gedanken über den Tod alleine dastehen. :-(

Ihr müsst euch wirklich alleingelassen fühlen. :-(

Aber ihr habt ja hier genügend Menschen, die euch verstehen und auch bereit sind, ihre Gedanken mit euch zu teilen. ;-)

Natürlich denke ich ans Sterben.
Natürlich denke ich an den Tod.

Es wäre für mich unrealistisch, als Krebskranke, nicht daran zu denken.

Aber auch hier gilt:
es dauert eine Zeit, bis man -aus der absoluten Panik- und Angstsituation nach der Diagnose-, später ruhiger werdend, darüber nachdenken kann.

Das WIE ist dabei natürlich ganz wichtig.
Vor Qualen haben wir alle wohl die meiste Angst.

Wie bei Einigen von euch auch: mein Mann war der absolute Optimist. Für ihn war mein Ableben so weit entfernt, dass es das gar nicht gab.
Bis er selbst an Krebs erkrankte. :-(
Nun bin ICH es, der immer wieder aufs Neue ihn aufbauen muss.
Nur bin ich halt von Natur aus nicht übermäßig optimistisch; eher realistisch.

Wir können JETZT über den Tod sprechen; in Ruhe.
Wir haben uns für das Hospiz entschieden, weil wir glauben, dass dort die beste Betreuung sein wird.

Schwierig war es, unsere Kinder vorzubereiten.
Da hat sich mal wieder herauskristallisiert, dass Frauen belastbarer sind als Männer. ;-)

Unsere Tochter findet es gut, vorbereitet zu werden.
Unser Sohn kann damit überhaupt nicht umgehen.
Papa darf nicht sterben ;-) und Mama erst recht nicht. ;-)

Wir haben außer der Patientenvollmacht ein privates Testament gemacht.
Wir haben den Bestatter bestimmt; der Friedhof ist ausgesucht; die Bestattungsart ist festgelegt (wobei wir da den Wunsch unserer Tochter berücksichtigt haben).

Die Adressen zur Benachrichtigung sind hinterlegt; genauso wie sämtliche Behörden aufgeführt sind, welche für uns relevant sind (womit der Bestatter eben nichts zu tun hat).

Ja, wir sind vorbereitet.

Ja, wir finden das für uns persönlich richtig und gut.

Wir sprechen mit anderen Menschen NICHT über unsere Vorbereitungen.
Eben genau deshalb, weil ganz viele Menschen nicht damit umgehen können.
So Phrasen wie: Ihr habt doch alles gut überstanden; ihr seid doch wieder gesund... haben wir hinter uns gelassen.

Wir wissen, dass solche Menschen nicht mit dem Tod umgehen können; sie verdrängen.
Sollen sie... wir tun es nicht.

Wichtig ist für uns, eine wirklich gute ärztliche Betreuung zu haben. Also kein Arzt, der uns Honig um den Mund schmiert.

Wie gesagt: es dauert lange, bis man wirklich ruhig über den Tod nachdenken kann.

Alle Diejenigen unter euch, die noch sehr unter Ängsten leiden: seid geduldig mit euch selbst.
Es ist erlaubt, Panik zu haben.
Es ist erlaubt, von Ängsten beherrscht zu werden.

Schritt für Schritt nähert ihr euch irgendwann den unausweichlichen Gedanken.
Macht diese Tür ganz sachte auf und wenn das nicht gelingt, schlagt sie sofort wieder zu.

Irgendwann schafft ihr es, hinter diese Tür zu blicken.
Ohne Angst, ohne Panik, ohne Schweißausbrüche.

Ich verspreche es euch!

Und lasst die "Außenstehenden" ihre Sprüche von sich geben. Sie können nicht anders.

Ganz liebe -schlaflose- Grüße
eure Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann
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