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Alt 05.06.2010, 14:26
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Cee Cee ist offline
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Standard AW: Lymphknotenmetastasen

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Zitat von nikita1 Beitrag anzeigen
Weitere Pläne mache ich nicht mehr.
Liebe Niki,

das kommt wieder Aber ich kenne das auch; das Vertrauen in den eigenen Körper, in seine Funktionsfähigkeit, ist schlagartig weg. Nie vor der Diagnose mussten wir uns Gedanken darum machen. Und plötzlich funktioniert nicht nur unser Körper nicht mehr, sondern auch unsere Seele. Wir machen uns "vertraut" mit unserer eigenen Endlichkeit Blicken unseren Ängsten tief in die Augen und haben Angst vor dem, wie es weiter geht. Uns beschäftigt u.a. eines: ob es weiter geht.

Ich habe nach meiner Diagnose alles, was ich so geplant hatte, verworfen. Nicht bloß aufgeschoben. Ich dachte, dass ich keine Zukunft planen könnte, weil ich nicht wußte, ob ich denn eine habe. Oder ob es sich nur um Monate handeln würde, die mir noch blieben. Aber ca. 4 Monate nach Abschluss meiner Chemo in 2008 habe ich mir ein neues Auto gekauft. Ein junges Pferd, welches ich selber ausbilden wollte. Mich von meinem damaligen Freund getrennt, weil ich mich nur schlecht mit ihm fühlte. Ich begann, wieder Pläne zu schmieden. Mit Zweifeln im Hintergrund, ob das richtig UND sinnvoll ist, aber ich plante wieder eine Zukunft. Nicht 10 Jahre in die Zukunft, aber immerhin Monate .

Denn eine Erkenntnis stellte sich nach und nach ein: Egal, wie lange ich noch lebe, ich will LEBEN. Ich wollte nicht "unbedingt noch mal nach Hawaii" etc. Aber ich wollte keinesfalls irgendwas auf die lange Bank schieben. Sondern einfach machen, wonach mir war - und ist Von Zeit zu Zeit habe ich immer mal wie an den verschiedensten Stellen im Körper Schmerzen. Und natürlich habe ich dann Angst, dass irgendwo Metastasen sind, dass ein Rezidiv kommt etc. Meine nächste Vorsorge im Juli ist wieder die große: MRT, Ultraschall der Organe, Lungenröntgen etc. Da kack' ich mir jetzt schon in diese Hose aus Angst davor, dass was gefunden wird. Nur nicht wieder an meinem mühsam erlangten Lebenswillen kratzen, nur nicht wieder Angst um alles bekommen, was man hat und liebt. Nur nicht wieder...

Und doch bin ich nicht blöd genug zu glauben, dass nicht doch was kommen kann. So rosa kann ich meine Welt nicht streichen um zu denken, dass ich ein für alle Mal durch bin mit dem Mist

Und doch denke ich, dass ich dann damit umgehe, wenn es soweit ist und bis dahin lebe. Mal besser, mal schlechter - am liebsten besser

Was ich Dir sagen möchte ist: Deine Gemütsverfassung passt einfach zu dieser scheiss Erkrankung und ist nichts sonderbares. Weinen hilft sehr und reinigt Deine verletzte Seele. Es gibt nichts an dieser, Deiner Situation zu beschönigen - es ist einfach Scheisse, egal von welcher Seite betrachtet Nur ändert diese Erkenntnis einfach nichts.

Ich denke aber auch, dass diese Gefühle sich wieder ändern. So wie wir Glück nur eine Zeit lang spüren, dann wieder mal nicht so stark, bis es wieder aufflammt, so ist es mit der Traurigkeit auch - nichts bleibt, wie es ist, es bleibt ein stetiger Wandel.

Ich bin total begeistert, dass Du die Kraft aufgebracht hast, Dich um Deine Belange zu kümmern, an der zügigen Vergabe der Termine dran zu bleiben - Du sorgst für Dich, wo Dich Ärzte wenig wert schätzen. Du kämpfst für Dich und gehst verantwortungsvoll mit der Situation um. Ich hoffe, Dein Vater ist wieder an Deiner Seite?

Geniesse das Leben, so weit Du kannst - und wenn Du an den Strand willst, FAHR'! Diese guten Gefühle sind Balsam für Deine wunde Seele, und die will auch gestreichelt werden

Fühl' Dich warm umarmt
__________________
Liebe Grüße

Cee


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