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Alt 16.04.2012, 01:06
MDK83 MDK83 ist offline
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Standard Mein Papa hat Lungenkrebs....Endstadium

Hallo zusammen,

Nachdem ich jetzt schon mehrere Abende mich durch diese Forum gewühlt habe, um einfach ähnliche Geschichten zu lesen und Hoffnung zu schöpfen ist es (denke ich) jetzt soweit über meinen Vater zu schreiben.

Ich selbst bin 28 Jahre (habe noch einen 2 jahre älteren Bruder, Mutter ist 60 Jahre alt)...gerade von meinem Studienort wieder in die "Heimat" gezogen, um näher bei meiner Freundin und Familie zu sein.
Gegen Ende letzten Jahres erkrankte mein Vater (62 Jahre alt, Raucher seit dem 20. Lebensjahr) an einer (erst falsch diagnostizierten) Lungenentzündung. Nach diversen Antibiotika Behandlungen und verschiedenen Ärzten wurde dann letzendlich ein nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom festgestellt. Ich kann mich noch ziemlich genau an das Telefonat erinnern, als mein Vater mich angerufen hat, um mir die Diagnose mitzuteilen. Ich war wie gelähmt.....alles lief nur noch in Zeitlupe ab. Fühlte mich wie in einer Parallelwelt. Genaue Details zu Krebsart und Stadium hatte er mir damals nicht mitgeteilt. Ihm ging es zu dem Zeitpunkt körperlich noch ziemlich gut und er hat immer wieder betont, dass er die Krankheit besiegen wird.
Daraufhin ging alles ziemlich schnell. Die erste Chemo (Platin-basiert, soviel hat er uns erzählt), zweite Chemo usw. Er fühlte sich immer noch stark und war sichtlich davon überzeugt, diese Krankheit zu besiegen. Wenige Wochen später ging es dann los mit Pleuraergüssen und er bekam über mehrere Wochen hinweg eine Drainage gelegt und musste dementsprechend im Krankenhaus bleiben. Während des Krankenhausaufenthaltes wurden noch 2 Lungenentzündungen festgestellt. Daraufhin ging alles ziemlich schnell. Unheimlicher Gewichtsverlust (1,84 und ca. 60Kg), kraftverlust, trägheit, appetitlosigkeit, starke Schmerzen und weiterhin Pleuraergüsse (ca. 0,8 - 1L alle 3 Tage), die inzwischen auch zuhause drainiert werden können.
Er war jetzt über die Osterfeiertage zuhause, was ihm sichtlich Kraft geschenkt hat. Ich habe während der Feiertage viel Zeit mit meinem Papa verbracht, was so schön war....das ich im nachhinein unbeschreiblich glücklich bin, wenn ich drüber nachdenke.
Vor wenigen Tagen hab ich dann meine Mutter gebeten, mir doch mal den Brief des behandelden Arztes zu zeigen, um mir ein Bild der Krankheit (mittels google) machen zu können. Nicht kleinzelliges Bronchalkarzniom. T3N3M1a. Soviel habe ich behalten. Bedeutet also (nachdem was ich in Erfahrung bringen konnte) Endstadium.
Gestern Nacht war es wohl ziemlich schrecklich. Schlimme Hustenkrämpfe. Unglaubliche Schmerzen. Keine Kraft mehr, um den Schleim abzuhusten. Ein Teufelskreis. Dann ist mein Vater noch aus dem Bett gefallen, weil er dringend zur Toilette musste und konnte danach nicht alleine aufstehen, aufgrund fehlender Kräfte. Dementsprechend ist der Darminhalt dann nicht in der Toilette gelandet.

Seit dem gestrigen Vorfall ist mein Vater wie gelähmt. Man hat fast das Gefühlt, dass er in einer Parallelwelt wohnt. Er reagiert nicht mehr auf Anfrage und ist völlig paralysiert. In seinen Augen sieht man so viel Trauer.....

Es tut mir so unbeschreiblich weh meinen Vater so sehen zu müssen. Mein Vater ist für mich immer mein Ruhepol gewesen. Der Fels in der Brandung. Ein Vorbild. Egal welche Art von Problemen ich habe, mein Vater hat immer (!) eine Antwort für mich parat, oder ist sofort zur Stelle. In meiner Welt ist er der beste Mensch, dem ich jemals begegnet bin und dementsprechend habe ich eine unglaublich nahe Beziehung zu ihm....wir teilen sehr viele Interessen (Modellbau, Oldtimer, Benzingespräche, Musik etc.). Ich kann es einfach nicht verstehen, dass mir dieser Mensch jetzt genommen werden soll. Wir hatten noch so viele Pläne....und natürlich wollte ich auch, dass er auf meiner Hochzeit dabei ist....und auch noch ein Opa sein darf. Da sind soviele Sachen, die mir durch den Kopf gehen, wenn ich an meinen Vater denke. Fällt mir ziemlich schwer, dass in Worte zu fassen. Auf jeden Fall tat es mir echt gut, dass hier zu schreiben und vielleicht ist ja jemand unter euch, der eine ähnlich nahe Beziehung zum Elternteil hatte und dem das gleiche widerfahren ist.

Wünsche euch noch eine gute Nacht....


Matthias
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