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Alt 03.10.2006, 00:46
Benutzerbild von elanamarie
elanamarie elanamarie ist offline
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Frage Aufgeben gibts nicht . . . . . . Oder ?

Seid ca. 3 Wochen habe ich dieses Forum gefunden und mich still durch viele Beiträge gelesen. Vieles was ich gelesen habe hat mich tief berührt, brachte mich zum weinen oder manchmal auch zum lachen, war Hilfe und Motivation, euch nun meine Geschichte mitzuteilen. Zu Beginn muss ich noch kurz erklären, ich habe erst seid 3 Wochen einen Internetzugang, bin somit also mit diesem Medium völlig unerfahren. Deshalb bitte ich im vorraus um endschuldigung, wenn ich Fehler mache.
So aber nun zu meiner Geschichte, ich bin nun47 Jahre alt und das ganze begann November 2003.Mit unerklärlichen starken Oberbauchschmerzen wurde ich von meiner Hausärztin in das hiesige Krankenhaus überwiesen. Dort erhielt ich dann die Diagnose Bauchspeicheldrüsenentzündung, gleichzeitig mit der Frage nach meinem Alkoholkonsum.? ? ? Denn, so wurde mir wichtig erklärt, sei eine Bauchspeicheldrüsenentzündung schließlich meist durch längerem Alkoholmißbrauch ausgelöst. Auf meine Antwort, dass ich sicherlich ab und an Alkohol konsumiere, wie z.B. bei Feiern oder mal ein Glas Wein zum essen,ich dies aber für ein normales trinkverhalten hielte, reagierte man mit Schweigen.
Ich wurde therapiert mit strenger Diät, Antibiotika und meine Schmerzen wurden "versucht" Metaminzol und später mit Tramal, in den Griff zu bekommen. Leider mit wenig Erfolg.Schließlich erklärte man mir, meine Galle müsse entfernt werden und dann sei alles wieder in Ordnung. Also Galle raus.
Und tatsächlich, ich hatte kaum noch Beschwerden. Den weichen und gelben Stuhl, die hin und wieder auftretenden Schmerzen hielt ich für die Nebenwirkung der Operation. Im November 2004 wurden die Schmerzen jedoch immer heftiger und andauernder. Am 10 Januer wurde ich wieder ins Krankenhaus eingewiesen. Diagnose wieder Bauchspeicheldrüsenentzündung, wieder Diät, wieder Antibiotika, wieder Schmerzmittel die nicht halfen und weiterhin die Fragen nach meinem Alhoholkonsum. Nach zwei Wochen wurde ich trotz Schmerzen nach Hause entlassen. 1 Woche später war ich wieder drin, die Schmerzen wurden unerträglich . Mittlerweile hatte ich schon 15 Kilo abgenommen. Diagnose wie gehabt, doch diesmal wurde durch den Mund (ich vergess die Fachbegriffe immer) mal reingeguckt. Dabei wurde dann festgestellt, das bei mir eine Ganganomalie bestand. Heißt ich hatte zwei Bauchspeicheldrüsengänge, einer verkümmert und der andere kleiner als normal. Also wollte man mit einem Stand versuchen, den Gang zu weiten. Stand rein,war sehr kompliziert sagte man mir, man hätte nur den kleinsten Stand reinbekommen. Ich wurde nach Hause entlassen und sollte drei Wochen später den nächstgrößeren Stand eingesetzt bekommen. Ich erhielt Diätvorschriften und Tramaltropfen.Doch es ging mir nicht besser eher das gegenteil. Mittlerweile hatte ich 20 Kilo Gewicht weg. (Gottseidank war ich vorher eine sehr dicke Frau. Hätt ich auch nicht gedacht das ich das mal so sehe.) Sah furchtbar schlecht aus und hatte schmerzen zum wahnsinnig werden. Wieder ins Krankenhaus, mittlerweile ging es mir so schlecht, das ich künstlich ernährt wurde, ich bekam einen Schmerzperfusor mit Mitteln die auch nicht halfen. Wieder wurde versucht einen neuen Stand zu setzen. Gelang zwar aber wiederum keine Verbesserung meines zustandes. Es wurden Ultraschalluntersuchungen gemacht, ich kam ins CT, wieder wurde über den Hals reingeguckt Proben entnommen usw. Mittlerweile weinte ich nur noch vor Schmerzen bis endlich ein Doktor mitleid bekam und mir alle 12 Stunden 10mg. Morphium zugestand. Leider verhält es sich jedoch bei mir so, das Schmerzmittel wenn überhaupt, nur kurze Zeit anhalten. Und ich sehr hohe Dosen benötige um Schmerzfrei zu sein. Ich werde auch wärend der Narkose wach und benötige hier ebenfalls mehr als üblich. Bei den Untersuchungen durch den Hals (es waren 8 mal) bin ich ebenfalls immer wachgeworden. Nicht schön! Bis man dann draufgekommen ist mir mehrzugeben war glaube ich beim 6 mal. Mittlerweile 30 Kilo weg. Immer wieder die Fragen nach meinem Alkoholkonsum, ob ich denn auch sicher sei, dass ich nicht doch trinke. Schließlich deute alles darauf hin, die Bauchspeicheldrüsenentzündung, das ich so hohe Dosen an Narkose und Schmerzmittel bräuchte und ich ja wohl schon Opiumabhängig sei. Das Morphium wurde also wieder abgesetz und es wurde wieder Metamizol gegeben. Hätten die mir auch Zuckerwassergeben können.
Ich bin dann völlig ausgerastet und hab gedroht mich umzubringen. (Ich hab tatsächlich mit dem Gedanken gespielt und hatte eine Spritze gestohlen um mir damit Luft zu spritzen) Plötzlich war der Chefartz an meinem Bett, er versicherte mir, das mir ja alle helfen wollten und ob ich nicht doch etwas zu meinem Alkoholkosums zu sagen hätte, da rastete ich zum zweiten mal an diesem Tag aus und hab ihn nur noch angebrüllt. Ich fühlte mich in keinster Weise ernstgenommen, erniedrigt, in mir war alles nur verletzt. In meinem Leib schien alles wund zu sein, als würde jemand mit einem stumpfen Schmiermesser den Innenraum meines Bauches, die Rippen, den Rücken ständig abschaben . Der Chefartz verließ den Raum und kam mit einer Morphiumspritze wieder, die er mir selber setzte. Er erklärte mir er würde sich mit seinen Kollegen nun beraten und dann werde die weitere Therapie mit mir besprochen. Ich erhielte jetzt alle 6 Stunden eine Spritze.
Ach hätten sie nur 6 Stunden gewirkt, doch leider war nach4 Stunden Schluß. Das heftige für mich aber war, das ich nicht nur zwei Stunden stärkste Schmerzen aushalten musste, die Schwestern brachten mir die Spritze auch nicht von selber, ich mußte immer danach klingeln,und je nach dem wer Dienst hatte, konnte sich die Spritzenvergabe auch sehr verzögern. Nicht zu vergessen die Moralpredigten, die regelmäßig,auch mitten in der Nacht gehalten wurden. Mit immer dem gleichen Thema"wir wollen ja nicht das sie süchtig werden". Bla, Bla. Ich kam mir vor wie ein Drogensüchtiger der um seinen nächsten Schuß bettelt.
Nun, auf jedenfalls wurde dann beschlossen mich doch jetzt mal in ein Krankenhaus in Düsseldorf zu überweisen. Es war jetzt Juni und ich 30 Kilo leichter.
5 Tage verblieb ich noch in Mönchengladbach und ich wurde dann unter Schmerzen nach Düsseldorf gefahren.
Wie bin ich dankbar das ich dorthin gekommen bin. Sehr schnell hatte ich eine Schmerztherapeutin an meinem Bett stehen, die mir zuhörte, mir geziehlte Fragen stellte und mich aufklärte das es tatsächlich Menschen gibt die weitgehend Schmerz und Betäubungsmittelressistend sind und das ich auch dazu gehöre. Augenblicklich bekam ich einen Schmerzperfusor angelegt und war zum ersten mal seid 1/2 Jahr weitgehend Schmerzfrei. Niemand unterstellte mir Alhoholiker zu sein, die Schmerztherapeutin kam mehrfach um zu fragen wie es mir geht. Endlich Menschen.
Am nächsten Tag wurde direkt wieder in mich reingeguckt und die Oberärztin sagte mir direkt da sei irgendwas nicht in Ordnung, ich musste ins Ct und in die Magnetspinn. Diagnose Tumor am Bauchspeicheldrüsenkopf.
4 Schmerzfreie Tage später wurde ich operiert. Tja und so sah das denn die Diagnose aus" Adenokarzinom des Pankreas. pT3 pN1 (5/34) MO RO G3. 17.06.2005 Pyloruserhaltende Pankreaskopfresektion, paraaortale Lymphknotendissektion."
Ich hab von Anfang an gesagt, ich kämpfe, aufgeben gibst nicht. Ich habe es einfach nicht aktzeptiert krank zu sein. Sehr schnell war ich von der Intensiv wiieder in meinem Zimmer und auf den Beinen. Mühsam zwar mit den ganzen Apperaturen aber wie gesagt, aufgeben gibst nicht. ich hab gekämpft und gern gekämpft.
Bereits am 5.7.05 Begann ich mit der adjuvanten Chemotherapie mit Gemcitabin. 18 mal. Am 10.1.2006 die letzte. Blutwerte, CT, Tumormaker alles Prima. Sogar die Zuckerwete waren OK. Hätte ich nicht die Narbe auf dem Bauch und meine erinnerungen, ich könnte fast denken ich sei nie krank gewesen. Am 1 März konnte ich wieder arbeiten und ich war froh und glücklich darüber.
Tja bis zum Mai diesen Jahres, meine Zuckerwerte spielten aufeinmal verrückt, Diabetes (hatte ich eigentliche schon längst erwartet)werde auf Insulin eingestellt, dann leichte Schmerzen im Bauchbereich (wird sicher nur ne Magen-Darmgrippe sein.)
Dann kam ja auch der regelmässige Kontrolltermin. Blut, Ultraschall, CT. Das Ergebniss: Tumormaker bei 900, Ultraschall nix zu sehen, CT Rest der Bauchspeicheldrüse verändert, etwas von 4zentimeter Größe im rechten unteren Lungenlappen und zwei winzige Teilchen in der linken Lunge. Das war am 11.8.06. Ab zur Bronchoskopie, Gewebe wird entnommen. Kein Ergebniss. Eine zweite Bronchoskopie (mal wieder wachgeworden), wieder konnte nichts festgestelllt werden, Das Teil sitz wohl ziehmlich ungünstig. Nun sollte eine Lungenpunktion gemacht werden, um herauszufinden ob es ne Metastase ist oder Lungenkrebs. Das hab ich abgelehnt, den mal ehrlich, ist es für mich wirklich wichtig zu wissen ob ich ne Metastase oder Lungenkrebs hab ?
Das Ding ist da. Die Bauchspeicheldrüse schmerzt so, das ich wieder Morphiumtabletten nehme. Noch ne kleine Dosis. Arbeiten darf ich nicht mehr.
Ich bin seiddem wie gelähmt. Tausend Gedanken in meinem Kopf.
Aufgeben gibs nicht . . . . . Ich habe viel gekämpft, ich habe gern gekämpft, aber ich will nicht wie Don Quichote gegen Windmühlenflügel kämpfen.
Oweh, eigentlich wollte ich soviel gar nicht schreiben. Ich hoffe dass war jetzt nicht zu viel. Aber plötzlich ist alles so aus mir rausgebrochen, ich muss jetzt weinen, aber ich will auch tapfer sein.

Ich grüße euch
Martina
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