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Alt 14.05.2007, 21:07
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Anke LE Anke LE ist offline
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Registriert seit: 07.05.2007
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Standard AW: Der Kampf beginnt

Wir haben heute meinen Vati ins St. Georg, Leipzig, gebracht. Früh um 8.00 Uhr waren wir da, um 16.00 Uhr ist er völlig geschafft auf Station gekommen, um sich endlich auszuruhen.
Ich muss sicher keinem sagen, wie meine Mutti und ich uns gefühlt haben. Die Verantwortung lag bei mir, bei allem was dort heut passiert ist: mein Vati wollte nur mich dabei haben bei den Untersuchungen, bei Gesprächen - ausser bei dem Arztgespräch, wo es direkt um seine Erkrankung und die weitere Verfahrensweise ging. Eine AiPlerin (blöde Schnepfe, die) hat nach 3,5 Stunden warten mit meinem Vati sprechen wollen. Als wir alle 3 aufgestanden sind, um in das Zimmer zu gehen, ging uns diese blöde Kuh an, also das wäre doch nicht nötig und mein Vati wäre doch ein mündiger Bürger. Der Kragen platzte mir dann, als sie ihr Unverständnis darüber äußerte, dass wegen einem einfachen Leistenbruch von unserer Seite soviel Wind gemacht wurde. Leistenbruch! So eine Frechheit. Akte schnappen, überheblich und arrogant sein - und nicht mal reinschauen. Ich war ausser mir. Und als sie ihren Irrtum erkannte - nicht mal eine Entschuldigung oder sonst was ist rübergerutscht. Naja.....
Dann das ganze Prozedere: richtiges Arztgespräch - sehr schlimm, weil mein Vati da erst das ganze Ausmass seiner Erkrankung erkannt hat: Leber ist nicht nur an einer Stelle mit Metastasen gepiesackt, sondern an ganz vielen. Ich hab meine Eltern noch nie so gesehen. Mein grosser Vorsprung bestand heut darin, dass ich mich in meinem Freundeskreis bereits schon "ausgekotzt" hatte und gejammert und geheult hatte. Deswegen war ich "leer" und das war gut so. Denn nur so konnte ich das durchstehen und meinen Eltern Stütze und Halt geben.
Anschließend dann: EKG, Test Lungenvolumen, Gespräch mit dem Anästesisten wegen dem Setzen eines Dingsdabums (sorry, vor Schreck fällt mir grad das richtige Wort nicht ein) für die Gabe/Spritzung der Chemo, unterhalb vom Schlüsselbeim wird das gesetzt.
Dann noch Röntgen, Termin für die Punktierung der Leber vereinbaren bzw. den "Laufzettel" abgeben.
Zwischendurch haben wir uns dann noch was zu Essen gegönnt, wobei meine Eltern sich 1 Essen auf 2 Teller geben liessen, weil der Appetit nicht da war.
Dann endlich kurz vor 16.00 Uhr hat Papa dann endlich sein Bett bekommen, er ist auf dem "Zahnfleisch" gekrochen. Mit der Schwester hab ich gesprochen mit der Bitte, meinem Papa Schmerzmittel gegen die Rückenschmerzen zu geben.
Und wie ich eben erfahren habe, haben die anscheinend gut gewirkt. Abends hat er wohl gut gegessen und hatte sich ein bissl gefangen. Sofern wir in dieser Situtation davon sprechen können.
Ich fühl mich sehr leer und ausgepowert. Es tut so weh, meine Eltern so traurig zu sehen. Und die negativen Äußerung von Papa zu hören, wie: es hat doch eh keinen Sinn, dieses Dingsdabums zu legen. Aber wem erzähl ich das. Ich hab ihm mit fester Stimme und klarem Blick gesagt, dass es jetzt darauf ankommt, dass wir alle die Arschbacken zusammen zu kneifen, die Schmerzen bei ihm zu bekämpfen, und damit seinen Allgemeinzustand zu verbessern. Damit er bereit ist für die Chemo und die Strahlen. Und stark ist.
Ich bin Optimist und das lass ich mir nicht nehmen. Auch wenn ich in die Kissen heule, aber meine Eltern brauchen mich und meine Stärke. Ich wusste nicht, dass ich sie habe. Die kommende Zeit wird schwer, dass weiß ich, aber ich werd Papa und Mama zwingen, nicht aufzugeben.
Ich bin unendlich traurig.............

Anke
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Betroffener: mein Papa, geb. 21.11.1935
Diagnose erhalten am 5.5.07, Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Metastasen in Leber und Bauchraum

eingeschlafen am 09.07.07. friedlich, still und leise
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