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Alt 29.05.2002, 10:34
Gast
 
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Standard Bauchspeicheldrüsenkrebs

Hallo Petra!

Bei uns ist zur Zeit eine Menge los. Mein Mann ist seit vier Wochen im Ausland und wir wollen möglichst zum neuen Schuljahr nachziehen. Ich habe hier noch eine Menge zu erledigen. Als bei meiner Mutter der BSD-krebs festgestellt wurde, gab man ihr Zeit bis September 2002. Und so fragte mich eine Freundin, wie ich es verantworten kann wegzuziehen, wenn meine Mutter danach stirbt. Was soll ich denn darauf antworten? Es tut weh, aber sie wird vermutlich nicht gesunden. Soll ich zu ihr gehen und sagen: stirb mal schnell, damit ich bei deiner Beerdigung sein kann? Meine Mutter hat ein merkwürdiges Verhältnis zum Tod. Sie will nicht sterben, ist aber seid Jahren immer krank, damit sich jemand um sie kümmert. Mit diesem Krebs hat sie meinen Vater zu sich zurückgeholt, schimpft aber weiter auf ihn. Mein Vater hat grade meine Kinder mit in den Urlaub genommen, damit sie ihn, wie bereits zweimal geschehen, nicht nach 24 Stunden zurückholt. Ich kann verstehen, dass er manchmal Abstand braucht, aber dass dazu so eine Taktik nötig ist, macht mich traurig. Ausserdem habe ich das Gefühl, dass sie erst nach meinem Abflug sterben will -wenn überhaupt- da ich damit nicht zusätzlich belastet werden soll; So zumindest scheint sie es zu sehen. Sie hat Metastasen in Lunge und Leber, Galle und Milz sind schattiert. Sie spritzt sich zwei mal täglich Gerinnungshemmer und hat trotzdem Probleme mit Thrombosen. Ihre Haut und Nägel werden immer dunkler, die Haare sind weg. Sie bekommt inzwischen Morphiumpflaster und hat in der Chemotherapie schon drei mal gewechselt. Letztens sagte sie zu mir, dass sie keine Lebensqualität mehr hat. Soll ich darauf sagen, dann stirb doch? Es ist verrückt, aber ich hoffe immer noch auf ein Wunder, das ihr hilft. Und ich habe nicht vor, hier sitzten zu bleiben und zu warten, dass sie endlich stirbt, wenn meine Kinder Angst haben, ihren Vater nicht wiederzusehen. Wenn meine Mutter ohne mich sterben möchte ist es für uns alle das beste, wir ziehen schnell weg. Das ich vermutlich nicht bei der Beerdigung sein kann, mögen einige nicht verstehen und es wird Zoff geben deshalb. Aber eigentlich hoffe ich, von meiner Mutter noch in zwei Jahren am Flughafen begrüsst zu werden, wenn wir wiederkommen.

Liebe Petra, ich hoffe sehr, dass Du diesen häßlichen Zwerg in Dir besiegst und in dreißig Jahren Deine Kinder und Enkel am Flughafen oder Bahnsteig abholen kannst.

Viele Grüsse Nidra
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