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Alt 15.11.2005, 20:57
jutta.wi jutta.wi ist offline
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Standard AW: Wie sagt man es den Kindern am besten

Hallo ihr Lieben,
ich kann auch nur für mich feststellen, dass es das beste war, meiner damals vierjährigen Tochter zu sagen, dass ihr Opa verstorben ist. Das Telefon klingelte um halb sechs morgens, als erstes war natürlich meine Tochter wach. Ich habe ihr dann erklärt, dass der Opa im Schlaf gestorben und jetzt im Himmel ist. Natürlich hatte ich keinen Plan, ob das nun richtig oder falsch war, so ist das halt, man muss solche Entscheidungen immer aus dem Bauch treffen, weil eben keine Zeit für große Überlegungen ist.
Mein Vater wurde dann aufgebahrt und sie wollte mit. Ich habe sie dann auch mitgenommen, musste sie hochheben, weil sie "ja nix sieht". Dann wollte sie wissen, ob sie den Opa auch anfassen kann. Ja, natürlich, dann waren wir nah ran und sie hat sichs schnell noch anders überlegt.

Bei der Beerdigung war sie dann auch mit und hat überhaupt nicht verstanden, dass die Leute alle so traurig waren, es war doch, so ihre Worte "ein schönes Fest mit so viel Blumen und so"....

Anschließend ist ihr Papa mit ihr Schlittenfahren, während ich bei der Familie geblieben bin. In der Folge wollte sie vermehrt die Oma besuchen und bei ihr übernachten, weil "die doch jetzt so traurig ist und immer so allein". Hat sie dann auch eine Weile gemacht.

Später einmal kam sie auf die Trauerfeier zu sprechen, da war sie ungefähr 5, und sprach von "Opas Totenfest".

Grausamer Begriff, aber ihr fiel kein anderer ein (wie auch) und außerdem zeigte mir das, dass sie kein Tabu-Problem mit dem Sterben hatte, so wie wir.

Sie ist heute 15 und kann sich dran erinnern, wie sie auf dem Friedhof früher immer den Grabstein geküßt hat, um sich vom Oppa zu verabschieden... leicht wehmütig versteht sich.

Mit meiner Freundin, die ja - wie ihr vielleicht wißt - auch betroffen ist, hat sie nie ein Problem oder Angst vor dem Umgang mit ihr gehabt, obwohl sie durch mich immer erfahren hat, wie es um meine Freundin stand und heute steht. Vielleicht ist das das Ergebnis dieses Umgangs mit dem Thema Krankheit und Sterben.

Ich weiss es nicht.

Viele liebe Grüße

Jutta
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