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Alt 21.10.2007, 13:48
Nessa70 Nessa70 ist offline
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Unglücklich Dringend! OP wegen Sternum-Metastase

Hallo,
wir hatten am Freitag/Samstag sehr schlimme Nachrichten bzgl. des metastasierenden Brustkrebses meiner Mutter (66 Jahre) . Ich finde das Vorgehen des KH (in Schleswig Holstein), wo sie seit Mittwoch ist, etwas befremdlich. Leider wohne ich im Ausland und bekomme Infos nur telefonisch über meinen Vater, der sich leider mit der ganzen Materie nie so richtig beschäftigt hat.
Zur Vorgeschichte, sorry, es wird wohl doch etwas länger werden:
brusterhaltende OP li 06/03, sehr aggressiver rasch wachsender Tumor, vermutlich nicht ganz im Gesunden entfernt, nicht hormonbedingt, kein Lymphknotenbefall. Meine Mutter bricht nach einer Chemobehandlung ab, keine Bestrahlung. 03/05 Brustamputation li bei Rezidiv. Meine Mutter war nun bereit für Chemo, aber in der ganzheitlichen Klinik wurde ihr zu einer Bestrahlung geraten, was sie über mehrere Wochen durchgezogen hatte. 11/06: aufgrund einer hartnäckigen Augeninfektion und Atemnot werden zufällig (das KH hatte wohl aufgrund der Vorgeschichte meiner Mutter etwas genauer geguckt) einige Metastasen in der Lunge festgestellt. Bis Ende Januar 07 übersteht sie vier Chemos relativ gut, aber nach der letzten hatte sie zusätzlich eine Vireninfektion, es ging ihr wochenlang schlecht, so dass sie die letzten beiden geplanten Chemobehandlungen nicht mehr angeht. Die Chemo hatte aber lt. radiologischer Kontrolle gut angeschlagen, die Metastasen hatten sich alle zurückgebildet.

Sie hatte dann diffuse Rückenschmerzen und war im KH, wo sie eine Wirbel-OP machen lassen sollte (wegen "Verschleiß"), aber dann schien der Wirbelzustand plötzlich nicht mehr so schlimm, die OP wurde in letzter Minute wieder abgeblasen. Im Mai unterzog sie sich einer Ganzkörperhyperthermiebehandlung, sie hatte in der Zeit dazwischen auch "aufbauende" Infusionen von ihrer betreuenden Hausärztin erhalten. Nach der Hyperthermiebehandlung ging es ihr nicht so gut und seit Juni klagte sie über Schmerzen in der Schulter, im Arm, etc. die als "Verspannungen" klassifiziert wurden, sie nahm Voltaren und erhielt Massagen. Es bildete sich dann eine schmerzhafte Schwellung am Brustbein, die als Entzündung bezeichnet wurde . Meine Mutter bekam wochenlang Antibiotika. Die Hausärztin vermutete eine Infektion durch Yersinien. Irgendwann wurde es der Hausärztin doch etwas unheimlich. Ich selbst hatte die Schwellung Ende August noch gesehen und sie war enorm! Wie eine allergische Reaktion nach einem Wespenstich, sehr warm und schmerzhaft. Es wurden CTs und MRTs gemacht, auch ein Knochenszintigramm (September), aber es hieß immer, man könne nichts entdecken. Die Hausärztin besorgte meinen Eltern einen Termin in diesem besagten KH (spezialisiert für Thoraxerkrankungen) in Schleswig Holstein bei einem Onkologen. Leider wurde der Termin falsch koordiniert und als meine Eltern nach drei Stunden Fahrt im KH ankamen, war der Arzt nicht mehr zu sprechen. Sie sahen einen anderen Arzt, einen Thoraxchirurgen, der meine Mutter dann ab letzten Mittwoch mehreren Untersuchungen und auch einer Biopsie unterzog, um der Sache der Schwellung auf den Grund zu gehen. Eine bakterielle Infektion hatte er aber ziemlich schnell ausgeschlossen.

Gestern gab es dann ein Gespräch mit meinen Eltern und die schlimmste Möglichkeit hat sich bewahrheitet, es ist natürlich wieder Krebs (ich hatte es mir sowieso schon die ganze Zeit gedacht, kann aber mit meiner Mutter nicht mehr über ihre Erkrankung sprechen). Die ganze Schwellung sei ein Tumor (soweit mein Vater es verstanden hat, denn der Chirurg hatte auch immer wieder betont, dass er ja kein Onkologe sei) und auch am Sternum müsse operiert werden. Er hat meinen Eltern dann wohl die OP geschildert, die jetzt Ende der Woche, spätestens Anfang nächster Woche, stattfinden soll. Das Brustbein wird herausoperiert, eine Plastik eingesetzt und Haut vom Rücken müsse verpflanzt werden, um das "Loch" wieder zu schließen . Danach solle meine Mutter sich einen sehr guten Spezialisten (Onkologen) suchen. Meine Eltern sind entsetzt, sie hatten sich sowieso seit der Erstdiagnose in Verdrängung geübt. Die ganzen radiologischen Aufnahmen seien nach Ansicht dieses Thoraxchirurgen sehr verschwommen und uneindeutig. In den Tagen, die meine Mutter jetzt in dieser Klinik ist, hat sie keinen Onkologen gesehen, sie liegt auch nicht auf der onkologischen Abteilung. Ich habe solche Angst um meine Mutter, habe noch gar nicht mit ihr gesprochen, weil sie sich schwer tut, mit mir darüber zu reden.

Nun frage ich mich aber, und frage euch alle: der Krebs hat ja nun scheinbar schon sehr weit gestreut, macht da so eine OP überhaupt Sinn? Da wird doch soviel vom Körper zerstört, wie ist denn danach die Lebensqualität. Kann man nicht Bestrahlen oder Chemo machen zur Schmerzlinderung? Und warum setzt man sich nicht mit meinen Eltern zusammen und bespricht die Alternativen? Ich meine, sollte da nicht ein Onkologe seine Meinung dazu sagen? Der Chirurg selbst kann doch meiner Meinung nach nur eine Entscheidung treffen, ob er so eine OP machen kann oder nicht. Aber man muss doch das Erkrankungsbild als Ganzes sehen. Außerdem sollte doch ein Plan erstellt werden, meine Eltern wissen ja nicht mal, wer die Nachsorge übernehmen kann, das Vertrauen in die HÄ ist jetzt zumindest zerstört. Können meine Eltern darauf bestehen, in dem Krankenhaus einen Onkologen zu konsultieren? Es tut mir so Leid, dass ich jetzt soviel geschrieben habe, aber ich kann, außer mit meinem Mann, mit niemandem darüber sprechen. Wie lange wird meine Mama denn jetzt noch am Leben sein? Ich weiß, das kann niemand sagen ...
Danke für's Lesen.
Traurige Grüße
Nessa
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