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Alt 13.09.2004, 16:25
Angi Angi ist offline
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Standard Umgang m.d. Wunsch

Liebe Liz,

auch ich kenne Deinen Willy nicht und hier nun auf seine Person Bezug zu nehmen geht schwer. Ich selbst erlebe und habe diese Art Aussage in mehreren Zusammenhängen erlebt. Für meine Oma , über achtzig, körperlich stark eingeschränkt, sind diese WOrte Asudruck ihrer Hilflosigkeit, einer Art "Trotz" und entprechen ihrem Gefühl anderen eine Last zu sein. Für sie gibt es kaum etwas schlimmeres als zum einen Hilflos auf anderer Leute Hilfe angewiesen zu sein und aber auch diesen "Arbeit, Mühe, Umstände, Erschwernisse "zu bereiten. Und manchmal sagt sie es auch grade zum Trotz um eben Aufmerksamkeit und Zuhören überhaupt zu erhalten.
Ich denke mal es ist dieses Gefühl was man bei näherem Überlegen empfindet wenn man denen die man liebt nicht weh tun will, sie nicht überstrapazieren möchte insbesondere wenn man vielleicht auch merkt wie sehr sie selbst unter der Situation leiden. Meine Mutter sagte früher mal, vor ihrer Erkrankung, "Kind, wenn ich nichts mehr selber machen kann und Pflegefall bin, will ich sterben". Dieses Ausgefliefertsein ist das eine, dass Gefühl zu haben jemanden Last und /oder Belastung zu sein, dass andere.
Ich denke mal, wäre es ein solcher Hintergedanke, helfen ja nur liebevolle lange Gespräche. Schwer , wenn man selbst irgendwann am Limit seiner Belastbarkeit angekommen ist.
Dann spielt, so habe ich es bei meinem Opa erlebt, auch das tatsächliche reale Wissen um den bevorsthenden Tod eine Rolle. Mein Opa flehte tatstächlich darum tatsächlich sterben zu wollen, aus dem Schmerz und der Angst heraus.
Und dann hatte ich meine andere Oma, die dies ganz ruhig, ja geradezu sachlich (sie hatte Lungenkrebs mit Metastasen) vortrug, sie wolle nun ihren ANgehörigen keine Last mehr sein, sie wolle sterben, sie regelte noch alles,einschließlich ihrer Beerdigung, lehnte nach vielem zermürbenden Gekämpfe ohne Resultat weitere Therapien ab, wollte mit allen nochmal sprechen, alle nochmal sehen und "ergab sich in ihr SChicksal". Sie führte mit allen, auch mit mir noch lange Gespräche und starb dann, ein paar Wochen später.
Auch diese Oma hatt stets Sorge jemanden "zur Last" zu fallen, insbesondere jenen die sie sehr liebte und die sehr liebten. Sie sah unseren Schmerz und aufopfernd wie sie ihr ganzes Leben lang immer war, war ihr das Wohl ihrer Angehörigen sogar im ANgesicht des Todes wichtiger wie ihr eigenes.
Also jeweils ganz andere Umstände, andere Motivationen.Aber wie auch immer denke ich der Schlüssel zu allem ist das Gespräch. Das erfordert soviel Kraft, und ich wünsche sie Euch. Nach alldem was ihr schon durchmachen mußtet, Dein Willy mit seiner entsetzlichen Krankheit als Hauptbetroffener selbst und natürlich alle ANgehörigen, habt ihr bisher ganz tapfer alle Hemmnisse lösen können, und viele SChwierigkeiten und SChicksalsschläge gemeistert.Das irgendwann die Kraft zur Neige geht oder auch die Motivation immer und immer wieder zu kämpfen gegen Windmühlen , dass die irgendwann schierer Verzweiflung weicht , ich glaube ich könnte es nachvollziehen.
Ich wünsche Euch Kraft, Stärke und Zuversicht diesen Weg weiter zusammen zugehen, was auch die nächste Abzweigung bringt.

Mit liebem Gruß
Angi
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