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Alt 26.04.2018, 22:23
Zoraide Zoraide ist offline
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Standard AW: Nehmt ihr Psychopharmaka

Liebe Carina100,
ich nehme "Psychopharmaka". Obwohl der Krebs lange schon vor der Diagnose in mir war, war ich glücklich. Warum sollte ich nach der Diagnose nicht ebenfalls glücklich sein können - bis zu meinem letzten Lebenstag?

Mit der Diagnose habe ich vor allem "Todesangst" und "Todtraurigkeit" in einer ganz anderen Tiefe neu kennengelernt. Beide Gefühle fand ich ab einem gewissen Punkt nicht mehr hilfreich. Sie behinderten mich am Leben und gerade Leben möchte ich. Zudem habe ich für mich gemerkt, dass ich mich aufgrund meines Charakters und meines Berufes eine antrainierte "chronische Anpassungsstörung" habe. Und warum sollte ich mich jetzt auf den "letzten Metern" ändern müssen und mich durch "Seelenarbeit" quälen? (5 Jahre nach ED bin ich jeden Tag äußerst erstaunt, dass ich noch lebe.)
Ich habe mich damals dafür entschieden, mir alles möglichst leicht zu machen. Daher liebe ich meine Stay-Happy-Pills sehr: Angstlöser, Schlafmittel und etwas für den Antrieb ...

Ansonsten bin ich auch für die eingehende Betrachtung vom "Negativzustand":
Tapfer sein? Wozu? Um es den anderen die Situation leichter zu machen?
Hoffnungsvoll zu sein? ... um die anderen nicht mit der Tatsache des Lebensende zu konfrontieren, das alle irgendwann einmal erleben werden?
Sich selber und andere nicht mit "negativem Denken" belasten? Sorry, das Leben ist nicht immer rosarot mit Partyzone und auch das möchte genau betrachtet werden.
"Positiv sein" und sich selber und andere belügen über den Ernst der Lage? Dieser "Sei-Positiv-Trend" stand ich schon immer skeptisch gegenüber.
Manchmal gibt es Lebensmomente, die so ganz ganz dunkel.

Die Frage ist, wer kann Dich in Deinem Umfeld JETZT hilfreich begleiten. Fakt ist, dass viele Menschen nicht das Standing haben, mit den verschatteten Seiten des Lebens umzugehen. Daher finde ich die Idee vom Psychoonkologen super. Ein Not-Termin beim Neurologen für die medikamentöse Hilfe ist ein absolutes Muss - meiner Meinung nach.

Zitat:
Die neoadjuvante Chemo (4x EC, 12 x Pac) hat nur bedingt gewirkt.
Die tatsächliche sachliche Ebene zu beleuchten, gehört natürlich auch dazu. Wie schwarz ist die Lage tatsächlich?

Wächst der Tumor unter Chemo? Bleibt der Tumor trotz Chemo gleich groß? Schrumpft der Tumor nur unwesentlich? Kamen Metastasen unter der Behandlung dazu? Im welchen Stadium der Behandlung bist Du? Ist das das Ergebnis vom Ultraschall oder vom MRT? Oder hattest Du schon die OP? Ist das das Ergebnis der Pathologie?
Welche Tumorformel hat Dein Krebs? Was ist die Empfehlung des Tumorboards?

Fühl Dich lieb gedrückt!
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