Geliebter Papa,

Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines lieben
Menschen ersetzen kann, und man soll das auch gar
nicht versuchen; man muss es einfach aushalten und
durchhalten; das klingt zunächst sehr hart, aber es ist
doch zugleich ein großer Trost, denn indem die Lücke
wirklich unausgefüllt bleibt, bleibt man durch sie
miteinander verbunden.
Es ist verkehrt wenn man sagt, Gott füllt die Lücke aus; er
füllt sie gar nicht aus, sondern er hält sie vielmehr gerade
Unausgefüllt und hilft uns dadurch unsere echte
Gemeinschaft miteinander – wenn auch unter
Schmerzen- zu bewahren. Ferner: je schöner und voller
die Erinnerung, desto schwerer die Trennung. Aber die
Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in stille
Freue. Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einenr
Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.
Man muss sich hüten, in den Erinnerung zu wühlen,
sich ihnen auszuliefern, wie man auch ein kostbares
Geschenk nicht immerfort betrachtet, sondern nur zu
besonderen Stunden und es sonst nur wie einen
verborgenen Schatz, dessen man sich gewiss ist, besitzt;
dann geht eine dauernde Freude und Kraft von dem Vergangenen aus.

Ich vemisse Dich so sehr!

In Liebe Dein Spätzchen