Einzelnen Beitrag anzeigen
  #156  
Alt 17.08.2004, 01:03
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Bestrahlung bei Hirnmetastasen?

Hallo Leute!

Schreibe hier zum erstenmal, verfolge das Forum schon seit längerer Zeit.
Es hat mich in der Schwersten Zeit aufgebaut.
Es ist schon komisch, wie sich die Geschichten und Leidenswege ähneln.

Bei meiner Mutter wurde im letzten Jahr ein Mammakarzinom in der linken Brust festgestgellt. Sie bekam Chemo und wurde operiert. In diesem Jahr, genauer im März, fiel ihr auf, dass sie unheimlich schnell ausser Atem gerat.
Festgestellt wurden dann Metastasen in der Lunge, wogegen sie eine heftige Therapie bekam. Die Leukoanzahl sank soweit, dass ich gezwungen war, sie ins KH einweisen zu lassen. Dort wurden dann auch Metastasen in der Bauchdecke und Leber festgestellt.

Der Arzt meinte immer, die Heilungschancen wären nicht schlecht. Wir haben sie dann in eine Privatklinik gebracht zu einem anerkannten Professor...
Am 19. Juni telefonierte ich dann mit meiner Mutter, da ich wissen wollte, was ich mit ins KH mitnehmen sollte. Sie brachte keinen venünftigen Satz mehr heraus.

30 (!) Metastasen im Gehirn. In Folge dessen war sie nicht mehr in der Lage richtig zu laufen. Ich denke auch, dass sie nicht richtig sehen konnte.
Auch ihr Verhalten wurde seltsam. Sie wollte auf einmal alles haben, und mir und meiner Schwester alles kaufen. Ich denke, sie hatte geahnt, dass es zuende gehen würde. Was sicherlich auch der Grund gewesen ist, dass sie nicht zurück ins KH wollte. Es blieb aber keine andere Wahl. An einem Donnerstag telefonierte ich noch mit ihr. Ich hatte mir mal eine Woche Urlaub gegönnt.
Und da heulte sie, dass sie bald sterben würde. Ich habe dann zu ihr gesagt, dass das nicht so schnell ginge und sie erstmal abwarten und sich auf den nächsten Österreichtripp freuen sollte. Am Sonntag darauf bin ich ins KH gefahren mit einer Schale Erdbeeren. Soe lag nun in einem Einzelzimmer. Nicht wirklich ansprechbar.
2 Stück Erdbeeren habe ich ihr gegeben und dann klagte sie über Schmerzen und legte sich wieder hin. Auf einmal fing sie wieder an zu heulen und sagte, dass der liebe Gott machen soll, dass sie nie mehr aufwacht.
Völlig geschockt sagte ich dann, dass das völliger Quatsch sei, und dass sie immer wieder aufwachen würde, während ich ihren schon kalt gewordenen Arm streichelte.
Bei der Abschiedsumarmung fiel mir dann auf, dass sie schon kleine dunkle Flecken an den Ohren hatte, was bedeutet, dass diese Stellen schon nicht mer durchblutet wurden (Körper auf abs. Minimum-Standby).
Ich verabschiedete mich also und sagte noch, dass ich dann am Abend nochmal anrufen würde.
1 1/2 Tage später ist sie ohne Schmerzen eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht...

Ich versuche nun die letzen 4 Monate aus meinem Gedächtnis zu löschen und meine Mutter so in Erinnerung zu behalten, wie sie war: Lustig, agil, spontan, korrekt (streng) und trotzdem lieb.
Und nicht als Frau, die keine echte eigene Meinung mehr hatte, die sich für alles entschuldigte, die seltsame Verhaltensweisen an den Tag legte...

Ich hoffe, ich habe mit diesem Beitrag niemandem den Mut genommen.
Bei meiner Mutter wurde alles zu spät diagnostiziert...

Man darf nie die Hoffnung verlieren, auch wenn es schwer fällt.
Wir haben den letzten Monat mit ihr richtig ausgekostet, obwohl niemand gewusst hat, dass es zu ende geht...höchstens geahnt....
wir haben abends Spiele gespielt, waren morgens frühstücken in irgendeinem Cafe...

Es ist besser so, wie es jetzt ist. Es klingt gemein, aber irgendwie ist einem eine Last abgefallen. Man muss sich einfach keine Sorgen mehr machen und denken: Wird´s geheilt, bleibt das jetzt immer so, und was ist wenn....??
Am schlimmsten war der Montag. Man wusste, dass es nicht mehr langwe dauert wird und lauerte nur auf den Anruf aus dem KH. Man versetzte sich immer in die Lage der Person. Ganz alleine, Tod vor den Augen...zum Glück kam dann noch meine Tante aus Frankfurt und begleitet mit meinem Onkel und der Cousine meine Mutter in den Tod, sodass diese nicht aleine war. Nachts um 2 h klingelte dann endlich das Telefon.
Auf diese Situation hatte ich mich mental schon soweit eingestellt, dass es mir nicht weiter schwer fiel einzuschlafen. Fast sogar erleichtert. Erst jetzt ca. 4 Wochen nach dem Tod, kommen so einzelne Erinnerungen wieder hoch, besonders, wenn man das Schlafzimmer betritt. Das Blöde ist nur, dass es wirklich meist Erinnerungen aus der Krankheit sind. Das wird sich aber hoffentlich auch noch ändern.

Vielen Dank, dass ichmich mal "ausquatschen" konnte. Das hat wirklich geholfen.
Und alle die hier mtlesen: SEID TAPFER, BEHALTET DEN MUT...IHR SEID BESTIMMT NICHT ALLEINE

Gruss Adrian

P.S.: Mutter hat Fortecortin und Bestrahlung gegen die Metastasen im Gehirn bekommen.
Mit Zitat antworten