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Alt 28.12.2014, 21:35
Dusty Dusty ist offline
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Standard AW: Meine Erfahrung - 9 Zyklen Chemo

Ich melde mich leider mit einer traurigen Nachricht - ein Nachruf für einen Hodenkrebsler, den ich bei der Hochdosistherapie kennen gelernt habe.

Als Gott sah, daß der Weg zu lang,
der Hügel zu steil,
das Atmen zu schwer wurde,
legte er seinen Arm um ihn und sprach:
"Komm heim".
(anonym)


Am 24.12.14 ist Daniel W. im Kreise seiner Familie für immer eingeschlafen. Daniel hatte die Diagnose Ende 2012 bekommen, hatte von Anfang an eine schlechtere Prognose (mehrere Metastasen in Bauchraum und Lunge, sehr aggressive Tumorform). 4 Zyklen PEB haben nicht angeschlagen, also ging es zur nächsten Therapie. Er bekam wie ich TIP, wir lagen schon da im selben Krankenhaus, waren aber nie zum selben Zeitpunkt da. Im Sommer 2013 haben wir uns dann bei der Hochdosistherapie kennen gelernt und diese zeitgleich ertragen. Bei ihm kehrte aber nur kurz Ruhe ein, bei der RLA wurde aktives Gewebe gefunden, kurze Zeit später war der Mist wieder da. Mehrere Chemos und OPs haben leider keinen Erfolg gebracht - es hat sich immer weiter ausgebreitet. Dennoch hat er gekämpft, nie aufgegeben. Zuletzt wurde er in einer Studie aufgenommen, in der ein neuer Therapieversuch im Januar gestartet werden sollte. Leider wird es nun nicht mehr dazukommen.

Glücklicherweise kommen solche Nachrichten nicht oft - in fast allen Fällen geht die Sache gut aus. Aber leider gibt es auch hierbei ausnahmen. Ich will niemandem Angst machen - man sollte nur nie vergessen, dass man auch Hodenkrebs nicht unterschätzen sollte. Es gibt genug Leute, die das etwas stiefmütterlich behandeln, nach dem Motto "ist ja nur Hodenkrebs, da wird man doch eh wieder gesund" und vielleicht auch die Nachsorge oder einen Arztbesuch immer ein wenig hinauszögern.

Man sollte sich einfach bewusst machen, wie viel Glück man hat, wenn man bei so einer Geschichte glimpflich davon kommt - und sich vielleicht fragen ob man nicht den ein oder anderen Moment mehr genießen und seine Gesundheit höher achten sollte. Ich denke oft daran, dass ich an einem ähnlichen Punkt stand, nur dass die Hochdosistherapie bei mir anscheinend alles platt gemacht hat. Umso dankbarer bin ich, denn Daniels Verlauf hat mir gezeigt, wie es bei mir mit ein wenig Pech hätte laufen können. Ich wünsche denen, die gerade am Kämpfen sind viel Kraft und durchhaltevermögen und denen, die schon alles hinter sich haben weiterhin alles Gute!
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Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
Johann Wolfgang von Goethe

http://diagnose-hodenkrebs.jimdo.com/
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