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Alt 07.05.2003, 13:20
Gast
 
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Standard Hoffnung bei BEIDSEITIGEM Nierenzellkarzinom

Liebe Susanne,
ich war in den letzten zwei Tagen nicht im Netz und habe Deine mail von daher leider erst heute bekommen. Sorry.
Schön, daß Deine Mutter mittlerweile zumindest zwischendurch mal aus der Klinik entlassen wurde. Die meisten Patienten fühlen sich verständlicherweise in ihren eigenen 4 Wänden erheblich wohler. Und das hilft manchmal, die Psyche ein wenig aufzubauen - es wäre schön, wenn es Deiner Mutter auch helfen könnte. Manchmal ist eine kleine "Auszeit" nämlich gar nicht so schlecht.
"Geduld", ein schönes Wort, aber ich kann verstehen, daß Ihr damit in der jetzigen Situation sehr,sehr große Schwierigkeiten habt! Hätte ich auch. Aber wie es aussieht, hat Deine Mutter sich noch nicht mit ihrem Krea eingependelt. Und die Urologen haben Angst, bei einer Thermoablation bis ins Gesunde das Nierengewebe noch zusätzlich zu schädigen.
Ein direktes Mittel das Kreatinin zu senken, gibt es meines Wissens nicht. Die Trinkmenge spielt, wie Rudolf schon sagt, hier auch eine Rolle (Serum-Kreatinin ist EIN Faktor, der eine verschlechterte Nierenfunktion aus welchen Gründen auch immer anzeigt ). Durch mehr Flüssigkeitsangebot kann das Kreatinnin indirekt gesenkt werden. Generell wünschen sich die Urologen auch bei uroloisch-kerngesunden Menschen eine Trinkmenge von 2-3 Litern täglich. Wobei bei diesem Wert aber auch nicht-urologische Faktoren zu berücksichtigen sind. Wenn Deine Mutter zum Beispiel herzmäßig vorgeschädigt ist, wird sie eine solche Menge evtl. nicht verarbeiten können und Wasser einlagern! Die Frage ist: wieviel trinkt Deine Mutter über den Tag verteilt? Vielleicht ist es Euch möglich, mal eine Bilanz zu erstellen, um die Ein-und Ausfuhr zu kontrollieren.
Hierzu schreibt Ihr bitte die genauen Mengen auf, die Deine Mutter in 24 Stunden trinkt und ebenfalls die Mengen, die sie mit dem Urin ausscheidet. Die "Plus-Bilanz" ( die Menge, die sie MEHR trinkt und die sie WENIGER ausgeschieden hat IN 24 STUNDEN )sollte ca. 800 - 1000 ml nicht überschreiten ( ist nur ein ca.- Richtwert, denn sie verliert ja auch unter anderem noch nicht unbedeutend Flüssigkeit über die Haut ). Und bitte dazu täglich das Gewicht kontrollieren ( immer zur selben Zeit, am besten morgens nach dem Aufstehen BEVOR sie Flüssigkeit zu sich nimmt, auf derselben Waage und ohne Kleidung - Waage bitte immer am selben Standort lassen ). Nimmt sie innerhalb eines Tages vermehrt zu, hat sie Wasser eingelagert!
Ältere Leute trinken in der Regel zu wenig, weil sie nur auf ihr Durstgefühl hören. Da der Kaliumwert ablolut im Normbereich liegt, könnte es sein, daß durch mehr Trinkmenge das Kreatinin etwas gesenkt werden kann und die Nierenfunktion gar nicht sooooooo schlecht ist!
Die Flüssigkeits-Bilanz klingt ein wenig umständlich und ist es sicher auch etwas, aber sie kann äußerst hilfreich sein. Jürgen bilanziert z. B. unter der Immunchemo kontinuierlich, da seine Nierenfunktion unter der Therapie immer recht stark eingeschränkt wird ( unter dem Interleukin, nicht unter Interferon )und er zusätzlich viel trinken muß. Und da muß ich dann zwischenzeitlich immer ein wenig mit ausscheidungsfördernden Medikamenten jonglieren. Bezüglich der Krea-Werte zwischen 2 und 3 möchte ich hier noch anmerken, daß ich diese Werte nur für MICH akzeptiert habe in Jürgens Situation und bei SEINEN Nierenverhältnissen. Das ist bitte keine ALLGEMEINE Aussage über akzeptable Nierenwerte nach einer Nierenschädigung, wie immer sie auch ausgesehen hat. Deshalb habe ich ja auch angemerkt, daß mir hier vermutlich jeder Nephrologe widersprechen wird, ICH aber etwas "genügsamer" bin
Eine weitere Frage an die Urologen wäre, ob man die Thermoablation des Nebennierentumors nicht vorziehen kann. Ich weiß aber nicht ob das möglich ist, ohne das Nierengewebe zu schädigen, denn die Nenbenniere sitzt direkt auf dem oberen Pol der Niere! Aber vielleicht fragst Du mal die Urologen danach.
Nun zu Deinen anderen Fragen.
Kalium ist also, wie Euer Arzt auch sagt, absolut im Normbereich. Der HB ist erniedrigt, das stimmt. Aber mit einem Wert von 10,8 liegt Deine Mutter m.E. auf keinen Fall in einem kritischen Bereich. Ab einem Wert von ca. 8 würde man m.W. vielleicht dazu tendieren, ihr eine Blutkonserve anzubieten. Bei einer Nierenfunktionsstörung wird auch die Bildung des Hormons Erythropoetin in der Niere reduziert. Und bei herabgesetzter Produktion von Erythropoetin wird auch die Neubildung von roten Blutkörperchen reduziert. "Ery" sind Erythrozyten = rote Blutkörperchen. Die und der HB (= Hämoglobin = Blutfarbstoff = Sauerstoffträger ) hängen unmittelbar zusammen. Ist also der HB-Wert erniedrigt, ist in der Regel auch der Ery-Wert erniedrigt. Der HK ( = Hämatokrit, manchmal auch HKT abgekürzt )bestimmt den Anteil der festen Bestandteile ( Blutzellen ) zu den flüssigen Bestandteilen im Blut ( ist also auch abhängig von der Flüssigkeitszufuhr ). Ery, HB und HK sind alle bei Deiner Mutter etwas erniedrigt, aber m. E. nicht besorgniserregend ernierdrigt.
So, ich hoffe, Dir ein wenig von Deiner Unsicherheit genommen zu haben, obwohl ich hier ja nun fast eine medizinische Abhandlung geschrieben habe. Hoffe, ich habe Dich damit nicht überfordert. Aber ich kann mich auch gut in Deine Lage hineinversetzen: man fühlt sich so hilflos ausgeliefert, und das Einzige was man tun kann, ist in der Klinik nachhaken, bohren, fragen um nicht den Überblick zu verlieren und nichts zu versäumen. Und das erst recht,nachdem Du ein wenig schechte Erfahrung nach der ersten Nieren-OP Deiner Mutter gemacht hast, wie Du geschrieben hast! Drum nur zu, ich helfe Dir gerne und gebe Dir gerne Tips, wenn ich kann. Halt mich auf dem laufenden und lass nicht den Kopf hängen.
Bis bald und liebe Grüße,
Ulrike
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