Thema: Neu betroffen
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Alt 03.03.2017, 14:09
Rei87 Rei87 ist offline
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Standard Neu betroffen

Hallo zusammen,

ich bin seit einigen Wochen Mitleser und beeindruckt, mit wie viel Mut und Zuversicht sich viele Betroffene hier der Diagnose und anschließenden Therapie stellen/gestellt haben. Bei mir wurde vor ca. 2 Monaten ein Tumor im rechten Hoden festgestellt (Seminon pT1 L0 V0 R0 S0, Stadium CS IIa bzw. LK mit Größe 1,7 x 0,9cm). Die Diagnose war ein doppelter Schock: Da zwischen Befund und OP nur 1 Tag lagen und ich gleich im KH blieb, blieb mir nicht viel Zeit, zu recherchieren und das mögliche Ausmaß einzuschätzen; es war unbegreiflich aber operabel und das beruhigte mich zunächst auch irgendwie. Erst als die Ärzte 2 Tage später bei Visite mitteilten, dass das CT vergrößerte Lymphknoten zeige und man mir in Abstimmung mit der Zweitmeinung 3 Zyklen PEB empfehle, empfand ich erstmals Angst, was jedoch vielmehr der geplanten Chemo und der Tatsache galt, dass ich zunächst nicht in mein gewohntes Leben zurückkehren können würde.

Seit letzter Woche habe ich das Gefühl, ich stehe kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Nach der OP habe ich lange verdrängt und mich mit allem nicht auseinander setzen wollen. Ich wusste, dass der 1. Zyklus keine maßgeblichen Veränderungen zeigen würde. Nun ist der 2. Zyklus fast beendet und ich habe unendlich Angst, dass die Chemo nicht anschlägt – manchmal so sehr, dass mich Panik überkommt, dass ich das Gefühl habe, mir bleibt die Luft weg vor Herzrasen. Im Grunde kann ich an keiner Sekunde des Tages nicht daran denken. Ich schlafe allenfalls 2-3 Stunden in der Nacht und kann mich mit nichts wirklich ablenken. Die Ärzte sprechen mir gut zu, aber ich kann die Zweifel nicht abschütteln und fürchte auch, mich in der Krankheit zu verlieren; gar nicht mehr im Stande sein zu können, nur annähernd ein Leben „wie vorher“ führen oder lange in die Zukunft planen zu können. Ich will optimistisch sein, will um jeden Preis gesund werden, will leben, auch wieder befreit lachen können und wenigstens ein Stück weit Normalität zurück. Aber er ist zum Verzweifeln, mit dieser ständigen Todesangst leben zu müssen; nichts tun zu können… Alle Außenstehenden reden immerzu bereits von Reha und Nachsorge – ich kann nicht mal an nächste Woche denken, ohne mir das schlimmste auszumalen…

Ich weiß, dass mir hier niemand konkret damit helfen kann. Ich weiß nicht mal, warum ich das poste. Vielleicht ist es der unendliche Wunsch, dass mein Fußstapfen hier wie bei vielen anderen zu einem guten Ende führt. Und trotzdem: Gibt es jemand, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat? Tipps + Tricks? Eventuell sogar Erfahrungen mit Anti-Depressiva oder Beruhigungsmitteln? Die Medizin ist so weit, aber im Kopf ist man immer allein…
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