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Alt 08.10.2002, 20:21
Gast
 
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Standard Storry für die Öffentlichkeit...?

Lieber Klaus, lieber Uwe,

mein Sohn ist mit 21 Jahren nach 13-monatiger Leidenszeit an einem Ewing Sarkom gestorben.

Klaus, es gibt nicht nur "kleine" Spannungen zwischen Patienten und Ärzten bzw. Pflegepersonal, sonder teilweise auch sehr "große" Spannungen. Man ist als Patient oder als Mutter eines Patienten dem System total ausgeliefert und fühlt sich vor allen Dingen in allem sehr hilflos und allein gelassen. Zum Beispiel des Pflegepersonals möchte ich Dir ein folgendes berichten : Als mein Sohn seine erste Chemo bekam, also noch Haare hatte, auch am Körper, hatte sich durch starkes Schwitzen das Pflaster von der Kanüle gelöst. Der Pfleger vom Nachtdienst (sehr lieb und hilfsbereit) sagte uns, dass er das Pflaster am nächsten Tag gewechselt bekommt. Am Sonntag hatte leider die Stationsschwester Dienst, ein richtiger Drachen, sie lehnte den Wechsel des Pflasters ab, da sonntags keine Verbände gewechselt werden, dafür tauschte sie im Zimmer die Schilder aller Schränke aus. Ich fühle bis heute noch meine Wut, Hilflosigkeit und Ohnmacht ! Es war die erste Chemo, keiner von uns wußte wie der Ablauf ist, was da alles auf uns zukommt und da ja noch weitere 7 Chemo's geplant waren, hielt ich meinen Mund, da ich wiederum Nachteile für meinen Sohn befürchtete. Außerdem war es ein sehr heißer Sommer und er bekam durch die Chemo Fieber, worauf mich am Montag dann eine Hilfsschwester darauf hinwies, dass im Tiefkühlschrank für Krebskranke Eismanschetten liegen, damit das Fieber wieder runtergeht. Die Stationsschwester war ja mit dem Austausch aller Schilder in allen Zimmern vollauf beschäftigt !!

Dann die Ärzte, nach jeder Chemo mußte die Kanüle entfernt werden, da mein Sohn erst nach 5 Chemo's einen Port gelegt bekam. Wir mußten jedes Mal mindestens 3 Stunden warten, bevor überhaupt einer ansprechbar war, obwohl das Ganze nur ca. 5 Minuten dauerte. Nach 6 Monaten eskalierte das Ganze und ich habe meinen Sohn in die Heidelberger Kopfklinik verlegen lassen, wo es außer reichlich Wartezeiten bei den Bestrahlungen, Röntgen, Untersuchungen es ein wunderbares Pflegepersonal und mitfühlende Ärzte gab. Sie haben mir sehr geholfen das Sterben meines Sohnes wenigstens einigermaßen zu überstehen. Er durfte zu Hause sterben, nachdem ich 4 Wochen mit ihm noch in seinem Zimmer im Krankenhaus verbringen durfte, bevor er austherapiert entlassen wurde.

Dies sind nur einige wenige der Vorkommnisse die ich erlebt habe, aber gerade weil diese Krankheit so gnadenlos ist, wünscht man sich zumindest überall Ärzte und Pflegepersonal die Wärme und Herzlichkeit ausstrahlen. Dieser Wunsch ist wahrscheinlich nur ein Traum, denn auch in Krankenhäusern geht es ja meist um den Profit und da bleibt die Menschlichkeit oft auf der Strecke.

Liebe Grüße
DORIS
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