Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 22.05.2014, 14:14
Maigloeckchen Maigloeckchen ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 27.04.2014
Beiträge: 11
Unglücklich Welche Unterbringungsmöglichkeiten / Betreuungsmöglichkeiten gibt es?

Hallo zusammen,

ich muss etwas ausholen: meine Mutter hat Lungenkrebs und zahlreiche Metasthasen. Man wollte die Metastasen im Kopf bestrahlen, damit sie wieder ein bisschen mehr Kontrolle über Körper und Geist bekommt, leider musste die Behandlung abgebrochen / gecancelt werden, da man vorab mit einem Cortison bereits eine Verschlimmerung ihres Zustands erreicht hat. Ihr Mann hat sie nun vor gut drei Wochen nach Hause nehmen können um sie zu pflegen. Alternativ wurde uns auch ein Hospiz angeboten.
Zu Hause erholt sich meine Mutter nun wieder soweit, dass die „Belastung“ für den Mann meiner Mutter doch höher als erwartet ist. (Im Krankenhaus schlief sie die meiste Zeit, sie wurde auch ruhig gestellt, weil sie immer wieder ausbüchste oder allein aufstand und die Verletzungsgefahr nicht einschätzen kann) Bei unserem letzten Besuch zu Hause fiel mir auf, dass meine Mutter den Großteil ihrer wachen Zeit vom Verstand her ziemlich klar ist. Sie kann sich halt nicht immer gleich ausdrücken, verliert den Faden, bringt Daten und Termine regelmäßig durcheinander. Aber sie ist sich ihrer Situation bewusst und der Wille, jeden Tag so gut, wie möglich zu nutzen, ist sehr stark. In dem Haushalt leben auch noch zwei meiner Geschwister, sie sind mit 13 unsere Jüngsten und müssen täglich live erleben, was die Krankheit mit unserer Mutter macht. Mein Vater (er ist nicht mein Vater, aber es schreibt sich leichter und liest sich nicht so unpersönlich) ist mit der Situation reichlich überfordert. Er hat die Mama zu Hause, die Kinder müssen betreut und geleitet werden (sie sind für ihr Alter sehr unselbstständig, ich denke, dass man aber auch jetzt in der Situation nicht erwarten kann, dass sie sich wie Erwachsene benehmen – man muss ohnehin auch beobachten, wie sie das aufnehmen und auch für sie da sein) Hinzu kommen finanzielle Sorgen und der Druck, dass mein Vater bald wieder arbeiten gehen muss. Er ist derzeit krank geschrieben, der Arzt (der meine Mutter behandelt hat) macht schon Theater wegen der Krankschreibungen. Nach den sechs Wochen fiele Geld weg, was sich meine Familie nicht erlauben kann. Also bliebe nur noch, Urlaub zu nehmen…
Mein Vater ist aber nach der kurzen Zeit (ich drücks mal so aus – er kämpft mit meiner Mutter schon drei Jahre gegen den Krebs, das darf ich nicht vergessen) an seiner Kotzgrenze angelangt und überlegt, meine Mutter ins Hospiz zu geben. (eben auch, weil sie so anstrengend ist) Meine Familie lebt sehr ländlich und schwimmt nicht im Geld, also stünden meiner Mutter zwei bis drei Besuche pro Woche bevor. Das bricht mir das Herz. Und an dieser Stelle kommt meine „Mühle“ ins Spiel, unser Problem ist in erster Linie die Distanz zu meiner Familie (650km) und mein Mann und ich arbeiten beide Vollzeit.
Aktuell wird geprüft, welche Pflegestufe meine Mutter erhält (sie kann nicht allein laufen und braucht eigentlich bei Allem Hilfe – essen kann sie allein und je nach Tagesform schält sie auch die Kartoffeln) Wie lange das dauert, bis die Pflegestufe feststeht… keine Ahnung. Wir hatten überlegt, ob wir meine Mutter zu uns holen, müssten aber auch auf eine Unterbringung zurückgreifen. Ich glaube auch kaum, dass der Rest der Familie damit so einverstanden wäre, mein Vater ist zudem auch der Bevollmächtigte (meine Mutter ist nicht mehr geschäftsfähig) Gestern hab ich ein bisschen rumgegooglet, in welchem Kostenrahmen sich sowas bewegen kann. Da hauts mich aus den Socken, aber was ich im Grunde wissen will, wird mir nicht auf dem Silbertablett serviert. Habt ihr Erfahrung mit den nachfolgenden Punkten oder einen Tipp, wohin ich mich wenden kann..?

- Tagespflege (damit sie daheim bleiben kann, mein Vater aber auch wieder arbeiten gehen kann) Kommt da auch jemand nach Hause und betreut meine Mutter tagsüber? Die Sachleistungen der Pflegeversicherung gingen hierbei sicher drauf.
- Gibt es Pflegeheime (bisher finde ich unter dem Stichwort nur „alles für die Senioren“), die einen Patienten tagsüber aufnehmen (drücken wir es krass aus: „wie ein Kind in der Kindergarten“ bringen)
- Oder ins Hospiz? Das muss sie aber (für mich zumindest) auch wollen. Ich lese nur Positives darüber, aber mich plagt das Gewissen. Wenn sie dann eben doch allein ist mit sich und all ihren Gedanken? Kann sie sich dort auch einen PC hinstellen und klickern, wie sie es gern macht um sich die Zeit zu vertreiben? Kann sie die Familie daheim besuchen? Etwa übers Wochenende? Kann ich sie zu Ausflügen (sofern machbar) mitnehmen? Oder wird sie dort auch ruhig gestellt? Wer entscheidet darüber, ob sie überhaupt ins Hospiz darf? Und auch nicht zu vergessen – wo liegt der Kostenpunkt?

Ich werde heut versuchen, einen Termin mit dem Hospiz in der Nähe meiner Eltern zu vereinbaren, damit ich mir eine Vorstellung machen kann. Ich kenne es nur aus dem Fernsehen. Ich will, dass es meiner Mutter gut geht, dass sie sich nicht schämen muss, etwas zu verlangen. Ich will nicht, dass zu Hause ständig gestritten wird, weil sie etwas möchte, aber mein Vater ihr den Wunsch nicht sofort oder eben gar nicht erfüllen kann / will. Ich möchte nicht, dass meine Mutter sich nicht traut, etwas zu sagen, nur weil dann am Ende alle an die Decke gehen. Die beiden schenken sich gegenseitig nichts – auch jetzt noch nicht. Mein Vater hat Abends einen gewissen Pegel erreicht, den er unter Umständen braucht, um mit Allem klar zu kommen, aber ich finde Alkohol (und die Verstecke) derzeit äußerst unangebracht. (Daher auch der innerliche Wunsch, meine Mutter zu mir zu holen oder einfach daheim bei meiner Mutter zu bleiben) Mir kreisen tausend Sachen durch den Kopf, aber ein Ufer kann ich nicht erkennen. Das ist Alles zum Mäuse melken… Die Infos, die man sich nebenbei zusammensuchen muss, sind auch nicht gerade für Laien gemacht.

Danke allen fürs Lesen...
ein verdrehtes Maiglöckchen

Geändert von Maigloeckchen (22.05.2014 um 14:19 Uhr)
Mit Zitat antworten