Einzelnen Beitrag anzeigen
  #1  
Alt 16.04.2005, 16:50
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Mein Franz ist tot

Mein Schatz durfte heute morgen um 9.00 Uhr im Kreise seiner Familie und Freunden seine letzte Reise antreten.

Am Donnerstag hatte ich ihn ja nachhause geholt, er wollte unbedingt noch einen Port gelegt bekommen und hat sich noch am selben Tag in einem anderen KH vorgestellt. Auch dort hat man die Portimplantation abgelehnt. Das war ein großer Schlag für ihn! Dann hat er beschlossen die Chemo sich nochmals über die Venen geben zu lassen. Ich hatte die Brückenpflege des Klinikum Mannheim als Helfer, die sich mit meinem Mann auch nochmals über seine fortgeschrittene Krankheit unterhalten haben. Sie fragten ihn, was er tun würde, wenn es nun keine Option zur Weiterbehandlung gäbe. Dieses Thema hat mein Schatz abgeblockt, er hat gesagt: "Ich habe in meinem ganzen Leben für alle Probleme eine Lösung, aufgeben gibt es bei mir nicht". Da hat man mir gesagt, dass er noch nicht so weit ist, die Aussichtslosigkeit anzunehmen. Er hatte auch noch viel Besuch bis gestern abend, dann allerdings ging es ihm zunehmend schlechter, er hatte so einen Druck im Magen. Über die Brückenpflege kam dann auch sofort ein Arzt - so einen einfühlsamen Menschen habe ich noch nie unter den Ärzten kenngelernt - der ihm den Vorschlag machte, eine Magensonde zu legen, was Franz auch ablehnte. Nachts musste der Arzt aber wieder kommen und dann durte er die Sonde legen, was auch dringend notwendig war, weil Franz einen Darmverschluss hatte. Die Einzelheiten dazu erspare ich Euch. Dann bekam mein Schatz wahnsinnige Schmerzen und es wurde eine Morphiumpumpe angelegt.

Ab diesem Zeitpunkt ist mein Schatz gestorben. Um 3.00 Uhr heute morgen habe ich wieder nach ihm geschaut, hatte mich ein wenig hingelegt, weil unsere Tochter bei ihm war. Da hat er mich gefragt, warum ich schon wieder komme, ich solle einmal im Leben das machen, was er sagt, nämlich wieder in´s Bett gehen. Dann wurde er ruhiger und so gegen 4.00 Uhr ist er eingeschlafen. Ab 8.00 Uhr hat er dann sehr lange Atempausen gemacht und ich konnte seinen Blick nicht mehr in meinem fixieren. Habe dann eine CD mit Taizé-Gesängen aufgelegt und als sein Lieblingslied kurz vor 9.00 Uhr kam, hat er - glaubt es mir bitte - die Lippen bewegt und meine Tochter und ich haben uns angeschaut und gesagt er will sein "Laudate omnes gentes" mitsingen. Während dieses Liedes hat mein Schatz seinen letzten Atemzug gemacht und kann sich nun endlich ausruhen.

Wir haben ihm dann einen schönen Anzug, den er bei der Hochzeit unserer Tochter anhatte, angezogen. Viele Blumen um ihn gelegt, ein Herz aus Teelichtern gebildet und angezündet und aus Bachs Johannespassion das "Ruht wohl" und "Ach Herr lass Dein lieb Engelein, am letzten Tag die Seele mein, in Abrahams Schoss tragen....."gespielt. Es war sehr feierlich. Nach und nach trafen Freunde ein und Familienmitglieder und liebe Sängerinnen und Sänger aus unserer Kantorei, in der wir beide 20 Jahre gesungen haben. Dann haben wir nochmals zusammen das "Laudate omnes gentes" gesungen. Es war so wunderschön persönlich.

Dann haben wir im Garten noch eine Brotzeit mit allen gemacht - meine Freundin aus Hallbergmoos (bei München) die ihren Franz besuchte, hatte Leberkäse und Geräuchert´s mitgebracht. Ich war natürlich immer bei meinem Franz, das hat ihm gefallen, dass wir mal wieder sooo viele Gäste hatten, so war das bei uns immer!

Und nun bin ich ALLEINE - obwohl noch viele da sind, aber IHR ALLEINE wisst, was ich meine......

Werde mich nun auch aus diesem Forum verabschieden, allerdings noch still mitlesen und einige Hilfen, wenn nötig geben.

Nun ist mein Franz immer noch bei mir, ich gebe ihn auch nicht her. Noch tröstet mich, dass er - wenn auch ruhig - bei mir liegt. Was ich morgen mache, wenn ich ihn hergeben muss, weiß ich noch nicht!!!

Alle die noch kämpfen haltet die Ohren steif! Mein Franz war bis zum Schluss ein Kämpfer. Heute morgen hat er noch ein Bein auf den Boden gestellt - ca. 30 Minuten bevor er gegangen ist - und hat mit dem Fuß aufgestampft, bestimmt weil unsere Tochter zu ihm sagte -"Papi Du musst nicht mehr kämpfen, Du darfst gehen"..den Fuß hat er sich nicht in´s Bett legen lassen!

Mein Schmerz ist unbeschreiblich und ich weiß nicht, wie ich weiterleben soll ohne ihn.

ES WIRD MIR FEHLEN DAS LEBEN OHNE DEINE LIEBE MEIN FRANZL

Deine/Eure Gaby