Thema: Unbegreiflich
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Alt 22.12.2015, 14:42
Laesperanza Laesperanza ist offline
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Standard AW: Unbegreiflich

Liebe Jana,
Ja, mir geht es genauso. Mein Mann ist vor 4 1/2 Wochen nach fast 4 Jahren Krankheit gestorben. Nicht unerwartet, aber doch schneller als gedacht. Die 4 Jahre waren geprägt von Hoffnung, Schmerzen (seinerseits) und Angst. Die nackte Angst. Die Angst war für mich das Schlimmste. Ich habe nur noch von CT zu CT gelebt. Jedes Symptom seinerseits (husten, Verstopfung, Rückenschmerzen..) hat mich in den Wahnsinn getrieben und zu stundenlangem googlen veranlasst. Die Krankheit hat (leider) unser Leben bestimmt. Wir haben trotzdem sehr intensiv mit vielen Urlauben gelebt, dennoch war die Krankheit und die Angst allgegenwärtig. Ich vermisse ihn sehr und jeden Tag, aber richtig weinen kann ich nicht. Und ja, ich genieße auch wieder, dass ich meinen Alltag uneingeschränkt planen kann, ohne überlegen zu müssen, geht das überhaupt von der Krankheit her. Ich hätte alles gemacht, um mit ihm alt werden zu dürfen, aber es sollte wohl nicht sein. Viele sagten mir, die Trauer kommt erst nach 6 Monaten. Vielleicht ist es so, vielleicht habe ich auch schon 4 Jahre vorgetrauert. Die Zeit wird es zeigen. Das Einzige was ich habe sind seit 2 Wochen schmerzende Bronchien, aber keine Erkältung. Vielleicht sucht sich die Trauer einen anderen Weg.
Hab kein schlechtes Gewissen. Wir haben uns unser Schicksal nicht ausgesucht. Und wenn Du nicht weinen musst, dann ist das auch ok. Die Menge der Tränen sagt ja nichts über unsere Liebe zu unseren geliebten Menschen aus.
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