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Alt 08.04.2015, 23:47
Nachtgestalt Nachtgestalt ist offline
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Standard AW: Fortgeschrittenes Kehlkopfkarzinom mit lokalem Lymphknotenbefall

Ich kann dir hierzu folgendes raten: ich habe so viel über dieses Karzinom gelesen, dass ich selbst eine Abhandlung darüber verfassen könnte. Und ich habe eines daraus gelernt: es gibt nicht DIE Behandlung für diese Art von Krebs. Genauso wenig wie man sich auf die Prognosen stützen soll (und da du bereits selbst viel gelesen hast, weißt du, dass die extremst schlecht sind).

Letzten Endes wird dir keine Dissertation der Welt sagen können, welche Behandlunsmethode für deinen Vater mit seinem Tumor und seinem Lymphknotenbefall die richtige sein wird. Auch die zahlreichen Studien die bezüglich der diversen Behandlungsmethoden durchgeführt wurden heben nichts mehr hervor als das andere. Im Gegenteil - würde man alle Studien zusammenfassen, wäre man danach nicht wirklich klüger. Dass nichts tun zu keinem Erfolg führt ist auch so klar. Alles andere ist schwer. Und nicht nur für uns als Laien sondern auch für die Ärzte.

Du solltest dir jedoch im Klaren darüber sein - auch wenn das Verhalten der Ärzte auf den ersten Blick unterkühlt und unprofessionell wirken mag, so ist es eigentlich exakt das Gegenteil. Sie werden tagtäglich mit diesen Diagnosen und Krankheiten konfrontiert und arbeiten damit. Sie beraten sich in Tumorkonferenzen und besprechen in Gruppen, was für den Patienten mit seinem abstrakten Tumor, der jedoch in seiner Ausprägung vollkommen individuell ist, die beste Behandlung darstellen mag. Dort miteinbezogen wird jedoch nicht nur das Tumorstaging sondern vielmehr. Das Alter des Patienten, der Allgemeinzustand, etwaige Vorerkrankungen. Man kann eine Behandlung nicht pauschal nach Erfolgsversprechen anwenden. Es spielt eine Vielzahl von Faktoren mit hinein in diese Entscheidung. Und genau deshalb treffen sie auch Ärzte.

Wie ich dir bereits in meinem Thread erläutert habe, ist auch eine Radiochemotherapie kein Zuckerschlecken. Es ist eine Therapie, die sich über mehrere Wochen erstreckt und letztlich von Woche zu Woche anstrengender, schmerzhafter und nervenzehrender wird. Auch nach Abschluss der Therapie wirkt das Ganze fort und verschlimmert sich die Wochen danach noch. Dann beginnt erst langsam wieder der Genesungsprozess - denn die Bestrahlung die Chemo zerstören viel gesundes Gewebe und gesunde Zellen - neben dem Tumor.

Eine komplette Kehlkopfentfernung ist natürlich ein erheblicher Einschnitt in das Leben. Wie dir aber schon glaubhaft mitgeteilt werden konnte, schreitet die Genesung von dieser OP - sofern sie komplikationslos ablief- jedoch fix voran. Es hört sich schlimm an, dass jemand seine Stimme verliert und gewisse Dinge neu erlernen muss. Nach so einer OP ist man verändert, man muss sich mit neuen Gegebenheiten arrangieren. Aber all dies muss man auch nach einer Radiochemo. Mein Vater kann einige Dinge nicht mehr essen, er produziert so gut wie keinen Speichel mehr, er hat Tage an denen er kaum Sprechen kann weil seine Stimme nicht mitspielen will. Auch er ist gezeichnet, vielleicht nicht auf den ersten Blick, aber auf den zweiten. Krebs hinterlässt seine Spuren - es ist ein Kampf, aber einer, den zu kämpfen es sich lohnt.
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