Einzelnen Beitrag anzeigen
  #10  
Alt 24.06.2014, 16:09
amsu amsu ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.02.2014
Beiträge: 11
Standard AW: Burn out oder Fatigue 1 Jahr nach erfolgreicher Therapie? -trennung ?

Lieber Imperio,

Tipps oder Ratschläge habe ich keine, aber was du schreibst, berührt mich so, dass ich einen kleinen Erfahrungsschnipsel beitragen will, aus der Perspektive einer Kranken – die vielleicht gar nicht viel, aber doch mindestens eine Eigenschaft mit deinem Partner gemeinsam haben könnte…: Mir war es immer wichtig, selbst klar zu kommen, niemandem zur Last zu fallen.

Letztes Jahr um Ostern bekam ich meine Krebsdiagnose und passte bald nicht mehr gut zu diesem Teil meines Selbstbildes. Während der Chemo und rund um zwei große Operationen mochte das noch so angehen; ich musste mich zwar oft überwinden und alle Naselang bewusst über meinen Schatten springen, um Hilfe anzunehmen oder (für Fortgeschrittene sogar mal darum zu bitten. Aber spätestens nach der Reha hätte langsam damit Schluss sein sollen, um das noch irgendwie mit meinem Selbstverständnis in Einklang zu kriegen. Hat leider nicht geklappt, und zum Glück habe ich eine prima Psychoonkologin, mit der ich unter anderem daran knabbere: Ich gehöre bis auf weiteres nicht mehr zu den Starken (die natürlich zur Not auch vorübergehend mal schwach sein dürfen). Und ich finde Nehmen oft so viel schwieriger als Geben, das hätte ich nie gedacht. Ich versuche aber, Hilfe-Annehmen zu üben, so oft ich dazu genug Kraft habe.

Was ich nur sagen will, ist, dass Krebs plus Therapie nach meiner Erfahrung so unendliche Erschöpfung bringen kann, dass jemandem, der sich mit Bedürftigsein richtig schwer tut, dazu dann vollends die Kraft fehlen mag. Ich selbst habe meinen Liebsten nicht deswegen wegschicken müssen – aber den Impuls kann ich verstehen (auch wenn er echt das Gegenteil von hilfreich ist!).

Deswegen finde ich die Situation für euch beide schrecklich traurig. Für mich wäre es in so einer Lage Hilfe und Trost, wenn der von mir „verstoßene“ Partner trotzdem in der Nähe bleibt, wenn er „da ist“, falls ich doch noch hinfühlen und womöglich irgendwann doch noch anders kann…


Lieber Imperio, kann sein, dass das jetzt alles komplett mein Film war und nichts mit dir und euch zu tun hat, dann vergiss es einfach. Und auf jeden Fall wünsche ich euch beiden alles erdenklich Gute!
Mit Zitat antworten