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Alt 19.12.2005, 09:33
Barbara 64 Barbara 64 ist offline
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Standard AW: Zwei Jahre danach...

Du warst sehr geschwächt, und streckenweise hatte ich Angst, wir würden es nicht bis in die Praxis schaffen.

Während Deiner Blutabnahmen habe ich kurz mit dem Arzt gesprochen, er hat nicht verstanden, warum Du so sehr abgebaut hattest. Dein Blutbild von Freitag war sehr gut, sogar die Leberwerte waren gut, er hoffte, über den Ultraschall etwas herauszufinden.

Er hat mich gefragt, wie es denn zu hause geht, Du konntest ja kaum ein paar Schritte laufen... Ich habe ihm gesagt, daß Du nicht ohne Hilfe das Bett verlassen kannst und daß Du Abends auf der Treppe nicht so gut alleine nach oben kommst. Er hat dann den Ultraschall gemacht und mit Dir gesprochen. Dann hat er mich ins Untersuchungszimmer geholt, Du hast geweint, warst ziemlich fertig. Er hatte Dir gesagt, daß Du dringend ein Pflegebett brauchst, weil das mit Deinem Bett nicht mehr geht... Einerseits hast Du mir in dem Moment sehr leid getan, Mama, andererseits war ich sehr erleichtert, daß er das einfach so gemacht hat... Ich habe Dich kaum noch hochbekommen aus dem Bett, wenn es nachts schnell gehen mußte, das war für uns beide nicht schön, und mein Rücken war ein einziger Dauerschmerz. Er hat versucht, Dir die Vorteile darzulegen, mehr Selbständigkeit war glaube ich das Zauberwort... Du warst zwar nach wie vor schockiert, aber Du hast schon auch gesehen, daß das für den Moment die bessere Lösung sein würde.

Mittags hattest Du Besuch, ein ehemaliger Kollege von Papa, der Kontakte bei der Krankenkasse hatte. Er hat mir sofort Tips gegeben und auch gleich seine alten Kontakte angerufen, um die Sache zu beschleunigen. Seine Frau hat Dich ein bißchen beruhigen können, sie fand das mit dem Bett gar nicht schlimm, für eine Übergangszeit, bis es Dir besser gehen würde... Abends warst Du wieder recht guter Dinge, und Du hast überlegt, wo das Bett stehen sollte...

Am nächsten Tag würde der Hausarzt vorbeikommen, er hat Dir zusätzlich Kochsalzinfusionen verschreiben, wollte Dich ein bißchen aufbauen für die nächste Chemo. Außerdem war wieder Besuch angesagt, auf den Du Dich sehr gefreut hast.


Ein Traum, ein Traum ist unser Leben
Auf Erden hier.
Wie Schatten auf den Wolken schweben
Und schwinden wir.
Und messen unsre trägen Tritte
Nach Raum und Zeit;
Und sind (und wissen's nicht) in Mitte
Der Ewigkeit...

Johann Gottfried Herder
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