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Alt 26.04.2010, 15:07
Dirk1973 Dirk1973 ist offline
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Standard AW: impfungen nach chemo?

Hier die (überwältigend ausführliche) Antwort des KID:

Zitat:
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir als Krebsinformationsdienst nur Hintergründe zusammentragen und nicht die ärztliche Beratung ersetzen. Wir können Ihnen jedoch Informationen geben, die Sie im Gespräch mit den behandelnden Ärzten unterstützen und helfen eine Entscheidung zu treffen.

Zur Frage, ob eine Krebserkrankung oder die Therapie den Impfschutz, den man vorher erworben hatte, beeinträchtigen, lässt sich Folgendes sagen:

Bei hämatologisch-onkologischen Erkrankungen (Leukämien, Lymphomen, myeloproliferativen Syndromen) kann die Erkrankung selbst die Immunabwehr unterdrücken und auch die Bildung von Antikörpern als gewünschte Folge einer Impfung stören.

Auch ein sehr stark eingeschränkter Allgemeinzustand (etwa mit Kachexie/Auszehrung, Bettlägerigkeit) hat in der Regel Folgen im Sinne einer Einschränkungen der Immunabwehr, hier schützen Impfungen aber, solange das Immunsystem überhaupt noch Antikörper produziert.

Die Frage, ob nach einer Chemotherapie oder großräumigen Bestrahlung oder Therapie mit Antikörpern ein bereits vorhandener Impfschutz beeinträchtigt wird, kann nicht generell beantwortet werden: Ob der Impfschutz noch besteht, hängt davon ab, wie viel Knochenmark zerstört wurde und ob die Antikörper-produzierenden Zellen, die erhalten sind, wieder zu voller Funktion gelangen.

Im Normalfall sollte bei wieder intaktem Immunsystem keine Beeinträchtigung mehr bestehen. Im individuellen Fall lassen sich eventuell auch Antikörpertiter bestimmen, um sicher zu gehen.
In der Praxis sind die meisten Erwachsenen in Deutschland ohnehin nicht mehr ausreichend geimpft, so dass die Frage eines ausreichenden Impfschutzes und die Frage von Auffrischungsimpfungen immer mit den behandelnden Ärzten diskutiert werden kann.

In diesem Zusammenhang weist die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut (RKI) seit längerem ausdrücklich darauf hin, dass gerade Menschen mit schweren bzw. chronischen Erkrankungen von Impfungen profitieren können. Die häufig geäußerte Angst, chronische Krankheiten seien ein Impfhindernis, sei meist nicht gerechtfertigt. In Studien wurde geprüft, ob Risikopatienten nicht sogar schon während einer Chemotherapie oder Bestrahlung von einzelnen Impfungen profitieren könnten: Ziel ist es, die Sterblichkeit von Krebspatienten an Infektionen als Therapiefolge zu senken.

Ob eine Impfung bei Krebspatienten gerechtfertigt bzw. angeraten ist oder eher vermieden werden sollte, kann aber nur im Einzelfall mit den behandelnden Ärzten geklärt werden. Die Informationen des Krebsinformationsdienstes bieten Hintergründe, ersetzen hier aber nicht die individuelle medizinische Beratung.

Kann ein Krebspatient aufgrund seines Zustandes nicht geimpft werden, so sollten zumindest seine Angehörigen und Freunde auf einen ausreichenden Impfschutz achten, um den Krebskranken nicht ihrerseits durch eine Ansteckung zu gefährden. Grundsätzlich empfiehlt die STIKO, dass alle Erwachsenen regelmäßig ihren Impfschutz überprüfen - die Krebserkrankung eines Angehörigen kann dafür ein Anlass sein.
man kann ja sagen was man möchte, aber die Damen und Herren vom KID geben sich wirklich viel Mühe. Respekt und Dank dafür !

EDIT: J.F., eine Userin aus dem Hautkrebs-Forum schickte mir da noch einen sehr interessanten Link von Springer
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Geändert von Dirk1973 (26.04.2010 um 23:25 Uhr)
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