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Alt 25.12.2017, 01:40
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Hirnmetastasen ich muss entscheiden..

Liebe Jenny96,

Zitat:
Es geht ihm so schlecht und ich muss nun entscheiden ob er bestrahlt wird oder nicht.. Ich will nicht dass er leidet und will nicht dass er weiss dass er bald von ins gehen wird hat jemand ähnliche Erfahrungen?
Wenn es sich tatsächlich so verhält, daß Du für Deinen Vater Entscheidungen (bzgl. weiterem Vorgehen) treffen sollst, wird Dich sicher niemand darum beneiden, in welch schwieriger Situation Du damit steckst, weil eine recht große Verantwortung damit auf Dich "übertragen" wurde.

Um dieser gerecht werden zu können, mußt Du m.E. auch etwas darauf achten, daß Du auch wirklich das Richtige tust, damit Dich nicht irgendwann Zweifel "zerfressen", ob Du wirklich das Richtige getan hast.

Natürlich willst Du das Bestmögliche für Deinen Vater tun - das ist schon klar.
Um aber Dir Sicherheit für die Richtigkeit Deiner Entscheidungen verschaffen zu können, ist es m.E. unerläßlich, daß Du parallel mehrere Fragen zu klären versuchst.
Am besten in der Rangreihenfolge:

1) Was will Dein Vater derzeit?
Weiter therapiert werden oder (nur noch) palliativ behandelt werden, um in Frieden und möglichst schmerzfrei sterben zu können?

2) Nachdem Dein Vater bereits 3 Jahre Chemo hinter sich hat, klär bitte unbedingt mit den Ärzten:
a) wie der Erfolg der Chemo(s) einzuordnen ist, sowie
b) welche Erfolgswahrscheinlichkeit sie für nun angedachte Bestrahlungen sehen.
Auch unter dem Gesichtspunkt der körperlichen Zumutbarkeit von Bestrahlungen für Deinen Vater.

Bedenk dabei bitte auch, daß Ärzte dazu verpflichtet sind, Leben zu "retten".
Für Patienten stellt sich aber letztlich die Frage, welcher "Gewinn" bei Rettungs-Maßnahmen noch erreichbar ist.
Frag also die Ärzte klipp und klar, wie sie an Deiner Stelle entscheiden würden.

Wäg danach alles in Ruhe ab.
"Überschlaf" es am besten und triff keine überhasteten Entscheidungen.

Wenn Du danach noch Zweifel hast, was richtig sein könnte, bevorzug jedenfalls 1).
Oder, wenn Du 1) (ggf. auch in der Zukunft) nicht genau kennst, das, was Du an der Stelle Deines Vaters in seiner Situation tun würdest.

Weißt Du - die "Entscheidungs-Hoheit" über sein eigenes Leben in die Hände von Familien-Angehörigen zu legen, ist ein enormer Vertrauensakt.

Der darauf basiert, daß ein ausgewähltes Familien-Mitglied im Zweifelsfall genau das tut, was man selbst tun würde.
Wenn man nicht mehr in der Lage dazu ist, das selbst zu tun oder entspr. "anzuleiern".

Wenn Dir 1) bisher evtl. noch nicht so richtig bekannt ist, versuch bitte, das vordringlich zu klären.

Sprich dabei bitte auch ganz offen mit Deinem Vater!
So lange Du das noch kannst.

Denn das erwartet er von Dir!
Ist ja auch das Mindeste, was man von einem "Vertrauens-Bevollmächtigten" erwarten kann und darf.


Es tut mir leid für Dich/Euch, daß sich die Dinge nun ausgerechnet zur Weihnachtszeit "zuspitzen".
Aber das Leben geht auch über die Weihnachtszeit weiter.

Alles Gute und mach's gut.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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