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Alt 30.01.2006, 19:57
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Rippenfellkrebs

Liebe Simone,

jeder geht anders mit Krankheit, Sterben und Tod um. Der eine kann und möchte viel darüber reden, andere können oder wollen das nicht.

Ich kann Dich nur sehr unterstützen, die Krankheit OFFEN anzusprechen. Wenn Deine "Schwiegermutter" es nicht kann, so versuche über ihren Sohn, Hausarzt, Onkologen die Wahrheit über den aktuellen Zustand ihrer Krankheit zu bekommen.

Habe bitte aber auch Verständnis dafür, das Deine "Schwiegermutter" Ängste vor der Wahrheit haben könnte.

Leider ist Rippenfellkrebs (Mesotheliom) noch nicht heilbar. Operative Eingriffe bringen nur im absoluten Frühstadium der Krankheit mit anschließender Chemo ggf. eine Totalheilung. Das ist aber nur äußerst selten dokumentiert.

Leider helfen auch die Chemos nur mit geringen Chancen (höchstens 40:60) weiter, dass der Tumor sich ggf. zurückbildet. Auch die neuesten Studien mit Alimta belegen noch keine garantierte Heilung.

Es ist sehr schmerzlich mit anzusehen, wie das Atmen erschwert wird, da der Tumor raumgreifend wird und andere zunächst noch gesunde Organe in ihrer Funktion beeinträchtigt und nach und nach ggf. irreversibel geschädigt werden.

Der Haarausfall ist dabei eine "fast leichte" Begleiterscheinung einer schweren Chemo, nichts desto weniger macht es ziemlich traurig.

Ich spreche hier als Hinterbliebener, der hilflos zusehen mußte, wie das Atmen immer schwerer wurde, die Pleuraergüsse zunahmen, Herz, Leber und Nieren in ihren Funktionen nachhaltig gestört wurden. Wir wußten um den Fortgang der Krankheit, wir konnten untereinander und mit den Ärzten sehr offen sprechen. Wir konnten uns vorbereiten auf das Unabänderliche, wenngleich ich bis zum Ende noch auf ein Wunder gehofft habe.

Eine erste leichte Chemosequenz mit "Gemzar" hat bei meiner ersten Frau nichts bewirkt, sie aber auch nicht belastet. Die darauf folgende schwere Kombinationschemo (Cisplatin und Doxurubicin) wurde nach 6 Zyklen abgebrochen, da sich nach einer kurzen Hoffnungsphase keine signifikanten Rückbildungen des Tumors erkennen liessen.

Eine Überlegung an Dich (Euch):

Laßt die Kranke entscheiden, was und wie etwas mit ihr geschieht, wenn sie es denn entscheiden will. Für manche Kranke ist die Restlebenszeit so unersetzlich wichtig, daß sie im Wissen um die Unabänderlichkeit des Krankheitsverlaufs auf Operationen/Chemos verzichten.

Sprecht offen mit den Ärzten, aber zwingt der Kranken nicht die Wahrheit auf, für die sie (noch) nicht bereit ist.

Verschafft der Kranken noch ein wenig Lebensqualität, geniesst jeden Tag, denn er ist nicht wiederholbar.

Wenn gewünscht, verschafft der Kranken oder auch Euch seelische Hilfe und Betreuung.

Gib die Hoffnung nicht auf. Ich wünsche Dir(Euch) viel Kraft.

Shalom

Geändert von shalom (11.02.2006 um 16:34 Uhr)
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