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Alt 06.08.2014, 17:23
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Majesty Majesty ist offline
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Standard AW: Mein Papa hat Lungenkrebs!

Hi Tazi!

Danke für deine, wie immer, umfangreiche Nachricht!

Wenn du ein Säugling zu Hause hast, ist es deiner?
Und ja, da hat man nicht so viel Zeit. Das kenne ich gut! Aber mittlerweile haben wir die Säuglingszeit hinter uns gelassen!

Zitat:
Top, so soll es sein! Denn wenn man den Krebs zurück drängen kann, ist die Chance, dass dein Papa noch länger ohne Beschwerden (oder nicht so starke Beschwerden) leben kann. Erschrecke bitte nicht, der Krebs wird sich höchstwahrscheinlich irgendwann wieder ausbreiten (rezidiv), das war bei meiner Mama auch so. Ich kannte mich damals noch nicht damit aus, und es war ein Schock für mich...
Dennoch ist das wirklich etwas worüber ihr euch zurecht freuen könnt.
Das hat auch an dem Mittwoch vor zwei Wochen sehr gut getan so eine Nachricht zu bekommen. Das der Krebs, leider der Kleinzeller, schnell wieder rezidivieren kann, das weis ich. Ich finde es sehr schade, das diese Art von Krebs in diesem Stadium nicht mehr heilbar ist. Man freut sich zwar sehr, daß der Krebs zurück gedrängt wurde, aber es wird sehr schnell überschattet mit dem Wissen, das es nicht so bleiben wird...

Zitat:
Sollte der Tumor deines Papas (bei meiner Mama Adenokarzinom) dazu neigen Thrombosen zu verursachen und das die Ursache für diesen Herzinfarkt gewesen sein sollte, werden die Ärzte deinen Vater vermutlich schon medikamentös eingestellt haben. Durch die Chemo werden ja regelmäßig Blutkontrollen durchgeführt - hier kann man Trombosen dann frühzeitig erkennen und handeln.
Das weiß ich leider nicht. Fakt ist, das die Ärzte in der Lungenfachklinik ihm ein Blutverdünnendes Medikament verschrieben haben. Aber er darf es nicht nehmen, da er zusätzlich noch die Autoimmunerkrankung Morbus Werlhof hat, und da braucht er Medikamente die das Blut verdicken...
Ich weiß momentan noch nicht, ob das alles so gut ist. Aber ich hoffe, die Ärzte wissen was wichtig ist.
Die Ärzte im Krankenhaus haben meinen Eltern gesagt, der Infarkt wäre eh gekommen. Auch ohne Chemo und Krebs.
Man muß es einfach glauben, das es nicht am Krebs liegt!

Zitat:
Evtl. tut er das, wenn ihr nicht dabei seid. Ich verstehe ihn, du verstehst ihn. Willst du stark sein? Denkst du manchmal: "Ich kann jetzt auf keinen Fall weinen, dann denkt er - ich fühle mich schlecht, wegen ihm.", "Ich will ihm keinen Kummer bereiten.", "Ich sollte ihm eine Stütze sein und ihn nicht nochmehr runter ziehen". - Ich kann dir versichern, er denkt das auch.
Als ich diese Sätze gelesen habe, ging mir ein Licht auf. Jetzt weiß ich auch, warum ich mich hier angemeldet habe. Es tut gut Menschen um sich zu haben, die einen die Augen öffnen. Man ist doch sehr verblendet momentan und kann nicht richtig nachdenken...
Ich danke dir Tazi! So habe ich das noch nicht gesehen!

Zitat:
Er muss sich damit abfinden, dass sein Leben endlich ist. Das bedeutet nicht nur, dass er alles verliert was ihm wichtig ist.
Wie oft hat er Scherze gemacht!
Ob ich nächstes Jahr Weihnachten noch da bin?
Vielleicht ist das mein letzter Geburtstag?
Was war ich manchmal wütend auf ihn wenn er so gesprochen hat...
Das fing an, als er in Rente ging mit 65 Jahren!

Aber jetzt ist es was anderes. Es sind Nebensätze bei ihm.
Nächstes Jahr mache ich keine Kartoffeln mehr. Tomaten auch nicht und Gurken!
Das ist mir am Samstag aufgefallen. Man nimmt es kaum wahr. Aber er macht keine Pläne mehr...
Ich akzeptiere das und finde es gut, das er sich langsam arrangiert damit. Das ist nicht böse gemeint von mir. Aber, je eher er sich damit auseinander setzt, umso eher kann er sein Schicksal akzeptieren. Weißt du, was ich meine?

Zitat:
Denn die Angehörigen leben mit dem Schmerz, wenn der Mensch tod ist. Ich lebe "ohne" meine Mama weiter. Das ist schmerzlich, aber diesen Schmerz spüren ist am schlimmsten JETZT wo es soweit ist. Erkrankte - und das wurde mir erst bewusst als sie tot war - haben diesen schlimmen Schmerz bereits lange vorher. Nämlich dann wenn ihnen bewusst wird, dass ihr Leben bald vorbei ist. Das sie keine Dinge mehr tun können, die sie gerne getan haben und das sie die Menschen, die sie lieben "einfach" zurücklassen. Das sie ihre Kinder nicht mehr unterstützen können. Das muss unglaublich hart sein. Und an der von dir beschrieben Situation kann man erkennen, dass dein Papa an diesem Punkt ist... Das ist nichts schlechtes, im Gegenteil. Aber es tut unglaublich weh. Sogar mir, obwohl ich deinen Papa und dich nicht mal kenne. Ich ziehe sofort die Paralelle und muss heulen...
Es tut mir weh, das zu lesen. Ich mußte ein paar mal schlucken. Aber es ist die Wahrheit und du hast das sehr gut formuliert!
Ja, und mir tut es auch leid, das du das durchgemacht hast und weißt, wovon du sprichst...
Danke das du für mich da bist Tazi! Auch wenn ich dich nicht kenne!

Zitat:
Bitte ermutige ihn seine Wünsche zu erfüllen. Wenn sein Zustand stabil ist (Reise mit Arzt abklären) sollte euch nichts aufhalten. Zwischen den Chemos sind ja abstände (3 Wochen?). Evtl. findet ihr eine Möglichkeit für wenige Tage zu fahren - solange er noch keiner Pflege bedarft. Meine Mama hat sich so sehr auf ihre Reha gefreut. Ihr "letzter" Urlaub. Beide Reha wurden abgesagt... Sie war so nidergeschmettert, das zu sehen war einfach so traurig... Wenn ihr das vermeiden könnt, wäre das ganz toll.
Das ist auch schon alles abgeklärt mit den Ärzten. Die Ärzte haben gesagt, sie machen das möglich für ihn und ich will ja auch, das er fährt.
Leider kam der Herzinfarkt dazwischen und die Ärzte haben ein Fragezeichen hinter diese Reise gemacht und mein Papa auch.
Er hat 3 Wochen zwischen den Chemos. Mein großer Bruder und seine Freundin werden meine Eltern nach der dritten Chemo mitnehmen nach Süditalien.
Ich denke nur, wenn er selber kein gutes Gefühl bei der Sache hat weil er sich nicht gut fühlt oder aus welchen Gründen auch immer, dann sollte er seinen Gefühlen nachgehen. Ich sage immer zu ihm und meiner Mutter, wartet es ab. Und entscheidet dann spontan!
Deshalb meinte ich, man kann nicht wirklich helfen!

Zitat:
Das ist löblich, allerdings sollte er sich trotzdem nicht quälen um euch einen Gefallen zu tun, wenn er merkt er verträgt keine Chemo, oder die Therapie tut ihm nicht gut, ermutige ihn nach Alternativen zu suchen (manchmal wird einfach eine andere Chemo genutzt)
Ja, das tuen wir alle. Alternativmedizin in Form von Schüssler Salzen nimmt er schon wegen mir...
Um die guten Zellen zu schützen, etc...
Darauf habe ich bestanden. Es wird ihn nicht heilen, aber es wird ihm körperlich damit besser gehen und geistig hilft es auch!
Und wenn er sich irgendwann gegen alles entscheiden sollte, stehe ich trotzdem hinter ihm.

Zitat:
Mein Text ist lang geworden! Deine Gesichte nimmt mich echt mit. Deshalb habe ich mir bewusst Zeit für diese Antwort genommen! Entschuldige bitte, dass es solange gedauert hat. Wie geht es deinem Papa? Gibt es Neuigkeiten?
Das finde ich auch toll von dir, das du dir Zeit nimmst für einen Menschen, den du nicht kennst! Und deshalb entschuldige dich bitte nicht bei mir! Es war auch mein Fehler, ich habe ein wenig gedrängt!
Ich habe momentan sehr das Bedürfniss mich mit anderen Menschen, die das selbe erlebt haben oder noch erleben, auszutauschen.
Aber leider gibt es nicht mehr Antworten in meinem Thread.
Deine bereichern mich dafür umso mehr!
Ich weiß das sehr zu schätzen!!!

Papa geht es momentan nicht so gut. Er schläft mal wieder sehr schlecht nachts. Dadurch am Tag sehr viel müde. Er hat einen entzündeten Mund und kann kaum was essen. Obwohl er sehr viel Hunger hat. Meine Mama versucht ihm alles so einfach wie möglich zu machen. Großen Respekt an sie!
Nicht nur eine tolle Mutter, sondern auch perfekte Ehefrau...

Er bekommt schon Medikamente gegen den Pilz im Mund und gegen die Entzündung. Nächste Woche Montag ist seine 3te Chemo. Die Ärzte sind schon am Überlegen, die Chemo nicht mehr ganz so hoch zu machen, da auch sein Blut letzte Woche sehr schlecht war. Vor allem seine weißen Blutkörperchen waren drastisch gesunken. Er hat provisorisch Antibiotika bekommen damit er nicht krank wird. Naja, gut für die Darmflora ist das nicht. Und somit für das Immunsystem auch nicht! Man dreht sich da im Kreis finde ich! Morgen wird wieder sein Blut untersucht. Hoffentlich ist alles besser geworden...
Die Ärzte vermuten, die Chemo ist zu stark in der Dosierung für ihn!

Nur, meine Sorge ist, wenn sie die Chemo leichter machen, das es dann hoffentlich keinen Nachteil für den Krebs gibt!

Naja, nach einem Tief kommt auch wieder ein Hoch!

So, nun habe ich mir auch die Finger wund geschrieben.
Ich freue mich auf Nachricht von dir!
Kann aber auch verstehen, wenn du auf Abstand gehst. Das mit deiner Mama ist ja auch noch nicht so lange her!

Ich drücke dich

Liebe Grüße Angela
__________________
PAPA!

*12.09.1937

ED: 12.06.2014: Kleinzelliges Bronchialkarzinom mit 2 Lungenmetastasen und 1 Lebermetastase
cT4 N2 M1b

+09.01.2016


Ich vermisse dich so sehr! Weil ich dich so liebe!

Geändert von Majesty (06.08.2014 um 17:35 Uhr)
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