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Alt 11.01.2007, 20:01
Gregor50 Gregor50 ist offline
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Standard AW: Selbsthilfegruppe Zungenkarzinom

Hallo Zusammen,

seit der Diagnose des Zungenkrebes (es war Anfang Nov. 2006 und ich hatte gerade 2 Monate die Chemotherapie eines Hodenteratoms hinter mir) habe ich vieles in meinem Leben geändert. Ich habe wieder Kontakt zu meinen Töchtern aufgenommen, die ich nach der Scheidung lange Zeit vernachlässigt hatte.

Ich habe einen Streit zu einem Bekannten aus meinem Forum beendet. War ohnehin nur ein dummes Missverständnis. Der Kontakt zu meiner Schwester, die in Essen wohnt und ihren Kindern (also meine Nichten in diesem Fall) ist bedeutend besser geworden.

Als ich wegen des Hodenteratoms meine Wahlheimat Balí verlassen musste (Diagnose meines dortigen Hausarztes: Leistenbruch), brach für mich eine Welt zusammen. Bali ist auch heute noch meine Heimat und ich habe wahnsinnige Sehnsucht danach, dorthin zurückzukommen.

Als meine Forenmitglieder von meiner neuen Tumorerkrankung erfuhren haben sie spontan gesammelt, und mir einen Flug nebst Hotelunterkunft in Bali geschenkt.

Leider hatte die erste Krebserkrankung auch große finanzielle Änderungen zur Folge. Ich habe in Bali in den Jahren 2003 und 2004 eine Firma (Aktiengesellschaft) für Informatik gegründet und bin an ihr zu 95% beteiligt. Leider musste ich damals all meine Mitarbeiter, rd. 100 an der Zahl, entlassen denn ich konnte ja nicht ahnen, wann und ob ich wieder zurück könnte. Das war ein harter Schlag auch für meine Mitarbeiter, die teilweise für einen Monatslohn von 50 Euro arbeiten und davon ihre Familie ernähren mussten. Mein zweiter Direktor, der an der AG mit 5% beteiligt ist (Balinese) arbeitete für rd. 350 Euro pro Monat. Damit lag er verdienstmäßig im oberen Drittel der arbeitenden Bevölkerung Balis. Aber leider gab es noch niemanden, der meinen Job (Planung und Installation großer Netzwerke für die öffentliche Hand und Hotelbetriebe) hätte übernehmen können. Wir befanden uns mitten in der Ausbildung.

Auch ich musste mich wahnsinng umstellen. Meine Lebensgefährtin, mit der ich 13 Jahre zusammen lebte kündigte mir die Freundschaft als sie erfuhr, dass ich an einer Krebserkrankung leide. Gut .. wird wohl nicht die richtige gewesen sein. Ich lebe nun von rd. mtl. 680 Euro Erwerbslosenrente. Damit hätte ich mir eine Reise nach Bali niemals leisten können.

Ich empfinde eine tiefe Dankbarkeit gegenüber meinen Forenmitgliedern, die mir jetzt diesen Wunsch erfüllen. Allerdings werde ich nach Bali fliegen, um es nie wieder zu verlassen. Auch das macht mich glücklich. Ich werde mich nach hinduiistischem Ritual verbrennen lassen, obwohl ich kein Hindu bin. Allein aus Respektsbezeugung gegenüber meiner balinesischen Freunden. Meine Asche kommt dann in Bali in den indischen Ozean. Und so bin ich meiner Heimat immer nahe.

Es gibt also keinen Grund in Panik zu verfallen. Die anfängliche Angst, die mich zugegebener Maßen manchmal einholt, habe ich "einigermaßen im Griff".

So lange ich noch hier bin, werde ich ich auch weiterhin hier im Forum mitarbeiten, auch wenn es manchmal nur dazu dient, zu beruhigen, zu besänftigen und das Gefühl zu vermitteln, nicht allein mit dieser Geisel auf der Welt zu sein.

Liebe Grüße
Gregor
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