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Alt 23.11.2012, 12:27
Carmelita85 Carmelita85 ist offline
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Standard AW: Nach Neoblase, Lebermetastasen, Chemo umsonst, keine andere Möglichkeit?!

Liebe Andrea,

es tut mir leid von deiner Krankheit zu lesen. Ich hoffe, dir geht es gut?
Ich frage mich auch ständig wie es meinem Vater mit der Diagnose geht. Ich verzweifel hier gerade, aber wie muss es meinem Vater wohl gehen, schließlich ist er davon betroffen. Er macht Witze und ist fröhlich (solange er keine Schmerzen hat), sagt ich solle nicht immer weinen, denn es ist nun halt so. Ich weiß aber nicht wirklich, ob ich ihm das so abnehmen soll. Er hat mir erst jetzt davon erzählt, weil er mich nicht beunruhigen wollte und er davon ausging, dass er noch länger Zeit hätte. Meine Brüder wussten schon vorher davon, dass er nicht mehr heilbar ist. Ich bin aber absolutes Papakind und er hat wohl geahnt, dass ich besonders daran zu knabbern hab. Ich möchte aber nicht, dass er wegen mir gute Miene zum bösen Spiel macht. Es soll hier um ihn und nicht um mich gehen. Außerdem kann ich meinen Vater ja auch verstehen, dass er mich "schonen" wollte, aber ich hätte die Zeit mit ihm viel besser nutzen können. Jetzt rennt uns, laut Ärzte, die Zeit weg.

Lieber Ed,

es ist schwer nicht ständig daran zu denken, was wäre wenn..., denn ich hab solche Schuldgefühle. Ich hab seine Diagnose nicht ernst genommen. Entschuldige, dass ich das jetzt schon wieder sage, aber ich hätte mich schon früher darum kümmern können ihm zu helfen. Ich hab es einfach hingenommen, dass er gesagt hat, es ginge ihm gut und es würde alles wieder werden, obwohl ich immer ein schlechtes Gefühl dabei hatte.

Die Situation momentan ist schwer. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Sobald ich ihn sehe ist mir nach heulen zumute, aber ihm wäre ein Lächeln bestimmt tausendmal mehr wert. Aber wie soll ich das tun? Außerdem fühlt es sich das dann so an, als hätte ich es akzeptiert, ihn aufgegeben und das will ich nicht.
Es ist alles so wirr in meinem Kopf. Das erste was ich am Montag gemacht habe war nach Grabgestecken geschaut, total anteilslos, als würde ich nach einem Adventskranz schauen, dann auf einmal der Gedanke, was machst du da?! Dein Vater ist noch nicht tot und wer weiß, vielleicht irren sich die Ärzte auch. Habe stundenlang allmögliche Foren durchsucht, dann wieder etwas Hoffnung, die kurz darauf wieder verfliegt, weil mir jemand sagt, ich solle mir nicht unnötig Hoffnungen machen...

Ich fahre nach der Arbeit zu meinem Vater, ich werde ihm zumindest erzählen, was ich alles gelesen habe. Außerdem würde ich ihn gerne fragen, ob ich auch mal mit seinem Arzt reden dürfte. Der würde mir objektiv sagen, was los sei, doch ich weiß nicht wie ich das meinen Vater fragen soll.

Ich habe ein Buch "Papa, erzähl mal" für meinen Vater gekauft, dort stehen zig Fragen über die Kindheit, das Leben etc drin, die er ausfüllen kann. Ich werde ihn nachher darum beten, es zumindest zum Teil auszufüllen und versuche dabei den Gedanken zu verdrängen, dass es sich auch schon wieder so entgültig anfühlt. Als ich mir nämlich die Frage gestellt habe, was kannst du deinem Vater noch Gutes tun, ist mir nämlich leider schmerzlich bewusst geworden, wie sehr ich meine Vater die ganzen letzten Jahre vernachlässigt habe und dass ich so wenig über ihn weiß... Ich bin froh dieses Buch gefunden zu haben, denn dann habe ich etwas von meinem Vater, dass ich mir immer wieder zur Hand nehmen kann. Er hat immer so gerne witzige Geschichten erzählt, von unserer Kindheit zB, ich hoffe, das kann er alles dort niederschreiben.

Liebe Andrea, lieber Ed, ich danke euch beiden! Ihr wisst gar nicht, wie sehr mir eure Worte helfen!
Ich kann so schlecht darüber reden, denn dann muss ich nur noch weinen. Das Schreiben fällt mir leichter und es hilft mir

Ganz liebe Grüße an euch beide!
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