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Alt 30.11.2003, 00:42
Gast
 
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Standard Erfahrungsaustausch - Gallengangskarzinom

Hallo zusammen!

Ich (21) bin durch eine Freundin auf dieses Forum gestoßen, da ihr Freund Krebspatient ist, allerdings eine andere Krebsart. Sie spricht nur mit mir sehr viel darüber, weil ich schon einige Erfahrung mit dem Thema Krebs gemacht habe.

Mein Vater bekam Anfang des Jahres 2002 die Diagnose Gallengangskrebs mit Metastasen in Leber und Lunge gestellt. Operieren konnte man nichts mehr. Die Leber hatte sich schon zersetzt. Es wurden aber Gewebeproben entnommen und erst beim 3. Mal!!!! wurde für die Untersuchung brauchbares Gewebe erwischt. Ich weiß es nicht mehr genau, aber ich glaub es war März als er seine erste Chemo bekommen hat. Ich weiß leider nicht mehr was das für eine Art von Chemo war. Er bekam auf jeden Fall die Diagnose 10% SToppungschance und 0% Heilungschance gestellt. Wir wussten damals mit diesen Werten nicht viel anzufangen bzw. haben wir das nicht wirklich "ernst" genommen. Auf jeden Fall werde ich den 4.4.02 nie vergessen. Ich war mit ihm bei einer Routineuntersuchung im KH wie jede Woche. Es ging ihm da zum ersten Mal sehr schlecht, er war schwach, wollte nichts essen. Da eine Bekannte im KH arbeitete (andere Station) ist es uns gelungen ihn zu "überreden" sich mal ein paar Tage ins KH zu legen um wieder aufgepeppelt zu werden. Er wurde also stationär aufgenommen und der Arzt kommt nach der Visite aus seinem Zimmer und sagt mir eiskalt ins Gesicht "Naja, es wird noch ein paar Wochen...bis Monate dauern" Die Monate hat er mit ziemlicher Sicherheit nur angehängt weil mir die Lade sozusagen sprichwörtlich hinuntergefallen ist und er wollte mich damit "beruhigen". Ich bin dann heim gefahren und habe meine Mama angerufen und ihr das gesagt. Schweigen...und wir haben abgemacht meiner Schwester die an diesem Tag ihren 20. Geburtstag gefeiert hat nichts davon zu sagen.

Naja, er hat dann insgesamt ca. 4 - 6 Chemos bekommen, die sich durch schlechte Blutwerte immer wieder verschoben haben. Ich kann mich noch an seine Worte erinnern als wir einmal von der Chemo heimgefahren sind "Mausi, ich will nächste Woche aber keine Chemo haben." Das werd ich nie vergessen...er war völlig fertig.

Mein Papa war ein großer, kräftiger Mann. 1,85 groß und immer so um die 85 Kilo und dann wurde er immer weniger und weniger...nur mehr Haut und Knochen, gelb am ganzen Körper, einen Wasserbauch, durchs viele Wasser Füße wie ein Elefant, die Haut drohte zu platzen. Wir hatten Probleme Schuhe für ihn zu finden. Haut und Knochen mit einem Wasserbauch und Elefantenfüßen und große traurige, leere und auch zeitweise etwas gelbe Augen. Unbeschreiblich irgendwie.

Als wir das letzte Mal ins Spital fuhren konnte er nicht mal mehr selbst die Beine in mein Auto heben und beim KH raus aus dem Auto kam er auch nur mehr mit Hilfe der Ärzte. Ich sehe ihn heute noch hineingehen.

Ihm KH gings ihm dann meistens besser und es gab Zeiten da dachten wir jetzt gehts wieder aufwärts...aber dann von einer Woche auf die andere sackte er völlig ab. Er konnte noch allein aufs Klo gehen und eine Woche drauf war er ans Bett "gefesselt" und mit Leibschüssel ausgesattet. Er hat sich zuerst geweigert und wollte aufs WC gehen, aber die Ärzte haben ihn nicht mehr raus gelassen. So "lebte" er dann nicht mal mehr eine Woche. Er hat total abgebaut und wollte und konnte einfach nicht mehr. Am Freitag vor seinem Tod war ich das letzte Mal bei ihm im KH, er hat nix mehr gesprochen. Als ich sein Zimmer verlassen habe wusste ich ich werde ihn nie mehr lebend sehen. Meien Mum war dann am Wochenende auch noch drin bei ihm und als sie am Sonntag heim kam hatte sie schon Wertgegenstände mitbekommen um ev. Streitigkeiten nach seinem Tod zu vermeiden. Am Sonntag hing dann schon ein nasser Fetzen über seinem Bett um ihm die Atmung zu ereichtern. Er hat nur mehr geschlafen und meine Mama hat ihm die Hand gehalten. Am Montag den 1. Juli 2002 ist er (62) dann um 7:00 in der Früh gestorben.

So böse es klingen mag, aber ich war so froh als er und ehrlich gesagt auch wir erlöst waren. Ich hab es ihm so gewünscht dass ers schnell überstanden hat. Also alles in allem kann man sagen hat es bei ihm ein halbes Jahr gedauert.

So, das ist vielleicht jetzt alles ein bissl wirr, aber ich hab einfach geschrieben was mir so spontan eingefallen ist.

Wollt nur meine Erfahrungen mit dieser Scheiß-Krankheit hier "zur Verfügung stellen"

lg aus Wien und macht es besser

Sabine
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