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Alt 08.02.2018, 21:13
lotol lotol ist offline
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Registriert seit: 10.04.2016
Beiträge: 716
Standard AW: überfordert, frustriert

Liebe Aprilmama,

Zitat:
...aber die Achterbahnfahrt der Gefühle ist für uns kaum auszuhalten.
Bevor ich das Zitierte las, dachte auch ich mir beim Durchlesen Deines Berichtes:
Was für eine zermürbende Achterbahnfahrt müßt Ihr da leider "durchmachen".

Ständig hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Ernüchterung.
Und, kurz gesagt, damit "Wechselbädern" der Gefühle ausgesetzt.

Natürlich ist es schwierig bis nahezu unmöglich, als Aussenstehender etwas raten zu können, wie damit am besten umzugehen sei.

Andererseits sind m.E. auch Ärzte Aussenstehende, die eine völlig andere Sichtweise der Dinge haben als Angehörige.
Nämlich eine nüchtern analysierende dessen, was evtl. noch zur "Rettung" von Patienten möglich ist.
Was aber auch immer damit verbunden ist, einzukalkulieren, daß Maßnahmen evtl. nicht mehr "greifen" können.
Worauf sie Angehörige und Patienten i.d.R. auch vorbereiten wollen.
Manchmal versteht man das nicht richtig oder interpretiert es auch dramatischer als es ist oder gemeint war.

Zitat:
Auf der einen Seite möchte ich ihm jede Form von Leiden ersparen, auf der anderen Seite haben die Ärzte und seine Familie ein völlig unterschiedliches Bild von seinem Gesundheitszustand. während er sich uns gegenüber völlig lethargisch im Bett liegend und schlafend zeigt und teilweise auf unsere Fragen nicht eingeht, haben Ärzte und Schwestern nicht den Eindruck, dass es ihm so schlecht geht wie wir meinen.
Das Verhalten von Patienten ist nicht selten widersprüchlich und gar nicht nachvollziehbar.
So auch bei Deinem Vater einerseits mit Medizin-Verweigerung und andererseits mit der sofortigen Zustimmung zur Bluttransfusion.

Gab es denn Nebenwirkungen bei verabreichter Medizin, die er nicht mehr ertragen will?
Ansonsten scheint es mir so zu sein, daß sich Dein Vater gar nicht großartig mit seiner Familie über seine Behandlung unterhalten will.
So etwas muß man halt einfach hinnehmen bzw. kann man sich dann evtl. auch fragen, ob man jemand mit Gesprächen darüber nur "nervt".

Das kannst aber alles nur Du selbst beurteilen und richtig einordnen.
Vielleicht könnte es auch hilfreich sein, zu versuchen, eher die Sichtweise der Ärzte einzunehmen?

Denn helfen kann man manchmal auch mit etwas mehr Gelassenheit.
Damit will ich sagen, daß Patienten ja meistens genug Zeit dazu haben, sich mit ihrer Krankheit selbst "vertraut" zu machen bzw. das am besten mit Hilfe der Ärzte tun können, die ihren Zustand ganz genau kennen.

Für jemand da zu sein, bedeutet m.E. in allererster Linie, ihn weiterhin am ganz normalen Leben "teilhaben" zu lassen.
Frag Dich bitte mal ganz ernsthaft, was sich ein sterbender Vater für seine Familie wünschen würde.

Vielleicht fällt es Dir dann leichter, Dich nicht mehr überfordert zu fühlen bzw. Deine Frustration "wegwischen" zu können.

Allein das hier:
Zitat:
Doch sobald die Schwester oder Ärztin ins Zimmer treten lächelt er sogar ein bisschen.
würde mir schwer zu denken geben.
Von "altem Schwerenöter", der auf die holde Weiblichkeit reagiert, will ich dabei wirklich nicht sprechen.

Sondern viel mehr davon, daß an sich "wildfremde" Menschen Deinen Vater anscheinend mehr erfreuen als Familienangehörige.
Woran das wohl liegen mag, kann ich kaum einordnen.
Darüber nachzudenken, könnte aber angebracht sein.

Ich hoffe, Du mißverstehst mich hiermit nicht:
Wenn man etwas verändern/verbessern will, muß man zunächst immer erst mal bei sich selbst anfangen oder das zumindest versuchen.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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