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Alt 20.06.2018, 04:42
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Kind hat Angst vor seinem krebskranken Vater

Liebe spice,

Zitat:
Jetzt Mitte Mai ein erneuter Krampfanfall, nach dem akuten Krampf waren die Rettungskräfte noch nicht da, mein Mann wieder verwirrt und aggressiv, er ging mich an und die Kinder sahen es mit an. Seitdem ist mein 9-jähriger Sohn traumatisiert, hat riesige Angst vor seinem Vater, sagt er fühlt sich nicht mehr sicher daheim, fragt ihn bei jeder schnellen Bewegung, ob alles ok ist...
Meinst Du mit "er ging mich an", daß Dein Mann Dich körperlich attackierte bzw. Dir Gewalt antun wollte?

Zitat:
Therapeutische Begleitung suchen wir, haben aber erst für August einen Termin.
Natürlich hat mein Mann und auch ich mit ihm geredet, dass das nur die Krankheit ist und nicht der Papa selbst und er versteht es auch- vom Kopf her.
Aber vom Gefühl her hat er Angst, v.a. weil es ja jederzeit wieder passieren kann. Es war halt wirklich eine massive Situation, mein Mann hat in der Post-Krampf-Phase mit Messern hantiert, wollte das Sofa aus den Angeln heben, hat versucht mich zu packen und in das Zimmer zu ziehen, wo meine Kinder schreiend standen und nicht raus konnten, weil er in der Tür stand, schließlich sind sie/wir dann panisch die Treppe runtergeflüchtet... Vor dem Haus standen die Rettungskräfte und trauten sich nicht rein, weil sie ihn noch vom letzten Mal in Erinnerung hatten, drinnen hörten wir es poltern... Man muss dazu sagen, dass mein Sohn sowieso vom Naturell her sehr sensibel ist und ich befürchte, er hat echt einen Knacks weg. So schlimm wir es sich anhört, aber er spricht vom möglichen Tod seines Vaters schon fast so, als wäre das nicht die schlechteste Lösung. Das ist einfach furchtbar!
Therapeutische Begleitung ändert zunächst mal gar nichts daran, daß Deine Kinder bereits traumatisiert sind.

Und auch nichts daran, daß Dein Mann zeitweise ein Sicherheitsrisiko für Euch alle sein kann.
Und zwar ein evtl. lebensbedrohliches, weil er evtl. wie ein Irrsinniger handeln kann.
Daß Ihr darüber geredet habt, hilft dabei auch herzlich wenig.

Helfen könnte jedoch, daß Dein Mann selbst Angst davor hat, daß er unkalkulierbar "ausrasten" und dabei etwas tun könnte, was er "bei Sinnen" niemals tun würde.

Es geht also im Prinzip darum, wie einerseits Du und Deine Kinder Euer Sicherheitsbedürfnis "garantieren" könnt und andererseits die Freiheit des Handelns Deines Mannes nur so weit eingeschränkt wird, daß er für den Fall der Fälle (Anfall) mit Sicherheit "neutralisiert" werden kann.
Jedenfalls so weit, daß Ihr Euch jederzeit vor ihm in Sicherheit bringen könnt.

Es ist sicher eine ungeheuer schwierige Situation, in der Ihr alle Euch befindet, aber dennoch sollte gerade in solchen Situationen ein Weg gefunden werden können, wie das familiäre Zusammenleben trotz evtl. "Ausnahmen" weiterhin aufrecht erhalten werden kann.
Das erfordert aber bei gutem Willen u.U. etwas unorthodoxe Problemlösungen.

Rein technisch gesehen ist das an sich kein Problem:
Wäre ich in der Situation Deines Mannes, hätte ich nichts dagegen, wenn man mich an eine "lange Leine" hängen würde.

Weder von "Kettenhund", noch von "Entwürdigung" will ich dabei sprechen.
Sondern nur davon, daß ein Bewegungs-Spielraum so eingeschränkt wird, daß alle damit ganz gut "leben" können.

Dein Mann hat hier aus meiner Sicht eine "Bringschuld".
Läßt sich das mit dem normalen Tagesablauf Deines Mannes (daheim) vereinbaren?
Wie ist der denn?

Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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