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Alt 24.01.2007, 17:04
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sunnypunkie sunnypunkie ist offline
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Standard AW: ich fasse jetzt Mut ...

Hallo meine Lieben,

So, mein Freund ist zu Hause vom Krankenhaus. Er ist völlig fertig, schneeweiss im Gesicht, ihm ist übel und er fühlt sich völlig deprimiert.

Er bekommt nun Avastin, Campto und 5-Fu plus Leucovorin (oder so). Eine richtige Giftmischerei ist das .

Muss Euch sagen, dass auch ich mich hilflos und traurig fühle und mir tut alles weh, kann mich fast nicht bewegen, ich leide so mit, dabei wollte ich das doch gar nicht sondern stark sein.

Mein Freund lebt noch in Scheidung und das schon seit fast drei Jahren. Die Gegenseite zögert die Sache immer wieder hinaus, wohl mit dem Ziel, dass er stirbt, bevor die Scheidung ausgesprochen ist. Somit könnte "sie" dann kassieren. Es ist für mich unverständlich und erfüllt mich unendlicher Bitterkeit, dass ein Mensch so schlecht sein kann und einen todkranken Mann noch so quälen kann

Mein Schatz möchte um jeden Preis noch geschieden werden, bevor er gehen muss und deshalb lässt er diese Torturen neuerlich über sich ergehen. Wäre dieser Umstand nicht, würde er diese Chemo wohl nicht mehr machen.

Uff, das hat mich jetzt Mut gekostet, dies zu schreiben. Es ist aber wichtig, damit Ihr den Kontext versteht.

Ich selber bin schon lange arbeitslos und finde einfach keinen Job mehr auf meinem angestammten Beruf (Betriebswirtschafterin). Hatte vor 3 Jahren einen totalen Burnout und musste Job und Karriere an den Nagel hängen. Jetzt ist mir von Amtes wegen eine Beschäftigung zugewiesen worden, ich soll 2 - 3 Stunden im Tag eine 91 Jahre alte Dame als Gouvernante betreuen. Nun, ich habe ja keinerlei Erfahrungen auf diesem Gebiet, bin ja eine Büromaus . Aber die Arbeitsstelle liegt 3 Gehminuten von unserem Haus entfernt und eigentlich, wenn ich ehrlich sein soll, reizt mich die Aufgabe, kann sicher etwas lernen und eine Tätigkeit im sozialen Bereich hat mich schon immer gereizt.

Und ja, ich hab das meinem Freund gleich mal erzählt, wie er nach Hause gekommen ist und habe mich wie ein Elefant im Porzellanladen aufgeführt. Etwa so:



Er war total überfordert, hat sich tierisch aufgeregt und meint ich verkaufe mich unter meinem Wert wenn ich sowas mache. Habe mich bei ihm entschuldigt, ausgerechnet jetzt damit herauszurücken. Ich bedaure es wirklich, dass ich manchmal so impulsiv und rücksichtslos bin.

Das war nun ein sehr persönlicher Eintrag, aber ich kenne Euch ja nun inzwischen schon ein bisschen und kann es wagen, denke ich, auch über unsere Lebensumstände etwas zu schreiben.

Alles Liebe für Euch

Eva
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Die Tränen rannen herab, ich liess sie fliessen wie sie wollten und machte aus ihnen ein Ruhekissen für mein Herz. Auf ihnen ruht es. (Augustinus)
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