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Alt 18.08.2016, 05:35
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Non-Hodgkin-Lymphom ("böse" bösartig) , Therapie an über 71-Jährigem

Hallo,

ich weiß, daß es angesichts der "Bandbreite" von Lymphomkrebs keineswegs repräsentativ sein kann, was sich bei mir ereignete.
Dennoch will ich den konkreten Ablauf hier als Anhaltspunkt beschreiben.

Nicht nur, um evtl. vergleichende Anhaltspunkte aufzeigen zu können, sondern v.a. auch deshalb, um allen anderen Betroffenen Mut machen zu können.

Denn - so katastrophal manches zunächst klingt, das man sowieso nicht richtig einordnen kann - eines ist sicher:
Die tödliche Krebs-Bedrohung ist definitiv abwendbar.

Unbenommen dabei:
Es hängt von vielen Faktoren ab, ob der sicher zu erwartende Krebs-Tod überhaupt abwendbar sein kann.
Wer wollte das jemals "ermessen" können??

Denke, es ist reine Glückssache, dem Krebs "entrinnen" bzw. ihn "besiegen" zu können.
Wie es auch generell Glückssache ist, weiterhin "überleben" zu können.

Dieser Tage jährte sich der Tod meines letzten Freundes.
Wir waren uns darin einig, daß wir es uns jeweils "schenken" können, auf unsere Beerdigungen zu gehen.
Denn wir hassten/hassen es eigentlich, überhaupt an Beerdigungen teilzunehmen.

So nach dem Motto zweier, die das taten.
Der eine sagte zum anderen:
Wenn die nicht bald mit diesem ganzen Schmarrn mit den Beerdigungen aufhören, müssen wir am Schluß auch noch dran glauben und werden beerdigt.

Das Tragische bei meinem Freund war, daß er einen Irrtum mit seinem Leben "bezahlt" hat.
Er litt langjährig an Reizungen der Speiseröhre, die teils schmerzhaft waren.
Dagegen nahm er Tabletten.
Am Vorabend seines Todes hatte er Schmerzen, die er auf seine Speiseröhre zurückführte.
Als sich das über Nacht noch verschlimmerte, wurde er in's Krankenhaus eingeliefert.
Klinikum Nürnberg Nord - ca. 500 m von seiner Wohnung entfernt.

Tatsächlich wurden die Schmerzen nicht von seiner Speiseröhre verursacht, sondern er hatte einen Herzinfarkt.
Es war viel zu spät, um dagegen noch etwas tun zu können:
Er war "unrettbar verloren".
Wenigstens starb er damit einen relativ schnellen Tod, den er sich immer erwünscht hatte.
Das sah/sieht auch seine Frau so.
Ist aber auch der einzige Trost, den wir haben:
Er fehlt uns, weil wir ihn geliebt haben.
Seine Frau natürlich ganz anders als ich.

Warum ich das erzähle:
Mir scheint, daß ich "haarscharf" an einem Irrtum gerade noch "vorbeigeschrammt" bin.


Diagnose CT-Abdomen 8.3.16 (wurde von meinem Internisten veranlasst):
Multiple vergrößerte Lymphome intraabdominell und inguinal bds. mit saumartigen Weichteilgewebsvermehrungen um beide Nieren sowie um den rechten proximalen Ureter. Unklare noduläre Verdickung der linken Nebenniere.

Eingangs-Diagnose ABZ (Oberbauchsonogramm) im März 16:
Deutlicher Pleuraerguß rechts von ca. 1 L. Bds. zervikal multiple Lymphome bis 3,5 cm. Links zervikal Lymphome bis 3,5 cm, rechts bis 4,3 cm. Leber und Milz unauffällig. Im Retroperitoneum multiple Lymphome, z.T. konfluierend bis 4,5 cm. Niere links unauffällig, rechts mit erweitertem Nierenbecken. Inguinal bds. ebenfalls vergrößerte Lymphome bis 4 cm.

Beurteilung durch das ABZ (ging ca. Mitte April 16 an meinen Internisten zur Kenntnisnahme):
Herr ... bemerkte seit mehreren Monaten eine langsam zunehmende Schwellung inguinal bei sonst gutem Allgemeinbefinden. Im März d. J. wurde dann eine intensive Diagnostik eingeleitet. Aus einem Lymphknoten inguinal (Anm.: war der in der linken Leiste) ergab die Histologie ein follikuläres Lymphom Grad 3. Die weitere Diagnostik erbrachte zervikale, mediastinale und intraabdominelle Lymphome, so daß mindestens ein Stadium III A vorliegt und somit eine Behandlungsindikation besteht.
Aufgrund der fehlenden Kosequenz verzichteten wir auf eine Knochenmarksdiagnostik (Anm.: lehnte ich ab, weil ich meinem Körper prinzipiell nur das zumute, was unbedingt notwendig ist. Es war ohnehin klar, daß eine AK-/Chemo-Therapie "fällig" war. Wozu also dann noch eine KM-Diagnose? Um meinen Körper unnötig zu belasten?
Dazu habe ich ihn nicht: er diente mir treu über 70 Jahre und wird das auch weiterhin tun, bis ich "abkratze". Und ich werde ihn weiterhin davor schützen, daß Unsinn mit ihm betrieben wird. Denn das hat er nicht verdient - ganz im Gegenteil) und begannen inzwischen eine Immun-/Chemotherapie mit dem monoklonalen Antikörper Rituximab in Kombination mit Cyclophosphamid, Adriamycin, Vincristin und Kortison.

Diese Therapie wird in 3-wöchentlichen Abständen wiederholt.

Potentielle (Anm.: richtig erfrischend, daß das noch jemand richtig schreibt, nämlich mit t und nicht mit z) Nebenwirkungen sind neben gastrointestinalen Störungen (Anm.: 1)) und einer möglichen Anaphylaxie auf das Fremdeiweiß (Anm.: 2)) vor allem eine Myelosuppression (Anm.: 3)), eine reversible Alopezie (Anm.: 4)) sowie eine Kardiotoxizität (Anm.: 5)), weshalb wir regelmäßige echokardiografische Untersuchungen veranlassen (aktuell kein pathologischer Befund).
Eine Verlaufskontrolle ist nach 3 Chemotherapiekursen bzw. neu auftretenden Symptomen geplant.

Mit freundlichen kollegialen Grüßen
...


Zu den Anm.: 1) bis 5) werde ich noch weiter - bezogen auf mich - berichten.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung

Geändert von lotol (18.08.2016 um 05:58 Uhr)
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