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Alt 29.03.2010, 00:25
Stella333 Stella333 ist offline
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Standard AW: Glioblastom - ich hasse dich

Hallo ihr Lieben,

nach langer Zeit habe ich wieder das Bedürfnis, etwas zu schreiben.

Leider geht es meinem Vater sehr schlecht. Der Arzt sagt, dass ihm höchstens noch einige Wochen bleiben. Mein Vater ist so tapfer, ich kann es gar nicht in Worte fassen. Er hat so starke Schmerzen, man merkt es ihm an, aber ich habe das Gefühl, er versucht sie vor uns zu verbergen. Seit ca. 3 Wochen ist er bettlägrig. Er isst kaum was und trinkt auch nur noch sehr wenig. Reden kann er leider auch nicht mehr. Dieser starre Blick den er seit einigen Wochen hat macht mich krank. Aber schlimmer ist es, ihn anzusehen - der Mensch, der mit beiden Beinen im Leben stand, der sein Leben und seine Familie über alles geliebt hat, dessen Lebensfreude ihm nichts und niemand nehmen konnte - dieser Mensch liegt vor mir wie ein Häufchen Elend und zeigt kaum mehr Emotionen. Mein Vater besteht nur noch aus Haut und Knochen. Ich habe das Gefühl, er wird immer weniger. Das tut mir sehr, sehr weh. Manchmal erwische ich mich dabei, wie ich mir wünsche, dass er bald erlöst wird, danach habe ich die schlimmsten Schuldgefühle. Wie kann ich mir sowas nur wünschen? Der Mensch, zu dem ich immer aufgeschaut habe...er liegt so hilflos da...wieso muss er so grausam sterben? Ich habe Angst vor dem, was noch auf uns zukommt. Seit 2 Tagen atmet er schwer...ich habe das Gefühl, als hätte er Schleim in er Brust aber er kann ihn nicht abhusten. In den letzten Wochen habe ich eine Art Mauer um mich aufgebaut, alles mechanisch gemacht. Sogar das richtige Bestattungsinstitut gesucht und alles schon einmal vorab geregelt - alles ohne Gefühle und Emotionen. Bin ich ein Monster? Aber jetzt langsam merke ich, dass die Mauer nach und nach zerfällt. Ja, sogar Tränen fließen. Auch jetzt, während ich schreibe. Es tut mir weh, meinen einst so starken Vater, der von allen so angesehen war, so zu sehen. Ich spüre, dass er nicht mehr will, aber sein Herz ist so stark. Ich habe ein kleines Kind, muss stark für meinen kleinen Sohn bleiben. Er versteht ja noch nicht viel. Er schaut seinen Opa nur sehr traurig an, so wie er da im Bett liegt und nicht mehr "Bau" (Ball) mit ihm spielen will, kann es nicht verstehen dass sein geliebter Opa ihm keine Aufmerksamkeit mehr schenkt. Es ist unglaublich, wie kleine Kinder so etwas spüren. Ich versuche stark zu sein, für meine Mutter, meinen Bruder. Aber manchmal geht es einfach nicht. Mein Vater hat vor einigen Monaten gesagt, dass er weiß, dass ich die Stärkste von allen bin. Er hat mich gebeten auf meine Mutter und meinen Bruder zu achten. Ich will stark für ihn sein, er hat es so gewollt........aber es ist so schwer. Ich weiß nicht mehr was ich schreiben soll...wahrscheinlich war es einfach zu viel. Aber es hat gut getan. Wenigstens kann ich weinen, vielleicht bin ich danach etwas erleichtert. Ich wäre jetzt gerne bei ihm, würde ihm gerne die Hand halten......Papa, so einen Tod hast du nicht verdient. Keiner hat ihn verdient. Es ist einfach grausam.

Stella

Geändert von Stella333 (29.03.2010 um 00:29 Uhr)
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