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Alt 03.05.2008, 19:27
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meliur meliur ist offline
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Registriert seit: 26.02.2007
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Standard AW: Alltag nach der Darm-OP

Liebe Leena,

wie war Dein d-day-Jahrestag gestern?
Ich hatte viel Zeit, Deiner zu gedenken, weil ich shcon wieder im Bett liege mit einer dicken Erkältung, also nix mit Chorgesang... Aber ich bin sicher, Du kamst bei all Deinen Gedanken auch bald an den Punkt, an dem Du sahst, wie weit Du inzwischen gekommen bist, wie gut vieles wieder geworden ist. Ohne etwas schönreden zu wollen - denn gerade bei Dir weiß ich, Du bist kein Euphemist!

Ja, bei mir ist es ein Analekzem, chronisch sozusagen. Ich habe den Eindruck, der natürliche Hautschutz um den Anus herum ist durch die Bestrahlung total kaputt gegangen. Unangenehm, denn da kratzt man ja nicht gerade so unbefangen herum wie am Arm.
Stiefmütterchentee? Kriegt man das in Apotheke? Woher weißt Du eigentlich immer all diese tollen Sachen?
Weil Du fragtest: Bei mir gabs neulich Schollenfilet mit Gemüse und Süßkartoffeln. Es war witzig, denn beim Kochen rief mein Gastro an, um mit mir nochmal über eine evtl. Sigmoidoskopie zu sprechen, nachdem ich doch nach den zwei Öschis (vermutl. Polypen) auf den MRT-Bildern so beunrhuhigt war - übrigens habe ich mich da aber jetzt beruhigt und warte die Kolo im Juli ab. Bis dahin wird schon nichts in meinem Darm explodieren. Jedenfalls antwortete ich ihm auf die Frage, ob ich kurz Zeit hätte, dass ich gerade Töpfe auf dem Herd stehen hätte. Er wollte sofort wissen, was es geben würde, und erblasste vor Neid. Als ich meinte, ich esse nachher eine halbe Scholle für ihn mit, fand er das gar nicht so nett angesichts des vor ihm liegenden trockenen Käsebrötchens. War witzig. Ist schon ne Menge wert, wenn man die Leute, die einen behandeln, schätzen kann!

Und die tauben Stellen am Rücken bei Dir kommen von der Bestrahlung? Ich habe immer noch taube Stellen an der Innenseite der Oberschenkel und auch am Bauch, aber die kommen von der OP. Hat sich aber schon deutlich gebessert. Immerhin piekst es dann manchmal nicht so sehr, wenn ich mir das Mistel-Serum in den Bauch injiziere!

Mir geht es übrigens wie Leenchen: Der OP-Tag hat sich nicht so eingraviert als Datum. Vielleicht, weil es irgendwie von Anfang an fraglos klar für mich war, dass ich diese OP machen würde, es war nichts, womit ich mich erstmal hätte abfinden müssen, was mich überrollt hätte oder so. Und Einzelheiten sind mir von dem Tag aus auf der Hand liegenden Gründen auch nicht so im Gedächtnis - eher Szenen vom Vorabend, wo meine Mutter über meinen Bauch strich und meinte, der sei so makellos und unversehrt, so habe sie mich damals auf die Welt gebracht, und ab morgen würde er für immer anders aussehen. Ich habe in dem Moment verstanden, dass man Mutter sein muss, um so zu denken. Ich selber fand und finde das mit der Narbe nicht so schlimm, auch wenn sie wirklich unübersehbar und lang und dick ist.

Einen schönen Sonntag wünscht Euch die hustende
meliur
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