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Alt 15.10.2002, 13:23
Gast
 
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Liebe Karin,

ich denke die Aufgabe der Angehörigen besteht eindeutig darin, sich in dem Punkt den du in deinem ersten Abschnitt ansprichst vollständig und ausschließlich nach den Bedürfnissen des Betroffenen zu richten. Und schon sind wir beide uns völlig einig, oder ?
Ich kann es mir durchaus vorstellen, dass es ungut ist, nicht darüber reden zu *können* (wie du es beschreibst). Aber ich finde es *noch* krasser, darüber reden zu *müssen*.
Es gibt nämlich auch den genau umgekehrten Fall zu dem, den du schilderst.
Dazu ausnahmsweise etwas persönliches. Einige der engsten "Freunde" meiner Freundin wandten sich zu Beginn ihrer Krankheit fast schon "entrüstet" von ihr ab mit folgender Begründung : Sie würde ihnen mit ihrem Optimismus was vormachen, wäre unehrlich, würde nicht zu ihrer Angst stehen usw usw.
Diese Leute (also nicht selbst Betroffene wohlgemerkt!) *bestanden* geradezu darauf, mit ihr über T'd und st'rben zu reden und erlaubten es sich, es ihr zu *verübeln*, dass sie das nicht wollte. (!!)
Solche Situationen *gibt* es halt leider auch und wahrscheinlich gar nicht mal so selten. Gerade deshalb macht mich die z.T. geradezu aggressiv erhobene Forderung, der T'd *müsse* endlich aus der "Tabuzone" heraus geholt werden auch reichlich nervös. Ich hab leider mit ansehen müssen, wie sich sowas entwickeln kann, welche vermeintlichen "Legitimationen" sich mit dieser Forderung assoziieren lassen und wie das am Ende rausgehn kann....
Und das oben erwähnte war nur der Anfang. Wie sich diese Art zu denken (jener "Freunde") zum Schluss auswirkte ist so grauenhaft, dass es wahrscheinlich die Vorstellungskraft von jedem übersteigt. Selbst meine, der ich "mitten drin" war.


Lillebror
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