Einzelnen Beitrag anzeigen
  #64  
Alt 08.05.2008, 23:10
Benutzerbild von Blume68
Blume68 Blume68 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 27.03.2008
Beiträge: 1.752
Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Liebe Bibi,

hab die letzten Beiträge überlesen, die Zeilen von Mouse finde ich sehr gut und ehrlich. Meine Meinung als Angehörige zum Teilen einer Situation:

Ich glaube, nein, weiss, jede Familienstruktur ist anders! Und wenn du dir unsicher bist - FRAG! Meine Ma hat z.B. keinen Mann mehr an ihrer Seite, keine Freunde - ich hab heute bei unserem langen Gespräch mit der Ärztin/Onkologen sowohl ihr, als auch dem Onko gesagt: es ist IHRE Entscheidung, ob sie mich dabei haben möchte! Sie muß es nur sagen. Sie hätte genauso gut das Gespräch allein führen, und ich irgendwann später allein nochmal mit der Ärztin etc. sprechen können. Aber - sie wollte es so. Bei ihr ist es mittlerweile (vielleicht auch altersbedingt, das meine ich NICHT wertend!) so, dass sie manchmal dazu neigt, Dinge nicht zu erwähnen, weil sie sie vergisst / weil sie sie quasi vergessen hat, vor allem, wenn sie ein paar Tage zurückliegen, und das Empfinden nicht mehr so intensiv ist. Aber manches müssen die Ärzte/Onkos wissen, um ihre Therapie darauf abzustimmen, bzw. richtig reagieren zu können! Für sie bin ich, wie Mouse schrieb, die "zwei Ohren zusätzlich". Zwischen uns ist ein grosses Vertrauen, immer schon, und sie weiß, daß ich mich in dem, was weiter passiert, nach ihr richte - das hab ich ihr versprochen - daß ich aber versuche, ihr Bild, das sie von den Dingen hat, zu vervollständigen, damit sie sich in ihren Entscheidungen sicherer fühlt.

Wenn man noch so gut zurecht ist wie Mouse - dann kann und möchte man diesen Part sicher lieber gern SELBST übernehmen, und die Kinder auf (s)eine Art schonen. Ja, Eltern sterben meist vor ihren Kindern (leider nicht immer), und das ist quasi normal.

Wenn deine Mama dir einen Termin verschwiegen hat, würde ich versuchen, sie ganz behutsam darauf anzusprechen - ihr sagen, daß du es weißt, aber gern verstehen würdest, warum sie das tut. (Habt ihr, glaub ich, schon drüber gesprochen. Trotzdem.) Wenn sie sich "hart" dir gegenüber äussert, dann KANN das an der Chemo liegen (hab ich schon öfter hier gelesen), oder daran, daß sie sich aus irgendeinem Grund ein bischen abgrenzen möchte. Du könntest sie vielleicht fragen, ob sie Sorge hat, daß du ihr "das Heft aus der Hand nehmen" könntest. Empfinden ist immer sehr subjektiv! Ich kann deine Gefühle SEHR gut nachvollziehen! Dennoch - Nachfragen hilft, meiner Erfahrung nach, meist am besten, um die Dinge zu klären.

Das "verschonen-wollen" seitens der Mütter, das du beschreibst - ich versuche, meiner Ma damit zu helfen, daß ich mich bemühe, meine eigenen Gefühle während eines rein fachlichen Gesprächs mit einem Arzt völlig zurückzustellen. Das ist NICHT immer leicht, das kostet viel Kraft.
Ich bin mir aber sicher, daß du das kannst, bzw. bisher irgendwie hingekriegt hast. Frag trotzdem nach (wenn du nicht schon hast), was der Auslöser war, diesen "Schutzmechanismus" nochmal bei ihr zu aktivieren!

Vielleicht ist auch einfach bei Müttern, die wenig soziales Umfeld haben, die Neigung, sich auf seine Kinder zu stützen, mehr ausgeprägt - drum: siehe meine Eingangsworte: jede Familienstruktur ist anders!

Ansonsten kann ich mich nur anschliessen - wenn du deine (guten und sachlichen) Infos hier weiterführst - ich finde das TOLL!!
(schliesse mich da mal ganz vorsichtig Mouse an - sachliche Infos als Hilfe und Übersicht für Betroffene oder Angehörige hast du hier WUNDERBAR gesammelt - wenn es um das Verhältnis zwischen Betroffenen/Angehörigen geht, ist das vielleicht in einem gesonderten Strang gut aufgehoben. Und ich persönlich finde, das mischt sich mittlerweile - bezogen auf "Betroffenen-/und Angehörigen-Forum. Ist doch nicht schlimm, oder? )

Alles Liebe für dich!
Blume
__________________
In uns allen findet sich die Quelle höchster Weisheit -
die Quelle der Liebe.
(Thich Nhat Hanh)

Geändert von Blume68 (08.05.2008 um 23:15 Uhr)
Mit Zitat antworten