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Alt 13.10.2005, 09:28
Siri1981 Siri1981 ist offline
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Standard AW: Es ist so unendlich schwer...

hallo ihr lieben,

gestern abend als ich bei meiner mama im KH war, ging es ihr wieder deutlich besser als noch am abend zuvor... sie war zwar nach wie vor ziemlich verwirrt, aber sie hat mich erkannt...

ich habe ihr dann ein bisschen mit dem essen geholfen (sie isst ja praktisch gar nichts mehr...) und mit guten zureden hat sie doch tatsächlich fast ein 1/4 von ihrer scheibe brot, 1/2 stück von ihrem käse und ein bisschen trockenfleisch gegessen... und eine kleine scheibe salatgurke war auch dabei... ausserdem hatte sie sich von der schwester eine cola gewünscht, welche sie dann auch bekommen hat...

im grossen und ganzen wirkte sie recht entspannt, und ich habe sie auch gefragt ob sie schmerzen hätte, was sie aber verneinte... die schwester hat mir dann erklärt, dass die morphindosis wohl angepasst worden sei, und meine mama das morphin nun nicht mehr in tablettenform bekomme sondern in form eines pflasters... dieses wird am rücken festgeklebt und soll wohl so an die 3 tage halten... ich kenne mich da leider nicht sonderlich aus...

auf jeden fall, scheint es ihr damit jetzt besser zu gehen... wobei ich mir natürlich schon bewusst bin, dass dies wohl auch immer auf den tag draufankommt... wir haben dann gestern noch gemeinsam ihre lieblingssendung im fernsehen (verliebt in berlin) angesehen und gegen 19h45 bin ich dann nach hause gegangen...

sie wirkt auf mich von tag zu tag zerbrechlicher, was aber sicher auch daran liegt, dass sie eben so wenig isst... sie war ja schon die letzten monate so extrem dünn (ca. 48kg bei einer grösse von 1m75), aber die letzten tage hat sie wohl nochmals ein bisschen abgenommen... irgendwie bin ich mir am überlegen wie das weitergehen soll... was ist, wenn mich die ärzte fragen, ob wir sie künstlich ernähren sollen? ich weiss ehrlich gesagt nicht genau, was ich darauf antworten sollte... einerseits wünsche ich mir natürlich, dass es ihr gut geht, und dass sie noch ein bisschen bei uns bleibt... andererseits finde ich mich langsam aber sicher mit dem gedanken ab, sie loszulassen...

ich möchte einfach auf keinen fall, dass sie leidet... die schwestern haben mir gesagt, dass es ihr den umständen entsprechend nicht schlecht gehe, auch wenn sie kaum etwas isst... vielleicht sollten wir das einfach dem schicksal überlassen??? es klingt hart, aber ich möchte nicht aus egoistischen gründen einer künstlichen ernährung zustimmen... es geht um meine mama, und ich möchte, dass SIE zufrieden ist, und es ihr gut geht, solange sie noch da ist...

klingt das herzlos? oder was meint ihr? ich merke wie ich seit gestern nachdem ich bei ihr war, etwas ruhiger geworden bin... solange es ihr gut geht, geht es auch mir gut... das wichtigste für mich ist, dass sie einfach keine schmerzen haben muss, und dass ihr ihre wünsche erfüllt werden...

gestern hat sie sich gewünscht, dass ich ihr heute eine maniküre mache, und ihr die nägel schön lackiere... das werde ich heute abend tun...

es ist komisch... als wir am 3.10 die diagnose erhalten haben, dachte ich mir, ich könnte NIE damit umgehen... ich habe in diesen 1.5 wochen soviel geweint, wie glaube ich noch nie zuvor in meinem leben... und dennoch, bereits heute 1.5 wochen danach, beginne ich langsam mich an den gedanken zu gewöhnen... einerseits ist dies sehr schlimm für mich, denn ich frage mich, ob ich deswegen ein schlechter mensch bin... wie kann man sich innerhalb so kurzer zeit an den bevorstehenden tod eines geliebten menschen "gewöhnen"??? ist es so, dass wir menschen darauf programmiert sind, uns den jeweiligen situationen raschmöglichst anzupassen?

ich weiss es nicht... ich weiss nur eines: dass ich meine mama von herzen ganz doll liebe, und dass ich ihr nur das allerbeste wünsche!!! sie ist ein so toller mensch, und egal was passiert, sie wird FÜR IMMER einen ganz grossen platz in meinem herzen haben!!!

MAMA, ICH LIEBE DICH!!!

Siri
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