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Alt 07.12.2004, 10:00
Gast
 
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Standard Hoffnung bei BEIDSEITIGEM Nierenzellkarzinom

Hallo Manu,

zunächst einmal ist es für mich ein wenig unverständlich, dass man im CT nicht erkennen kann, ob es sich um eine Zyste, einen Bluteinschluss oder einen Tumor handelt. Zumindest der Unterschied zwischen Zyste und Tumor sollte per CT klar zu definieren sein. Außerdem gibt es die Möglichkeit eines Angio-MRT's. Ein Tumor zeichnet sich u.a. in der Regel dadurch aus, dass hier eine vermehrte Durchblutung stattfindet. Bei einem Angio-MRT werden die Gefäße u.a. relativ klar dargestellt, sodaß man zumindest mit dieser Untersuchung m.E. einen Tumor definieren können müßte. Außerdem ist eine Zyste im Gegensatz zum Tumor immer scharf umgrenzt. Vielleicht holt Ihr Euch diesbezüglich noch einmal eine weitere Meinung ein.

Desweiteren ist mir der Zusammenhang der verschiedenen Tumorarten Deiner Mutter in Verbindung mit dem Nierenzellkarzinom nicht bekannt. Ich habe noch nie gehört, dass ein Nierenzellkarzinom in die weibliche Brust metastasiert.

Bezogen auf den Tumor in der zweiten Niere kann ich Euch zunächst nur empfehlen, abklären zu lassen, ob es mit größter Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen ist, diesen Tumor aufgrund seiner Lage organerhaltend operativ zu entfernen. Dies ist zwar keine alltägliche OP, aber in großen Kliniken mit geschickten Operateuren ist sie auch schon an der Tagesordnung. Der Operateur sollte anhand der CT-Bilder erkennen können, ob eine solche organerhaltende OP, in der also NUR der Tumor entfernt wird, bei Deiner Mutter möglich ist oder nicht. Bei Jürgen war es seinerzeit aufgrund der Lage des Tumors nicht möglich. Es hätte zumindest nur eine ca. 10 %-ige Chance für eine organerhaltende OP gegeben.

Von einer Biopsie des Tumors ohne Freilegung der Niere kann ich persönlich nur abraten: Meines Erachtens ist die Gefahr von Verschleppung von eventuellen Tumorzellen zu groß. Eigentlich wird das nach schulmedizinischer Meinung nicht mehr durchgeführt. Und trotzdem gibt es noch einige wenige Kliniken, die Nierenbiopsien bei Tumorverdacht vornehmen.

Sollte sich der Tumor in der zweiten Niere eindeutig bestätigen,
bleibt abzuklären, ob dieser Tumor mittels Thermoablation (wie bei Jürgen) oder Laserung entfernt werden kann. Auch dieses ist abhängig von der Lage und zum Teil auch von der Größe des Tumors. Hierzu müßtet Ihr Euch die CT-Bilder besorgen und sie zu einer konsilarischen Untersuchung in eine Klinik, die diese Verfahren anbietet, mitnehmen. Zuständig ist hierfür m.W. in der Regel die Radiologie. Bei Jürgen wurde die Thermoablation in der Uniklinik München-Großhadern durchgeführt. Sie ist immer dann eine gute Alternative, wenn die zweite Niere eines Patienten befallen ist, der Tumor nicht organerhaltend operiert werden kann oder der Zustand des Patienten eine OP nicht zuläßt.

Desweiteren gibt es die Möglichkeit der Embolisation. Bei Jürgen ist beides vorgenommen worden: Zunächst die Embolisation und dann die Thermoablation. Bei der Embolisation werden die blutzuführenden Gefäße des Tumors "verstopft", sodaß der Tumor weder Blutzufuhr noch Nahrung und Sauerstoff erhält. Bevor diese Therapiemaßnahme eingeleitet werden kann, wird mittels Angiographie (Gefäßdarstellung) festgestellt, wo und wie die blutzuführenden Gefäße des Tumors verlaufen.

Beide Eingriffe, sowohl die Thermoablation als auch die Embolisation, sind minimal invasive Eingriffe. Sie erfordern also keine OP und keine Freilegung der Niere. Beide Maßnahmen werden unter CT-Kontrolle durchgeführt und unter lokaler Betäubung bzw. "Rückenmarks-Betäubung" (wie die sogenannte "schmerzlose Geburt").

Der Arzt, der bei Jürgen die Thermoablation und Embolisation in Großhadern durchgeführt hat, ist mittlerweile Chefarzt an der Uniklinik Lübeck - Radiologie (Prof. Dr. Thomas Helmberger). Soweit mir bekannt ist, hat er diese Therapiemaßnahmen in Verbindung mit OA Dr. Hofmann an der Uniklinik München-Großhadern (Radiologie) durchgeführt. Vielleicht setzt Du Dich mit beiden Ärzten mal in Verbindung und versuchst einen konsilarischen Termin dort zu bekommen. Manchmal reicht es auch aus, die CT-Bilder zunächst per Post zur Ansicht zu senden.

Weitere Kliniken, die diese Therapie anbieten, sind u.W. Uni Hamburg-Eppendorf und Uniklinik Frankfurt/Main - hier Prof. Vogl. Letzter bietet auch die Lasertherapie von Nierentumoren an. Ob die anderen Kliniken ebenfalls lasern, ist mir nicht bekannt.

Vielleicht nimmst Du zunächst einmal Kontakt mit Prof. Dr. Helmberger an der Uniklinik Lübeck auf. Vielleicht kann er Dir weiterhelfen bezüglich einer Adresse, die in Eurer Wohnortnähe ist, falls Lübeck bzw. München und Frankfurt (zu) weit für Euch wären.Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass die entsprechenden Ärzte sich alle kennen und Prof. Helmberger immer sehr entgegenkommend und hilfsbereit war. Kontakte machst Du am besten über das Sekretariat der einzelnen Ärzte.

Übrigens: Eine Organtransplantation wird entfallen. Leider auch von Familienangehörigen, die ein Organ zur Verfügung stellen würden. Lt. Ethikvorschriften in Deutschland ist Grundvoraussetzung für eine Nierentransplantation zumindest eine 5-jährige absolute Tumorfreiheit. Und auch dann stünde Deiner Mutter zunächst einmal die Warteliste bevor. Bei einer Krebsdiagnose weigern sich die Ärzte in der Regel ein gesundes Organ eines gesunden Familienangehörigen einem krebskranken Patienten zu transplantieren. Auch wenn es der Wunsch des Familienangehörigen ist. Ohnehin wäre eine Transplantation relativ unsinnig, da das Nierenzellkarzinom nach bisherigem Kenntnisstand der Wissenschaft nur durch das körpereigene Immunsystem erfolgreich bekämpft werden kann. Bei Organtransplantation werden immer Immun-Suppressiva verabreicht werden müssen, d.h. das Immunsystem wird "heruntergefahren", um das transplantierte Organ nicht abzustoßen. Damit würde also das Gegenteil erreicht werden, von dem, was man braucht, um die Krebserkrankung bekämpfen zu können.

Eventuell wird bei Deiner Mutter eine Immun-Chemo-Therapie durchgeführt werden. Ich schreibe hier in diesem Fall "Eventuell", da ich nicht weiß, welche Therapiemaßnahmen bei den verschiedenen Krebsarten Deiner Mutter vorrangig ist. Falls eine Immun-Chemo-Therapie zur Bekämpfung eines Nierenzellkarzinoms durchgeführt werden sollte, so sind die Chancen, dass sie anschlägt, unter Dialyse sehr schlecht. Auch aus diesem Grunde wäre es sehr wichtig, abzuklären, ob es eine der obengenannten anderen Möglichkeiten gibt, ehe man an eine Nierenentfernung denkt.

Ich hoffe, ich konnte Euch ein wenig weiterhelfen und wünsche Euch viel Erfolg. Vielleicht konnte ich Euch ein wenig Hoffnung geben und einen Weg zeigen, der vielleicht Chancen bietet. Wir wünschen es Euch von ganzem Herzen.

Liebe Grüße und alles Gute

Ulrike und Jürgen
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