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Alt 12.01.2011, 10:03
mia32 mia32 ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

Hallo Angie,

ich wollte mich noch ganz doll für Deine lieben Worte bedanken! Meine Gedanken kreisen immer noch sehr um das Geschehene. Aber das hat ja auch niemand anders erwartet. Manchmal kann ich einfach nichts schreiben, dann ist alles wie zugeschnürt. Momentan bringt es mir ganz viel hier zu lesen. Jeden Tag lese ich mich durch diverse Themen. Mich macht zwar auch vieles hier traurig, aber so kann ich mich besser mit allem auseinandersetzen und spüre, dass ich nicht alleine mit meinen Gefühlen bin.
Meine Schwester trauert komischerweise gar nicht (sichtbar). Sie bricht nur hin und wieder ein wenig in Tränen aus, wenn andere Menschen ihr Mitgefühl und Anteilnahme zeigen. Sie war aber auch nicht so eng mit unserer Mutter wie ich. Sie wohnt mehrere 100km entfernt und wir haben sie und ihre Familie nur 1-2 mal im Jahr gesehen. Viel telefoniert hat sie auch nicht mit unserer Mutter. Aber sie hat uns aufgenommen als es meiner Mutter schlecht ging und ich es nicht alleine geschafft habe sie zu pflegen, da ich vor Angst um meine Mutter fast verrückt geworden wäre. Da bin ich echt froh, dass wir das gemeinsam hinbekommen haben und keinen Pflegedienst, Hospiz, Palliativstaion etc. in Anspruch nehmen mussten. Das hätte meine Mutter völlig verzweifeln lassen.

Zitat:
es tut mir leid zu lesen, dass auch Du Deine Mutter verloren hast - und das vor so kurzer Zeit, an Heikes Geburtstag ... wer weiß, vielleicht hat Heike Deine Mama sogar abgeholt? Das würde ich mir schön vorstellen können ...
Ja, das wäre wirklich schön gewesen. Meine Mutter hatte sehr große Angst davor nach dem Tod allein und ohne uns zu sein. Wir mussten ihr versprechen, dass wir von jedem von uns eine Haarsträhne mit in den Sarg legen. Was wir natürlich auch getan haben.

Zitat:
Und irgendwann begriff ich auch, dass sich so ihr größter Wunsch erfüllt hatte - sie wollte nie in ein Pflegeheim - und das hatte ich ihr schon versprochen als ich 6 Jahre alt war ... Heute bin ich froh für meine Mama, dass alles für sie so schnell ging und ja, manchmal vermisse ich sie, manchal auch so, dass es mich etwas traurig macht, aber nicht mehr immerzu und ständig und so dass es mir den Boden wegreißt - und dieser Verzweiflung und Traurigkeit sind dem gewichen, dass ich manchmal vor mich hinlächele, weil mir etwas einfällt aus der Vergangenheit, etwas Lustiges und schönes
Da geht es mir ganz ähnlich. Ich habe meiner Mutter versprochen, dass ich sie nie alleine lassen werde als meine Oma alleine im Krankenhaus gestorben war. Ich konnte sie zwar nicht in ihrem Zuhause pflegen, aber immerhin gemeinsam mit meiner Schwester bei meiner Schwester. Der Abschied von Zuhause fiel meiner Mutter so schwer, dass es mir fast das Herz zerrissen hätte, aber wir hatten keine andere Wahl. Früher oder später wäre ich völlig verrückt geworden und was wäre dann gewesen? Dann wäre sie doch irgendwo hingekommen ...

Zitat:
Was mich eher traurig stimmt ist die tatasache, dass ihre Enkelkinder sie nicht bei sich haben - eine Oma ist für Kinder wichtig und schön.
Aber nun sind sie trotzdem groß geworden und vielleicht war es auch widerum gut so, wie es war ... schlimmer wäre gewesen, sie hätten sie geliebt und verloren, als sie 8 oder 13 waren ...
Mein Sohn war 8 als meine Mutter starb. Aber er hat es erstaunlich gut wegesteckt (zumindest sieht es so aus). Ich glaube, dass Kinder in dem Alter noch viel gelassener mit allem umgehen. Immerhin konnte sie ihm noch ganz viel zeigen und hat die Liebe zu Tieren und Pflanzen an ihn weitergeben können. Sie sind oft in eine Gärtnerei gefahren und haben dort alle Pflanzen besprochen. Meine Mutter kannte von fast allen den Namen - auch den lateinischen. Hoffentlich kann sie ihren grünen Daumen dort, wo sie nun ist, gut gebrauchen. Es wäre so schade um das ganze Wissen und ihre Gabe.

Zitat:
Und Deine Mama weiß das nun schon ... wir werden es auch wissen, jeder von uns - irgendwann.
Ich hoffe es sehr und es sind auch ein paar Dinge geschehen, die mich darin bestärken daran zu glauben.

Zitat:
Ich wünsche Dir so sehr, dass Du gerade jetzt diese wahrscheinlich bedrückende Weihnachtszeit einigermaßen überstehst - schau nach vorne, wenn Du kannst. Bald wird es Frühling und es ist ein Vergehen und immer wieder ein Neubeginn ...
Danke, ich habe sie einigermaßen geschafft. Alleine schon für die Kinder.

Wie geht es Dir denn inzwischen so und wie haben Heikes Kinder den Jahreswechsel überstanden? Ich hoffe, dass es langsam bergauf bei Euch geht!

Liebe Grüße
Mia

Geändert von mia32 (12.01.2011 um 10:06 Uhr)
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