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Alt 10.02.2009, 09:02
NTH NTH ist offline
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Standard AW: Ich will mein Leben zurück

Was mir heute Nacht noch zu dem Thema "die anderen" durch den Kopf gegangen ist....

In den Jahren bei der Krankenkasse habe ich sehr viele Krebspatienten / patientinnen betreut.
Mir ist das immer sehr nahe gegangen und ich habe gedacht, dass ich erahnen kann, wie sie sich fühlen.
Das ein oder andere mal habe ich sogar gesagt: "ich kann mir vorstellen, wie es ihnen geht".

Auf der Nachhauseweg von der Biopsie, schon mit der Ansage: "das ist was, was auf jeden Fall raus muss", ging mir das durch den Kopf und für meinen - zwar gut gemeinten Spruch - habe ich mich sehr geschämt.

Es kann niemand, aber auch niemand, der nicht betroffen ist, nachfühlen, wie es sich anfühlt, wenn "es" tatsächlich passiert ist.
Von daher erwarte ich da auch nicht so viel.

Ich habe das Glück gehabt, zur Zeit der Diagnosestellung viel in der Jugenhilfe zu arbeiten, wo man eh recht "eng" beeinander ist.
Die Kollegen und Kolleginnen waren unglaublich toll zu mir.

Ich konnte reden, wenn ich reden wollte, aber mich hat zu keinem Zeitpunkt jemand "schief" angekuckt.
Sie haben mit mir gelacht und auch geweint.
Wenn sie merkten, dass ich schlecht drauf war, aber auf keinen Fall nach Haus wollte, musste ich dann meistens zum Einrichtungsleiter und dringend mit ihm Vorstellungsgespräche führen, weil ich die Leute ja immer so gut einschätzen kann *lol* .
Zu deutsch: er hatte strikte Anweisung gegeben, mich in so einer Verfassung sofort an seine Seite zu bugsieren, weil er selbst schauen wollte, dass es mir gut geht.
Warum sie das so gut hinbekommen haben, vielleicht liegt es daran, dass sie sowieso mit einem hohen Mass an Empathie ausgestattet sind, wer weiß.

Nichtsdestrotrotz, ich glaube "Ottonormalverbaucher", kann sich in unser Gefühlsleben nicht reinfühlen - selbst wenn er uns noch so nahe steht.

Lieben Gruß
Nicole
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