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Alt 23.06.2006, 09:54
Benutzerbild von Claudia Junold
Claudia Junold Claudia Junold ist offline
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Registriert seit: 10.05.2003
Ort: Bayreuth
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Standard AW: Liebe Neue, Bitte Kein Neues Thema Eröffnen, Sondern Hier Schreiben!!!

Liebe Sunny,

also, wenn Du wissen willst, wo Du statistisch stehst, dann kannst Du unter http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...ad.html?t=2921 nachsehen. Bitte denke aber immer dran, daß eine Statistik niemals Deine persönliche Prognose widerspiegeln kann! Sie kann nur dazu dienen, einen ungefähren Anhaltspunkt zu liefern, wie man die Krankheit einzuordnen hat.
Ja natürlich, war auch meine Familie nach meiner Diagnose völlig neben der Bereifung. Aber - getröstet habe ich sie eigentlich nicht. Eher war es für mich eine Erleichterung, daß mein Mann meine Erkrankung ernst genommen hat, daß er sich der Gefahr, in der ich schwebe bewußt war und auch wirklich mit mir zusammen geweint hat. Ich habe mich dadurch verstanden und aufgefangen gefühlt. Wenn er gesagt hätte: ach, das ist doch nicht so schlimm. Das wird schon wieder - oder ähnlichen Käse, wäre ich vermutlich aggressiv geworden. Wenn man eine Krebsdiagnose bekommt IST DAS SCHLIMM! (Wobei mein Befund schon noch ein anderes Kaliber war...) Keiner muß immer stark sein. Weder als Betroffener, noch als Angehöriger - und schon gar nicht in der ersten schlimmen Zeit, wo alles besonders ungewiß, unsicher und beängstigend ist und man überhaupt nicht weiß, ob und wie alles weitergeht... Wichtig war für mich, daß mein Mann mich immer unterstützt, begleitet und meine Entscheidungen mitgetragen hat.
Ich hatte vor meiner Diagnose aus einen ganz anderen Grund eine vierjährige Psychotherapie gemacht und war deshalb eigentlich psychisch sehr stabil und habe meinen "inneren Frieden" sehr schnell wieder gefunden. Außerdem bin ich von Haus aus eher der "Macher" als der "Lasser". Ich war heilfroh, dieses Forum gefunden zu haben, Antworten auf meine Fragen zu bekommen und aktiv werden zu können. Das hat mir am meisten geholfen. Das gibt einem das Gefühl, nicht nur einfach ausgeliefert zu sein. Auch habe ich mich damals ja nach reiflicher Überlegung gegen die konventionellen und für biologische Therapien entschieden. Das erfordert sehr viel mehr Engagement und Eigeninitiative, als wenn man sich passiv behandeln läßt. Daraus habe ich viel Selbstbewußtsein gezogen und gemerkt, daß ich nicht nur hilflos ausgeliefert bin, sondern aktiv eine ganze Menge machen kann.
Liebe Sunny, ich würde Dir auch sehr dringend raten, die professionelle Hilfe eines Psychtherapeuten oder sogar Psychoonkologen in Anspruch zu nehmen. Das kann Dir sehr viel Druck nehmen und würde Dir in jedem Fall weiterhelfen. Das Problem ist nur, daß diese Therapeuten meistens sehr ausgelastet sind und lange Wartezeiten haben. Es liegt an Dir "Dampf" zu machen und evtl. doch einen "Nottermin" zu bekommen. Oft klappt es nämlich und man kann die bis zu 2-jährige Wartezeit umgehen.
Ich wünsch Dir ganz viel Glück und alles Liebe!

Claudia