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Alt 09.07.2004, 22:02
Gast
 
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Standard Behandlung mit Docetaxel/Estramustin

Habe schon vor zwei Tagen geantwortet, aber ich muß einen Fehler gemacht haben, so daß nichts erschienen ist. Daher nochmals.
Zur Frage von Rudi: PSA-Werte absolut sind mir verhaßt, sie beunruhigen mich nur. Meine Werte sind bald nach Therapiebeginn auf ein Viertel zurückgefallen und sind dort stabil, ich fühle mich nach wie vor großartig und mein Onkologe ist zufrieden; was will ich mehr! Meine Therapie mit Taxotere (Docetaxel)+Zometa+Estramustin+ Fortecortin dauert jedoch kontinuierlich an, alle 4 Wochen. Ich habe auch schon mal nur 3 Wochen Pause gemacht, wenn es mit dem Urlaub besser gepaßt hat, könnte aber auch, da die Lage stabil ist, auch mal eine längere Pause zwischen zwei Therapieschüben machen, meint mein Onkologe, wenn ich wollte; aber ich will nichts riskieren.

zu Marina: Ich kenne die Depression, man kann was dagegen tun, nicht jedoch gegen den Karakter des Menschen. Ich hatte solche Depressionen, daß ich nicht aufstehen wollte, war körperlich blockiert und überhaupt nicht zu genießen. Der Psychiater, den ich aufsuchte, half mir mit Remergil 30 + Citalopram 40. So konnte ich wieder auf Hilfskrücken wie Tavor verzichten, die einem zeitweise das Leben überhaupt erst ermöglichen, aber nicht heilen und die Gefahr der Gewöhnung bergen. Laßt Euch beraten. Ich bin jetzt, nach 1,5 Jahren, am Ende des Herunterfahrens und nehme noch 15 mg Remergil, das in dieser Dosierung nicht mehr antidepressiv wirkt, sondern noch beim Einschlafen hilft, was ich eigentlich nicht brauche, aber so habe ich das mit dem Psychiater ausgemacht; in etwa 2 Wochen will auch damit aufhören, nehme aber weiterhin das weniger wirksame, aber dafür harmlose Johanniskrautextrakt (Laif).

zu Anke: Ich rate dringend, aufgrund meiner Erfahrung, einen Onkologen einzuschalten. Alle anderen Ärzte, inklusive Urologen, könnten überfordert sein. Ich habe meinen verlassen, als er mir nach einer Knochenszintigraphie, die ich wegen der Rückenschmerzen übrigens selbst angestoßen hatte, mein unasuweichlich herannahendes Ende prophezeite. Ich ging dann nach Freiburg in die Klinik für Tumorbiologie und holte die Meinung der dortigen Fachärzte ein, die sich "Second Opinion" nennt und von meiner TKK nicht getragen wurde und um 800 € kostete. Die sich aber gelohnt hatten! Ich kann jedem diese Einrichtung empfehlen, der die Kosten tragen kann. Sie gaben die Meinung ab, berieten mich in Ernährungs- und psychologischen Sachen, zusammen mit meiner Frau, und noch vieles mehr, eine Therapie wurde vorgeschlagen und ein Onkologe in meiner Nähe, der ein Volltreffer war! Er hielt sich an die Anweisungen aus Freiburg. Erst im zweiten Versuch setzte er dann die oben genannte Therapie, von der mir der Urologe ein Jahr zuvor abgeraten, und die ich aus den USA und Uni Berlin empfohlen bekommen hatte!

An alle: Ich fühle mich wie neugeboren und ähnele so einem immer mehr, da mich die Haare verlassen. Ich kann es verschmerzen, der Gewinn ist ungeheuerlich. Die Geschmacksveränderungen auf das Salzige finden nur in der Therapie, also etwa 5 Tage lang statt. Ich habe angefangen zu kochen, auch französisch, und kann mich dann an die Gegebenheiten anpassen. Bei Fortecortin bin ich überaktiv, aber dann mache ich alle im Haus nervös und arbeite zum Nutzen aller irgendetwas auf.
Ich will nicht verhehlen, daß ich in meiner Not wieder den Weg zu meinem Gott, der längst verschüttet und zuwenig beachtet in Rudimenten in mir herumlag, suchte und fand. Ich habe verstanden, daß mir diese Prüfungen auferlegt wurden, um wieder zu Ihm zu finden und bin fest überzeugt, daß es mir mit Seiner Hilfe auch weiter wirksam geholfen werden wird. Ich habe, in meinem Übermut, mit ihm ausgemacht, daß ich in so gutem körperlichem und geistigen Zustand ewig leben werde, und wenn nicht, dann wenigstens bis zu meinem Tode! Das solltet Ihr als das auffassen, was es ist, nämlich der Ausdruck meiner Lebensfreude und damit wiedergewonnen Frechheit.

Also, faßt wieder Mut, es kann und wird wieder besser werden!
Branko
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